Autor: Dr. med. Thomas Walser

  • Gurumedizin

    Gurumedizin

    Es ist mir ein Anliegen, etwas zur Gefahr der „Guru-Mentalität“ (Hybris) gewisser Komplementärtherapeuten oder Ärzte zu schreiben – und auch zum „Guru-Charakter“ gewisser Therapieformen.

    Was sich salutogenetisch ausgibt, ist absolutistisch pathogenetisch

    Ich spreche hier von Methoden, die ein „Guru“ anwendet, das heisst ein Mensch, der etwas absolutistisch behauptet, das niemand sonst nachweisen oder nachempfinden kann oder mittels Studien reproduzierbar und zu verifizieren wäre. Man muss es also schlicht und einfach „glauben“.
    Damit ist jede Mitarbeit und Mitverantwortung des Klienten ausgeschlossen. Der „Patient“ wird zum passiven Gläubigen, der hinnimmt.

    Guru-Therapeuten glauben im Grunde, dass der Mensch zu schwach zur Selbsthilfe ist. Sie misstrauen den Selbstheilungskräften des Klienten.
    Machtansprüche und Unfehlbarkeit können Triebfedern auf Therapeutenseite sein – Narzistische Störungen sind unter ihnen weitverbreitet.
    Es ist ein geschlossenes System ohne Ausweg zur wirklichen Heilung.

    Weiterlesen: Welches Menschenbild hat mein Therapeut/Therapeutin?

    Glaubensdiagnosen und exotische Therapien

    In der Homöopathie wimmelt es von Gurus. Doch auch abseits davon spriessen zahllose „Guru-Therapien“ und „Guru-Therapeuten“ aus dem Boden.

    Ein Beispiel: Mit einem (sehr teuren) „Diagnosegerät“ stellt der Guru eine „Glaubensdiagnose“ – häufig etwa „Weizen- oder Milchallergie“, „Übersäuerung“, „Verschlackung“ oder einen „Mangel“ an irgendetwas. Darauf folgen mehrere „therapeutische“ Anwendungen. Am Ende verkündet der Guru, alles sei nun gut und geheilt.

    Ob sich etwas verändert hat, bleibt unüberprüfbar. Man muss es glauben. Meist behandeln sie unspezifische, psychosomatische Beschwerden, die auf das Ritual der „magischen Behandlung“ oft prompt und vorübergehend ansprechen. Amen!

    Übrigens: Die Bedienung solcher Geräte erlernt der selbsternannte Guru oft in wenigen Stunden.

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    Copyright beim Tages-Anzeiger, 01.09.2020

    Weitere typische Beispiele:

    • Lassen Sie sich nicht den Genuss am Leben vergällen und madig machen, z.B. von Therapeuten, die ein Bild vom „Menschen als Müllhalde“ haben, der entgiftet werden muss (Darmspülungen, Entgiftung, Trinkkuren, Ausleitung, Dauerbrause, Detoxikationen…), die ein Horrorszenario von Umweltgiften, Pilzen und Mikroorganismen ausmachen – „madig“ eben… Gurus beschäftigen sich oft mit „Entgiftung und Entschlackung“ unseres so unreinen Körpers…
      Dies können wir kosten- und Nebenwirkungsfrei selbst in jeder unserer Körperzelle mittels der wunderbaren Autophagie anregen: walserblog.ch/2019/01/12/detox-intervallfasten/
    • Sie lobpreisen auch Mittel oder Therapien gegen „Übersäuerung des Körpers“ und verkaufen Urintests dazu und Basenpulver, etc. – dabei hat unser Körper starke Selbstkräfte, die unseren Säure-Basen-Haushalt stets im Gleichgewicht halten – und fleischlos essen mit viel Gemüse und Früchte ist das Allerbeste!
      >>> walserblog.ch/2021/08/19/uebersaeuerung/
    • Gegen Elektrosmog und Wasseradern benötigt man keine teuren Abschirmungen. Falls man das Gefühl hat, sensibel darauf zu sein, findet man im Internet auch Bastelanleitungen für wenig Geld. Das Bett verstellen oder den Radiowecker, das Freihandtelefon, den Router und Repeater ausziehen und das Smartphone nachts in den Flugmodus setzen, kann schon reichen.
    • Diätpläne müssen nicht teuer erkauft werden (ernaehrung/). Auch Fitness nicht (bewegung/; jogging/). Anti-Aging auch nicht (anti-aging/).
    • Mangelvorstellungen sind in diesem Umfeld auch sehr häufig: Es fehlt an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen,. Mikronährstoffe, … Wieder eine potentielle Schwächung unseres Selbstbildes („Ich bin voller Schlacken, übersäuert und es fehlt mir dazu noch Einiges…!“). Keine Salutogenese!
    • Nicht gegen alles und jedes impfen – aber auch nicht nichts: Individuell entscheiden ist hier wichtig (www.impfo.ch).

    „Aber mir hat es doch geholfen?“

    Ein Ausspruch, der immer mal wieder in Mail-Kommentaren steht (aus piqd.de: www.piqd.de/gesundheit/bin-ich-krank/). Immer dann, wenn wir in einem unserer Texte über eine Therapie oder einen Test berichtet haben, der zwar stark beworben wird – aber nicht funktioniert. Im besten Fall. In vielen Fällen macht Pseudo-Medizin nicht nur nicht wirklich gesund, sondern kränker, ärmer oder es wird verhindert, dass sich ein Mensch einer erprobten Behandlung der wissenschaftlichen Medizin unterzieht.

    Wenn wir in unseren Texten dann aber die Fakten anführen, warum eine angeblich rettende Therapie, ein „Wundermittel“ eben keine sind, nehmen dies Leser in ihren Rückmeldungen an uns als – höflich formuliert – überheblich, arrogant und fern ihrer Realität war.

