Shin Splint

Shin (englisch) = Schienbein (oder Tibia), Splint (engl.) = Spiess

Probleme an der inneren (medialen) Schienbeinkante, die beim Laufen nach kurzer Zeit einsetzen, sind vielen Läufern und v.a. Triathleten ein Begriff. Es handelt sich um das sog. mediale Schienbeinkantensyndrom. Im amerikanischen Fachschrifttum wird nunmehr auch vom „Medial Tibial Stress Syndrome“ (MTSS) gesprochen. Dabei handelt es sich um krampfartige Schmerzen auf der Innenseite des Unterschenkels unweit des Innenknöchels bis hinauf zum Knie. Es sind nicht eigentliche „Knochenschmerzen“ sondern in der Sehne, im Sehnenansatz und Muskel des M. Tibialis Posterior lokalisierte Beschwerden, die auf eine Overstress-Problematik hinweisen. Dieser Muskel ist wesentlich für die Aufrechterhaltung des Fussgewölbes verantwortlich: Ermüdung oder sogar Riss kann einen Plattfuss nach sich ziehen. Eine deutliche Überpronation im Rückfussbereich (z.B. bei einem Knickfuss) führt in besonderem Ausmass zu einem MTSS dieses Muskels.
Eine sehr häufige Haltungsproblematik beim MTSS ist auch ein Gehen/Laufen mit Schwerpunkt hinter dem Lot. Man wird von seinem eigenen Körpergewicht nach hinten gezogen und muss dies mit den vorderen Muskeln im ganzen Bein kompensieren.
Es entstehen in kleinen verhärteten Muskelzellen sog. myofasziale Triggerpunkte, die am Ort schmerzen, aber auch ausstrahlende Schmerzen provozieren können (z.B. auch in die Achillessehne oder auch in die Ferse. Der „Fersenschmerz“ muss also nicht in der Ferse selbst entstehen und auch nicht immer dort behandelt werden!).

Seltener findet sich der mediale Schienbeinkantenschmerz bei einer übermässigen Supination im Vorfuss, also dann, wenn sich der Läufer über die kleinen Zehen abstösst. In diesem Falle wird der lange Zehenbeugemuskel (der Muskel flexor digitorum longus) überlastet und reizt die Knochenhaut des Schienbeines stark.

Ausschliessen wird der Arzt auch die seltene Stressfraktur der Tibia – und auch ein Kompartmentsyndrom.

Therapie

Ist das mediale Schienbeinkantensyndrom einmal da, sollte auf das Lauftraining in der akuten Entzündungsphase zunächst verzichtet werden. Eine antientzündliche Therapie mit Medikamenten wird in dieser Pause weniger nützlich sein als die Behandlung durch einen erfahrenen Therapeuten (siehe weiter unten zur Triggerpunktbehandlung).
Selber kann eine Eiswürfelmassage des entzündeten Bereichs durchgeführt werden. daneben sollte die tiefe Wadenmuskulatur mehrmals täglich aktiv gedehnt werden (Stretching). Zudem kräftigt regelmässiges Training auf dem Therapiekreisel oder auf Kippelbrettern ihre Unterschenkelmuskulatur und ist ein hervorragendes Koordinationsprogramm. Ergänzen sie diese prophylaktische Massnahmen unbedingt durch regelmässige Barfussläufe.
Bestehen die Beschwerden seit längerer Zeit, ist die Anwendung von feuchter Hitze sehr hilfreich. benutzen Sie beim chronischen MTSS eine heisse Wärmeflasche, die sie in ein feuchtes Handtuch gewickelt auf der Schienbeinkante platzieren.

Besteht eine zu starke Pronation beim Laufen (Bei der Pronation rollt der Fuss stark über die Innenkante ab.) kann zeitlich begrenzt der Fuss getapt werden. Durch die Pflasterzügel wird der Fussinnenrand wirksam unterstützt, die betreffende Sehne und der Muskel werden entlastet mit raschem Rückgang der Symptome (www.tapeverband.com). Der Aufbau der Schuhinnensohle muss einer Analyse unterzogen werden. Handelt es sich um alte, ausgelatschte Laufschuhe? Besteht das Problem des Plattfusses beidseitig? Logischerweise wird immer mit der Ursachenforschung begonnen, dessen Resultat eine gezielte Änderung einer Lauftechnik ebenso sein kann wie auch Korrekturen am Material.

Die manuelle Triggerpunkttherapie sucht die obenbeschriebenen Punkte in der Wadenmuskulatur auf und versucht sie durch Druck, Dehnung und Faszientechnik wieder besser zu durchbluten (mehr Infos lesen Sie hier>>>). Zudem können dabei Techniken gelernt werden