    Hier die ausführlichere Antwort des MedWatch-Team >>>

    (Weitere Literatur: Christian Kreil, «Fakemedizin», Verlag Komplett-Media)

    Paracelsus

    Das Drama des Paracelsus bestand darin, dass er nach seinem revolutionären Verwerfen der Vier-Säfte-Lehre eine eigene „Guru-Medizin“ schuf: die alchemistische Medizin. Er sprach nicht mehr über das Sieden und Garen von Säften, sondern über die Umwandlung der Grundstoffe Quecksilber, Schwefel und Salz. Dabei suchte er die Quintessenz dieser Stoffe durch chemische Bearbeitung – die Grundlage der Spagyrik und später der Homöopathie. Wie genau dies geschah, bleibt unklar, ausser für den „Guru“, der es behauptete. So entstand eine undurchschaubare neue Lehre aus der mittelalterlichen Alchemie, meist mit unklarem Ausgang und oft einer Quecksilbervergiftung – eine eigentliche „Eso-Medizin“.

    Der „Gute Guru“

    Ein Guru ist ursprünglich ein spiritueller Lehrer (im Hinduismus oder im tantrischen Buddhismus). Und eine sehr wichtige Eigenschaft eines wahren Gurus ist es, dazu zu stehen, dass man nicht alles wissen kann, nicht zu allem eine Antwort hat. Dazu Pema Chödrön:
    „Raum für Unwissenheit zu lassen, ist das Wichtigste von allem. Wenn es eine grosse Enttäuschung gibt, wissen wir nicht, ob das das Ende der Geschichte ist. Vielleicht ist es nur der Anfang eines grossen Abenteuers. So ist das Leben. Wir wissen gar nichts. Wir nennen etwas schlecht; wir nennen es gut. Aber in Wirklichkeit wissen wir es einfach nicht.“

    Es hat etwas zutiefst Erregendes zu sagen: „Ich weiss nicht“, es gibt ein unmittelbares Gefühl der Freiheit, das mit dieser Aussage der Tatsache einhergeht. Das Nichtwissen ist Stärke. Manche könnten fragen: „Wie kann das Nichtwissens Stärke sein: es erfüllt mich mit Angst?“ Nun, Nichtwissen ist Stärke, solange dieses „Nichtwissen“ fest damit verbunden ist, dass dies ein wohlwollendes Universum ist und dass alles, was mir geschieht, gut und für mich ist.
    Uns Ärzt*innen und Therapeuten tut es sehr gut und stärkt uns, auch sagen zu können „Ich weiss es nicht!“ – und nicht immer „Besserwisser“ zu spielen, also eine (falsch verstandene) Guru-Mentalität einzunehmen.

    Alles in der Welt war mein Guru

    Zum Ende dieses Blogs frage ich mich, wer denn meine Lehrer sind und waren. Und meine Antwort war die gleiche wie die von Ramana Maharshi in der letzten Überschrift:
    Alle, die ich je getroffen habe! Es ist eine wunderbare Art zu leben, jeden und alles als einen liebevollen Lehrer zu sehen. So sind auch alle meine Patient*innen meine Gurus, meine Freunde, meine Lebenspartnerin (vor allen!) und Kinder (ja, genau die!), aber auch meine „Feinde“ (hab ich die überhaupt?) – und selbst die pathogenetisch ausgerichteten, oben arg kritisierten Ärzte und Therapeuten. Und so wird auch kein „Guru“ allein zur Obsession…
    Alle waren meine Gurus und gaben mir etwas und viel.
    Alles, was mir begegnet ist FÜR mich.

    Foto von Deva Darshan auf Unsplash

    Letzte Aktualisierung von Thomas Walser:
    20. Januar 2025

  • PAINS, „Hochstaplermoleküle“

    PAINS, „Hochstaplermoleküle“

    All pain, no gain

    Das typische an PAINS sind lange Listen von wundersamen Heilwirkungen, die im Internet rumgeistern. Doch Achtung: Es sind allesamt sogenannte Hochstaplermoleküle oder eben PAINS (Pan-assay-interference-compounds). Sie gaukeln uns alles im Reagenzglas vor – und halten dann nichts in den klinischen Versuchen am Menschen.
    Eben: „all pain, no gain!“ (J. Baell & M.A. Walters in Nature).

    Curcumin in Kurkuma und Resveratrol im Wein

    Ein Musterbeispiel dafür ist das Curcumin (Kurkuma). Ich habe gleich an zwei Stellen meiner Website Kurkuma rausnehmen müssen, nachdem ich das entlarvende Video von maiLab zu PAINS gesehen habe: youtu.be/TjqhsbGUoJw. Dieser YouTube-Kanal ist höchst empfehlenswert – diese Frau ist eine Wucht!

    Auch Resveratrol aus der Weinbeere wurde als Pan-Assay-Interferenzmaterial identifiziert, das in vielen verschiedenen Laboruntersuchungen positive Ergebnisse liefert. Diverse In-vitro-Studien zeigen „wunderbare Wirkungen“, z.B. dass Resveratrol das Sirtuin 1 aktiviert (hier auf meiner Website).

    Oder die Zistrose, hoch angepriesen gegen den Coronavirus!

    Dies ist typisch: PAINS zeigen in unzähligen Screenings (Assays) positive Hits, gehen unzählige Bindungen mit z.B. krankhaften Eiweissstoffen von Krebszellen ein und blockieren diese. Deshalb sind sie aber noch lange nicht krebsheilend! Und trotzdem geistern nun die langen Listen mit „Heilwirkungen“ im Internet rum…

    Chemische Hochstapler vereiteln Medikamentenentwicklung

    Vielleicht gelingen mit den PAINS dann auch einige Versuche an Mäusen (In-vivo-Studien) noch ganz ordentlich. Jedoch die entscheidenden klinischen Studien mit dem Menschen misslingen dann alle komplett!
    Auch bei den Multi-Effekt-Substanzen Kurkuma/Curcumin und Weintraube/Resveratrol fand ich keine einzige relevante (heisst doppelblind-randomisierte), positive klinische Studie am Menschen… und trotzdem stehen selbst in Apotheken diverse „Medikamente“ mit Curcumin oder Resveratrol – und werden dementsprechend grossmundig angepriesen.

    „Naivität über promiskuitive, Assay-missbrauchende Moleküle verschmutzt die Literatur und verschwendet Ressourcen“, warnen in Nature Jonathan Baell und Michael A. Walters.

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    aus: Nature 513, 481–483 (25 September 2014)

    Quellen:
    Nature und maiLab erwähnt!
    (Nature 513, 481–483 (25 September 2014: J. Baell und M. A. Walters; Chemistry: Chemical con artists foil drug discovery – https://www.nature.com/articles/513481a
    )

    Veröffentlicht am 06. März 2021 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    02. Februar 2025

  • Chronische Entzündungen als zentraler Motor vieler Krankheiten und der Fatigue

    Chronische Entzündungen als zentraler Motor vieler Krankheiten und der Fatigue

    Chronische Müdigkeit – die Fatigue

    Leonardo da Vinci litt grosse Teile seines Lebens an Schlaffheit und Antriebslosigkeit. An schöpferischer und rastloser Motivation schien es ihm nicht zu fehlen. In einem Brief an den Herzog von Mailand schrieb er 1480, er könne mobile Brücken bauen, alle Arten von Kanonen herstellen und auch Skulpturen aus Ton, Bronze sowie Marmor erschaffen. (Quelle).

    Allermeist nicht körperlich…

    Zu viel Sport, Konflikte, Depression… – in den allermeisten Fällen ist Müdigkeit nicht auf eine körperliche Erkrankung zurückzuführen…

    Zuerst mal der Weltschmerz…

    „Müde. Alle sind ständig müde, und die Müdigkeit nimmt immer neue Formen an: Es gibt die »Ukraine-Müdigkeit« (nicht schon wieder Waffenlieferungsdebatten), die »Klimamüdigkeit« (ist doch eh alles zu spät), die »Mitleidsmüdigkeit« (nach den Opfern Putins jetzt auch noch die im Nahen Osten). Die »Demokratiemüdigkeit« hat ohnehin Dauerkonjunktur (weil Aushandeln anstrengender ist als blindlings folgen). Und wer diesen Begriffen nicht in den Medien begegnet, weil er nichts hört, sieht, liest? Der ist nachrichtenmüde. Das Zeitalter der Polykrise ist auch eines der Polymüdigkeit, der Polyerschöpfung.“
    (Aufwachen von A. Agarwala und  M. Probst aus DIE ZEIT, 08/2024)

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    …und unser Immunsystem

    Hinter solch permanenter Energielosigkeit könnte nicht etwa ein Mangel an Wille, Ideen oder Interesse stecken – sondern: unser Immunsystem!
    Dies berichten Forscher um Michael Treadway von der Emory University. Sie konzentrierten sich auf die Auswirkungen von leichten, aber chronischen Entzündungsprozessen. Solche treten beispielsweise bei anhaltendem Stress, bei chronischen Schlafstörungen, Chronische Schmerzkrankheit, Übergewicht, Metabolischem Syndrom und Dysbiose, einem Ungleichgewicht der Darmflora auf. Aber natürlich auch bei Entgleisungen des Immunsystems nach akuten Infektionen, wie Post-Covid nach Covid-19, Longcolds oder ME/CFS (Chronic-Fatique-Syndrom)… Es sind eigentliche „Schwellbrände“ unseres Körpers (und Seele?).
    Dies auch bei Hypertonie oder Arterienverkalkung.

    Entzündungsneigung als zentraler Mechanismus

    In den vergangenen Jahren hat die Medizin erkannt, dass viele Erkrankungen eine mehr oder weniger ausgeprägte Entzündungskomponente haben. Das gilt selbst für Krankheiten wie Atherosklerose, Darmkrebs oder neurologische Erkrankungen. Die Gerontologie betrachtet chronische Entzündungen inzwischen als zentralen Mechanismus des Alterns. Dieser Zusammenhang wird als Inflammaging bezeichnet. Deswegen ist eine antientzündliche Ernährung so wichtig.

    Bekannt ist, dass im Rahmen des Bluthochdrucks in den Blutgefässen des Körpers eine Entzündungsreaktion auftritt, so dass der Schlüssel einer erfolgreichen Behandlung des Bluthochdrucks möglicherweise in der Abschwächung dieser Entzündungsreaktion liegt. „Seit einiger Zeit geht man davon aus, dass auch die durch Bluthochdruck geförderte Gefässverkalkung (Atherosklerose) nichts anderes als eine chronisch voranschreitende Entzündung des Gefässbettes ist.”(Quelle: Uni Mainz)

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    Pathologische Aktivierung des Immunsystems

    Die Entzündungsparameter im Blut (CRP, Interleukin-5, Interleukin-1 beta (IL-1 beta), Kortisol) sind zum Beispiel bei Patienten mit einem Metabolischen Syndrom erhöht. Es ist bekannt, dass Fettgewebe Entzündungsprozesse begünstigen kann. Die Theorie: Wenn Fettpolster zu schnell anwachsen, werden sie nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt (Hypoxie) und rufen die Fresszellen (Makrophagen) des Körpers auf den Plan. Das Risiko für chronische Entzündungen steigt.
    Selbst der Anblick allein von Süssem kann bei einem Übergewichtigen ein Entzündung auslösen! In Erwartung eines süssen Teilchens schnellt der Insulinspiegel schon vor dem ersten Biss in die Höhe und sorgt so für einen geschmeidigen Abtransport der Kohlenhydrate nach der Mahlzeit.
    Der Blick aufs Essen aktiviert im Gehirn offenbar bestimmte Immunzellen, die sogenannte Mikroglia. Diese Zellen schütten dann einen Entzündungsfaktor namens Interleukin-1 beta (IL-1 beta) aus. Normalerweise ist dieser Faktor an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt, im Verdauungsfall aber stimuliert IL-1 beta über einen bestimmten Nerv die Ausschüttung von Insulin. Mit Entzündungen im eigentlichen Sinne haben all diese Vorgänge nichts zu tun.
    Nun gibt es aber den Verdacht, dass ein chronisch erhöhter Blutspiegel des Entzündungsfaktors IL-1 beta bei übergewichtigen Menschen Diabetes auslösen könnte.
    Diese Gesamtentzündung wird heute als mitverantwortliche Ursache der Insulinresistenz, des Fehlens von Insulinsekretion bei Diabetes und auch der Arteriosklerose, sowie Krebs gesehen.
    Bei einem gesunden Menschen funktioniert IL-1 beta als ganz normale Verdauungshilfe, ein nur etwa zehn Minuten andauernder Prozess: Der Kopf stupst die Bauchspeicheldrüse gleichsam nur an. Bei stark übergewichtigen Menschen aber ist die IL-1-beta-Produktion überschiessend und andauernd wie bei einer chronischen Entzündung.
    Dieser Zusammenhang von Immunsystem und Stoffwechsel (auch Immuno-Metabolismus genannt) beschreibt Jacques Philippe eindrücklich im Schweiz Med Forum 2018 (aber auch die Ernüchterung einer antientzündlichen, medikamentösen Therapie dagegen).

    Auch wenig Sinn im eigenen Leben zu sehen, erhöht nach neueren Studien stets (wie beim Dauerstress) etwas den Kortisolspiegel im Blut, was eine permanente Schwächung des Immunsystems nach sich zieht – und deshalb nachgewiesenermassen eine Erhöhung der Entzündungsneigung: walserblog.ch/2021/07/04/sinn-im-leben/!

    Auch der Darmflora wird eine grosse Rolle zugesprochen. Die Darmwand ist bei Patienten mit Übergewicht und Diabetes weniger dicht: dadurch können bakterielle Wandprodukte, sogenannte Lipopolysaccharide, sie besser durchdringen und Entzündungen in verschiedenen Geweben verstärken. Die Zusammensetzung der Darmflora scheint dabei eine wesentliche Rolle zu spielen! Mehr zum Diabetes als Entzündung!

    Aufhorchen lässt, dass neuste Studien zeigen, dass sich Mikroplastik aus unserer Umwelt in vielen Organen unseres Körpers ablagern und Entzündungen hervorrufen können. So fand man in Blutgefäss-Plaques diese Kunststoffteilchen, was auch zu Arterienverkalkung und Herzinfarkt, resp. Hirnschlag führte! Weiterlesen >>>

    Einsamkeit ist ein weiterer Dauerstress und führt zu chronischer Entzündung >>>

    Schwere Verläufe bei Covid-19

    Ob ähnliche Prozesse bei schweren Verläufen bei Covid-19 eine Rolle spielen, wird nun vermutet. Deshalb wirken hier auch Medikamente, die das überschiessende Immunsystem, den „Zytokinsturm“ bremsen, wie Dexamethason (ein potentes Kortison) oder auch die Pestwurz (Tesalin).
    Weiterlesen über ME/CFS nach Covid-19 >>>

    Dopamin durch Entzündung gehemmt

    Die Wissenschaftler haben vorliegende Studien zum Einfluss des Immunsystems auf die Dopaminausschüttung ausgewertet: „Can’t or Won’t? Immunometabolic Constraints on Dopaminergic Drive“.
    Dopamin, ein Hauptakteur im Belohnungssystem des Gehirns, spielt eine zentrale Rolle für unsere Motivation. Sie fanden, dass unsere Aufwandsbereitschaft infolge von Entzündungsprozessen abnimmt.

    Ihr Resümee: Entzündungen führen dazu, dass Botenstoffe (Zytokine) ausgeschüttet werden, die im Gehirn die Ausschüttung von Dopamin hemmen. Dadurch sinke unsere Bereitschaft, sowohl körperliche als auch geistige Mühe aufzuwenden. Diese Studie erweitert das Verständnis von Motivationsmangel bei körperlichen Erkrankungen, aber auch bei Störungen wie Depressionen.

    Bei akuter Entzündung ist Müdigkeit Zeichen einer guten Immunantwort

    Die motivationshemmende Funktion des Immunsystems ist eine im Prinzip hilfreiche Erfindung der Evolution. Damit ist sichergestellt worden, dass sich ein Mensch nicht überanstrengt, wenn er sich einen Infekt eingefangen hat. Denn die Genesung erfordert viel Energie: Bei Infektionen oder auch bei grossen Wunden kann der Zuckerstoffwechsel des Immunsystems um bis zu 60 Prozent steigen – und diese Energie muss anderswo abgezogen werden. Wir werden dann zu Recht träge.
    Auch bei der Neuroinflammation tritt eine grosse Müdigkeit (als Beispiel während einer Grippe) akut als Zeichen einer guten Immunantwort auf.

    Differentialdiagnose der Chronischen Müdigkeit oder Fatigue

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    Fortbildung USZ, 19.03.2024

    Therapieansätze

    Diese habe ich hier bereits hier erwähnt >>>.
    Sie können auch bei der Chronischen Müdigkeit so übernommen werden. Es geht häufig um ein eigentliches Herunterfahren unseres Organismus und Stoffwechsels – um einen Reset mit einer Erholungsphase.

    Eine wirksame antientzündliche Ernährung hat drei Säulen:

    • Als Erstes gilt es, Über- und Untergewicht zu vermeiden.
    • Zweitens sollte die Kost möglichst viele antientzündliche Komponenten beinhalten wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Beeren, Vollkornprodukte, Obst, Tee und hochwertige Pflanzenöle (Oliven-, Lein- und Rapsöl), auch fermentierte Milchprodukte (Joghurt, Käse).
    • Drittens sollte man wenig entzündungsfördernde Nahrungsmittel zu sich nehmen. Entzündungsfördernd sind rotes und verarbeitetes Fleisch, Alkohol, Kochsalz und Transfette, die vor allem in Lebensmitteln wie Pommes und Chips vorkommen. Ebenfalls ungünstig sind Kokosöl und verarbeitetes Palmöl, weil sie viele gesättigte Fettsäuren enthalten. Kochsalz hemmt das Wachstum antientzündlicher Darmbakterien. Gesättigte Fettsäuren wirken auf einen Rezeptor im Gehirn, wodurch mehr entzündungsfördernde Botenstoffe gebildet werden. Alkohol und das in rotem Fleisch enthaltene Häm-Eisen wiederum erhöhen den oxidativen Stress im Körper: In beiden Fällen entstehen beim Abbau hochreaktive Sauerstoffverbindungen, die mit allem reagieren, was ihnen in die Quere kommt, also auch mit zelleigenen Strukturen. Das Immunsystem reagiert auf solche Zellschäden mit einer Entzündung, weil es die beschädigten Zellen loswerden will. Außerdem enthält Fleisch viel Arachidonsäure, die eine direkte Vorstufe von Entzündungsfaktoren ist.

    All das erfüllt beispielsweise die mediterrane; auch vegetarische Ernährung.
    (7 spezielle Lebensmittel für eine antientzündliche Ernährung)

    >>> Guptaprogramm
    Screenshot

    Weiterlesen >>>

    Hilft Eisen gegen diese Müdigkeit?

    Bei chronischen Entzündungen entsteht manchmal eine Anämie – aber häufig auch eine Eisenüberladung. Hier wäre eine Therapie mit Eisen fatal!

    Was hilft nun diagnostisch abzuklären, ob man Eisen benötigt?
    Ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) im Blut ist ein Zeichen, dass im Körper ein Entzündungsprozess stattfindet. In diesem Fall ist der Ferritin-Wert trügerisch, da er normal oder hoch sein kann, obwohl dem Körper zu wenig Eisen für den Stoffwechsel zur Verfügung steht. Dann liefert die Transferrinsättigung einen zuverlässigeren Hinweis auf die Verfügbarkeit von Eisen.
    Die Transferrinsättigung oder TSAT im Blut zeigt an, wie sehr diese Transportproteine mit Eisen beladen sind. Eine zu niedrige Transferrinsättigung bedeutet, dass dem Körper zu wenig Eisen zur Verfügung steht. Dies kann bei erhöhten Entzündungswerten auch dann der Fall sein, wenn die Eisenspeicher gut gefüllt sind. Die Transferrinsättigung ist daher ein guter Laborwert um herauszufinden, ob ein Eisenmangel vorliegt, auch wenn entzündliche Prozesse im Körper vor sich gehen. Die höchste Aussagekraft hat die Erhebung der Transferrinsättigung, wenn das Blut für die Laboruntersuchung morgens nüchtern abgenommen wird.

    Über 70jährig sind ein Drittel aller Anämien durch eine chronische Entzündung verursacht (8% davon durch chronische Niereninsuffizienz). Im hohen Alter (>80j) erhöht sich der pro-inflammatorische Zustand unserer Zellen noch mit Zunahme der entzündlichen Zytokine.

    Es hilft hier nichts, Eisen zu geben (Tabletten oder Infusionen) – man muss die ursächliche Krankheit beheben!

    Lichttherapie kann chronische Erschöpfung lindern

    Krankheiten wie Rheuma, Krebs, Multiple Sklerose (MS), aber auch Long Covid sind oft mit einer chronischen Müdigkeit verbunden. Gegen diese «Fatigue» kann eine Lichttherapie helfen, haben Forschende in Österreich nachgewiesen. Ein Team um den Neurologen Stefan Seidel von der Medizinischen Universität Wien und dem Universitätsklinikum AKH Wien nahm sich für seine Untersuchung eine Gruppe von MS-Patientinnen und -patienten vor. Dies aus gutem Grund: Bei kaum einer anderen Krankheit ist die Wahrscheinlichkeit so gross, dass die Betroffenen begleitend auch an Fatigue leiden: Studien gehen von 75 bis 99 Prozent aus. 
    Schliesslich wurden die Studienteilnehmenden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe benutzte eine Tageslichtlampe mit einer Helligkeit von 10’000 Lux, die andere eine baugleiche Lampe mit rotem Licht und lediglich 300 Lux.

    Während das schwache, rote Licht keinerlei Wirkung zeigte, konnten die Forschenden bei der anderen Gruppe bereits nach 14 Tagen messbare Erfolge feststellen: Die Teilnehmenden, die täglich eine halbe Stunde ihre 10’000-Lux-Tageslichtlampe benutzten, wiesen schon nach dieser kurzen Zeitspanne eine verbesserte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit auf. Auch litten sie weniger unter Tagesschläfrigkeit als die Kontrollgruppe mit dem schwachen Rotlicht. «Die Erkenntnisse aus unserer Studie stellen einen vielversprechenden nicht medikamentösen Therapieansatz dar», sagt Studienleiter Stefan Seidel.

    Dass die Lichttherapie nun auch gegen die Fatigue helfen kann, überrascht nicht: Auch das künstliche Licht einer Lampe wirkt dem schläfrig machenden Prozess entgegen: Wenn genug helles Licht auf die Netzhaut trifft, hemmt es die Melatoninproduktion und macht dadurch aktiver, verbessert die Stimmung und auch die Hirnleistung. Eine korrekt durchgeführte Lichttherapie hilft ausserdem, die innere Uhr, also den Schlaf-Wach-Rhythmus, einzustellen. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Schlafqualität aus.

    Zum Schluss noch ein Tipp ganz ohne Kostenfolgen: Wer nur leicht unter dem «Winterblues» oder der Fatigue leidet, kann es auch mit einem täglichen Morgenspaziergang von mindestens einer Stunde versuchen. Der hat einen ähnlichen Effekt wie die Lichttherapie.

    Foto von Abbie Bernet auf Unsplash

    Letzte Aktualisierung von Dr.med. Thomas Walser:
    02. Februar 2025

  • Leben ist das langsame Ausatmen der Vergangenheit und das tiefe Einatmen der Gegenwart, um Luft für die Zukunft zu haben

    Leben ist das langsame Ausatmen der Vergangenheit und das tiefe Einatmen der Gegenwart, um Luft für die Zukunft zu haben

    „Was mich fasziniert am Lachen, sind auch die körperlichen und seelischen Polaritäten zum Weinen. Beobachtet man die Atmung, so geht beim Lachen die Luft stossartig nach aussen, und man atmet danach tief ein. Weine oder schluchze ich, ist es genau umgekehrt: Ich atme lange aus und ruckartig ein. Was sich in diesen beiden Gegenbewegungen offenbart, zeigt sich nachher auch im seelischen Befinden. Nach dem Lachen fühlt man sich gelöst und leicht, nach dem Weinen hingegen aufgehoben und mehr „geerdet“. (Erkenntnis und anekdotische Anmerkung vom Schweizer Clown Dimitri).

    Viele von uns haben diese Erkenntnis von Dimitri vom Lachen und Weinen wohl selber schon bei sich wahrgenommen. Ein klares, bewusstes Atmen hilft uns in verschiedenen Situationen, uns gut wahrzunehmen, bei uns zu bleiben, standhaft zu bleiben und/oder uns ganz auf etwas einzulassen.
    Länger auszuatmen oder länger einzuatmen, hat jedoch verschiedene Qualitäten und somit auch unterschiedliche Auswirkungen auf unser Befinden.

    Längeres Ausatmen fördert unsere Entspannung

    So haben Studien gezeigt, dass der Sympathikus beim Einatmen dominant ist und der Parasympathikus beim Ausatmen. Wird der Parasympathikus stimuliert, gehen beruhigende Signale ans Gehirn. Das Herz schlägt langsamer, Muskeln lockern sich, ein wohliges Gefühl breitet sich aus. Man kann das direkt am Puls messen. Wenn man einatmet, steigt die Herzfrequenz, und wenn man ausatmet, fällt sie.

    Die 4-6-10-Methode:
    Bei dieser Methode atmet man vier Sekunden lang ein und sechs Sekunden lang aus, und das für zehn Minuten. Es kommt dabei aber nicht auf die Sekunde an, Hauptsache, der Rhythmus stimmt in etwa. Wichtig ist, das Ausatmen nicht krampfhaft, sondern entspannt zu verlängern – auch wenn man dann zunächst vielleicht keine sechs Sekunden schafft.

    Es stellt sich bei jedem zweiten Menschen ein nachhaltiger Effekt auf den Körper schon nach drei Minuten solchen Atems ein, jeder fünfte braucht aber mehr als fünf Minuten. Ich empfehle daher, zweimal am Tag zehn Minuten entschleunigt zu atmen.

    Ausatmen für mehr Boden

    Dinge, die mit viel Ausatmung gemacht werden, helfen also mehr Boden zu erhalten, ist demnach gut für luftige, ätherische Leute. Meditationen mit Betonung der Ausatmung lässt unsere Lebensenergie (Kundalini) nach unten fliessen ( man sollte also eine sogenannte Chakrawelle eher von oben nach unten ausführen).

    Einatmen für mehr Leichtigkeit

    Methoden, die aber das Einatmen betonen, helfen (zu) erdigen Menschen, die etwas luftiger und freier werden wollen. Meditationen mit Betonung der Einatmung (wie zum Beispiel das Sufiatmen oder die Chakrawelle von unten nach oben) lässt die Energie steigen.

    So können wir uns mit unserem Atem eigentlich jederzeit selber etwas regulieren. Wir können uns bei schwierigen Situationen mehr Boden geben, indem wir länger ausatmen und uns selber so wieder stärker ins Gleichgewicht bringen.

    Unsere Emotionen und der Atem

    Ich möchte nun eine einfache, praktische Methode zeigen, mit deren Hilfe man die Hindernisse der Angst, des Kummers und des Zorns beseitigen und die Verkrampfung lösen kann, die unserem natürlichen Zustand der Gelassenheit und des Glücks im Weg steht. Diese Methode basiert auf der Beobachtung, dass sich in der Atmung unsere emotionale Verfassung widerspiegelt und umgekehrt. Unsere Atemzüge spiegeln unseren Gemütszustand wider und beeinflussen ihn gleichzeitig. Wenn wir ruhig und innerlich offen sind, atmen wir leicht, langsam und gleichmässig. Sind wir dagegen innerlich aufgewühlt, gerät unser Atemrhythmus aus dem Gleichgewicht.

    1. Wenn wir Angst haben, atmen wir unterdrückt oder gar nicht mehr.
    2. Wenn wir traurig sind, atmen wir kräftig ein, aber nur schwach aus, zum Beispiel, wenn wir schluchzen oder nach Luft schnappen. Darin spiegelt sich das Bedürfnis wider, getröstet zu werden, uns von der Energie und Aufmerksamkeit anderer Menschen zu nähren (starkes Einatmen). Wenn der Kummer uns im Griff hat, sind wir wie ein Energievakuum, und es fällt uns schwer, Energie nach aussen abzugeben (schwaches Ausatmen).
    3. Wenn wir zornig sind, passiert das Umgekehrte mit unserem Atem. Wir atmen kräftiger aus, als wir einatmen. Das gibt unsere psychophysische Verfassung exakt wieder. Im Zorn stossen wir etwas von uns fort oder schlagen zu (starkes Ausatmen). Uns geht vorübergehend oder auf Dauer die Fähigkeit verloren, zu empfangen, uns zu öffnen, zu akzeptieren, zugänglich für die Informationen zu sein, die von aussen auf uns einströmen (schwaches Einatmen). Chronischer Zorn kann Asthma verschlimmern.

    Wie man wieder ruhig und gelassen wird

    Die direkteste Methode, emotionale Hindernisse aus dem Weg zu räumen, besteht darin, unseren Atemrhythmus wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

    1. Wenn du Angst hast, denke einfach daran, zu atmen! Der einzige Unterschied zwischen Angst und freudiger Erregung besteht darin, ob du atmest oder nicht.
    2. Wenn du traurig bist, achte besonders darauf, voll und kräftig auszuatmen, bis dein Atem wieder im Gleichgewicht ist. Gestatte dir, dich stark zu fühlen. Projiziere beim Ausatmen Energie ins Leben hinein.
    3. Wenn du zornig bist, achte besonders darauf, kräftig und tief einzuatmen, bis dein Atem wieder im Gleichgewicht ist. Gestatte dir, dich offen und verletzlich zu fühlen, zu empfangen.

    Ist unsere Atmung wieder ausgeglichen, bedeutet das natürlich noch lange nicht, dass die Gedankenformen, die die Erschütterung erzeugt haben, sich in Nichts auflösen. Auch das äussere Problem, das die Gedanken in Gang gesetzt hat, löst sich dadurch keineswegs. Trotzdem ist die Wiederherstellung des Atemgleichgewichts eine wirksame Methode, die emotionale Kontraktion, die Energieblockade, auszuschalten, so dass wir uns wieder öffnen können. Mit anderen Worten: Sie trägt dazu bei, die Lähmung (Angst), Schwäche (Kummer) oder Spannung (Zorn) zu beseitigen, so dass wir uns wirkungsvoller mit dem zugrundeliegenden Problem auseinandersetzen können.
    (aus Dan Millman: die goldenen Regeln des friedvollen Kriegers)

    Atemübung zur Wertschätzung

    Der Dalai Lama schlägt die folgende Praxis vor:

    1. Verbringe 5 Minuten zu Beginn eines jeden Tages damit, Dich daran zu erinnern, dass wir alle die gleichen Dinge wollen (Innerer Frieden, glücklich sein und geliebt werden) und wir alle miteinander verbunden sind.
    2. Verbringe 5 Minuten mit dem Einatmen, dem Schätzen deiner selbst und dem Ausatmen, dem Schätzen anderer. Wenn du an Menschen denkst, die du schwer zu schätzen weisst, dann versuche deine Wertschätzung trotzdem auf sie zu erweitern.

    Wichtigste Voraussetzung einer guten Atmung sind freie Nasengänge

    Nasenatmung provozieren – Mundatmung verhindern:
    vor allem nachts (hilft auch gegen das Schnarchen):
    Mund mit kleinem, Briefmarkengrossen Stück chirurgischem Gewebeband, das man vor dem Einschlafen auf die Mitte des Lippenspalts geklebt hat. Man gewöhnt sich nur langsam daran (deshalb in erster Nacht vielleicht nur 30 Minuten, dann 60, usw…).
    Tagsüber (vor allem während Sport) ist das Nasenatmen eine Bewusstseinsübung. Vor allem ein Mensch mit chronisch verstopfter Nase sollte erreichen, dass er schlussendlich ausschliesslich mit geschlossenem Mund, nur noch durch die Nase atmen kann!

    Weitere Atemübungen >>>

    Wichtigste Voraussetzung einer guten Atmung sind freie Nasengänge

    Letzte Aktualisierung von Thomas Walser:
    03. Februar 2025

  • Neuroinflammation

    Neuroinflammation

    Neuroinflammation, ein Immunsystem nur fürs Gehirn

    Unser Immunsystem würde im Gehirn mehr schaden als schützen. Daher hat das Nervensystem eigene Abwehrmechanismen, vor allem die Neuroinflammation, also die Entzündung von Nerven und Gehirn. Bei akuten Krankheiten signalisiert diese Entzündung eine gute Immunantwort. Sie äussert sich etwa bei einer Grippe durch allgemeines Unwohlsein (Malaise), grosse Müdigkeit (Malaise), Kopf- und Gliederschmerzen.
    Die Neuroinflammation schützt unser Nervengewebe im Gehirn mit speziellen Zellen, den Mikroglia, und einer starken Blut-Hirn-Schranke vor Krankheitserregern.

    Gerät diese Immunreaktion ausser Kontrolle, kann sie chronisch werden und zu Fehlfunktionen führen, vor allem zu Hypersensibilität (Überempfindlichkeit), Übererregbarkeit und vermehrten Schmerzen.

    Diese gesteigerte, pathologische Neuroinflammation tritt bei folgenden Krankheitszuständen auf:

    Neuroinflammation und Chronischer Schmerz durch Dauerstress und Schlafstörungen

    Dass lang anhaltender psychosozialer Stress zu Schmerzerkrankungen  führen kann, wurde in den letzten Jahren gut belegt. Eine wesentliche  Rolle spielen auch hier neuroinflammatorische Prozesse, also entzündliche  Vorgänge in unserem Nervensystem. Diese führen zusätzlich auch zu Schlafstörungen (Insomnie), welche wiederum im Teufelskreislauf das Schmerzerleben noch  weiter verschlechtern. Beide Faktoren (chronischer Stress und Insomnie)  und ihre Folge, die Neuroinflammation ist auch bedeutsam beim  Fibromyalgie-Syndrom. Man spricht denn heute auch bei der  Fibromyalgie von einer generalisierten, Stress assoziierten,  neuroinflammatorisch mit bedingten Hypersensibilitätserkrankung.

    Es existiert eine klare Interaktion zwischen unserem Stoffwechsel im Dauerstress und dem Immunsystem. Steroidhormone (Adrenalin, Kortisol) werden bei Stress ausgeschüttet (auch bereits bei einer starken körperlichen Belastung, sprich Leistungssport) sind potente Immunsuppressoren, führen also zu einer Drosselung (bei akuten Belastungen günstig) oder Fehlfunktion (bei langzeitiger Ausschüttung). Fieber führt zu einer tiefen Veränderung im Metabolismus. Als exemplarisches Beispiel ist die Insulinresistenz und der Insulinsekretionsdefekt beim Diabetes in wesentlichen Aspekten eine pathologische Reaktion des Immunsystems – auch die wichtigsten Komplikationen des Diabetes: Herz-Kreislauf, Nieren- und Augen-Krankheiten.

    Dieser Zusammenhang von Immunsystem und Stoffwechsel (auch Immuno-Metabolismus genannt) beschreibt Jacques Philippe schön in einem Artikel der Schweiz Med Forum 2018 (dabei aber auch die Ernüchterung der Therapieversuch mit antientzündlichen Medikamenten).

    Auch die Zusammensetzung unserer Darmflora spielt in diesem Zusammenhang wahrscheinlich eine sehr grosse Rolle (Beispiel Diabetes: bei der Entstehung der Insulinresistenz).

    Hypersensibilität und Übererregbarkeit (Hyperreaktivität)

    Ständige Reize, die wenig abgefedert werden, sind bei uns Menschen am gefährlichsten. Dazu gehören Dauerstress, langzeitige Schlafstörungen, auch Traumatisierungen (psychischer oder körperlicher Art). Bei sensitiven Menschen auch bereits schon der alltägliche „kleine Ärger“, auch mehrmals tägliches Essen kleiner Mengen (kann zu Reizdarm führen) oder ständig viele kleine Mengen trinken (Reizblase).

    Diese Reiz-Vorgeschichte lässt unser Immunsystem und unsere Psyche aus dem Ruder laufen und birgt die Gefahr für chronische Erregungs- oder Entzündungszustände, die heute in der Medizin als wichtige Grundursachen für die obengenannten Leiden gelten.

    Wichtig ist hier klar gegen die Modediagnose „Hochsensibilität/Hochsensitivität“ abzugrenzen – die ist hier nicht gemeint!

    Therapieansätze

    So lässt sich dann auch ableiten, weshalb mässige, aber regelmässige Bewegung beim Chronischen Schmerzsyndrom hilft. Diese Muskelaktivität führt über diverse komplizierte Vorgänge (siehe folgende Abbildung) zu einer starken Verbesserung auch der Neuroinflammation. Die übermässige, leistungsbetonte Bewegung (Leistungssport) verstärkt hingegen die Neuroinflammation durch Ausschüttung der Hormone Cortisol, Adrenalin und Entzündungsstoffe, wie die Zytokine!

    (Copyright Prof. Jürgen Sandkühler, Zentrum für Hirnforschung, Medizinische Universität, Wien;
    http://cbr.meduniwien.ac.at)

    Auch eine spezielle entzündungswidrige Ernährung, d.h. viele Pflanzen, wenig Alkohol und wenig Fleisch, viele Bitterstoffe (Polyphenole, wie schwarze Schokolade, Kaffee, bittere Öle (Lein-, Raps-, Olivenöl) senkt die neuroinflammatorische Neigung. Dies entspricht in etwa der „mediterranen Ernährung“. Die vegetarische (ev. sogar sorgfältige vegane) Ernährung ist hier optimal, auch da damit unsere Darmflora massiv besser wird!

    Weiter verweise ich auch auf das 16:8-Kurzfasten, welches enorm entzündungswidrig ist und so auch gegen die Neuroinflammation wirkt!

    • Ernährung entzündungssenkend: mediterran; auch vegetarisch oder (sorgfältig) vegan (bessere Darmflora!); Kurzfasten, wie 16:8.
    • Mehr Bewegung – mässig und regelmässig.
    • Mehr Beruhigung, Entspannung, Innerer Frieden… Meditieren… Sie sind dadurch weniger gestresst und gereizt.
    • Soziale Isolation vermeiden…

    Ozytocin

    Meditation + Achtsamkeitstraining

    Sternstunde Philosophie

    Guptaprogram

    Entzündungshemmende Medikamente wirken nicht, schaden aber! Heute ist unbestritten, dass NSAR (Nicht-steroidale Antirheumatika, wie Diclofenac, Ibuprofen, Naproxen…) eine protektive Wirkung gegen M. Alzheimer haben. In der Physicians Health Study nun konnte beim 25jährigen Follow-up bei über 600 Patienten mit einem M. Parkinson kein Hinweis gefunden werden, dass diese Analgetika auch das Risiko an einem Parkinson zu erkranken, reduzieren (Driver JA et al. Use of non-steroidal anti-inflammatory drugs and risk of Parkinson’s disease, BMJ 2011;342:d198). Die Nebenwirkungen dieser Medikamentengruppe sind aber bei Langzeitanwendung so häufig und vielfältig, teils dramatisch gefährlich, dass sie zur breiten Anwendung überhaupt nicht in Frage kommen!

    Massagen bei Neuroinflammation (z.B. Chronische Rückenschmerzen): Es ist ein Fehler hier zuviel und regelmässig zu massieren, da dies weitere Reize bedeuten, die schlussendlich die Neuroinflammation verstärken. Dasselbe kann übrigens auch von (so harmlos scheinenden) häufig wiederholten homöopathischen Mitteln (oder wiederholten energetischen Reizen, wie Akupunktur, Shiatsu, …) gesagt werden.

    Soziale Isolation schützt zwar vor Infektionen (Corona!), doch der Stress des Abgeschiedenseins fördert seinerseits Entzündungen im Körper, wie bei einer Analyse von 30 Studien nachgewiesen wurde.Isolierte Personen, besonders Männer, haben mehr Entzündungsmarker im Blut.

    Die Diabetesmedikamente GLP-1-Rezeptoragonisten sind eventuell auch sinnvoll bei der Neuroinflammation. Neurodegenerative Erkrankungen, v.a. der M. Parkinson, dürften angesichts des ungebrochenen Trends zur Langlebigkeit (in der 1.Welt) weiter zunehmen. Die sogenannte Neuroinflammation wird heute nicht mehr als Reaktion auf die Zelldegeneration des Zentralnervensystems (ZNS), sondern zumindest als eines der wichtigen «primum movens» in der Neurodegeneration angesehen. Aktivierte (Mechanismus?) Mikroglia (Makrophagen) sezernieren Entzündungsfaktoren (u.a. TNF, Interleukin-alpha), welche die Astrozyten zur Sekretion eines neurotoxischen Faktors verleiten (sog. Konversion der Astrozyten in einen neuro­toxischen A1-Phänotypen). Dieser Faktor induziert dann Aggregate von alpha-Synuklein («Lewy bodies», Lewy-Neuriten), gefolgt von extrapyramidalen Bewegungsstörungen. Auf den ZNS-Mikrogliazellen wird der «glucagon-like peptide-1»-Rezeptor (GLP-1R) exprimiert, dessen Aktivierung diese Entzündungskaskade hemmt. Mittels eines pegylierten, ZNS-gängigen Agonisten bei zwei verschiedenen Mäusegruppen (transgene Erhöhung oder ­externe Zufuhr von Alpha-Synuklein-Aggregaten) führte dieser Agonist via die unter ­anderem aus Lymphozyten bekannte Hemmung von NF-kappaB in der Mikroglia zu ­einer Hemmung der Entzündungsantwort und einer Verlängerung der Überlebenszeit der dopaminergen Neuronen. Die Mäuse lebten auch länger mit signifikant reduzierter Verhaltens- und Bewegungsstörung. (Nature Medicine 2018, doi.org/10.1038/s41591-018-0051-5)

    Veröffentlicht am 29. Juni 2019 von Dr. med. Thomas Walser
    Letzte Aktualisierung:
    23. Januar 2025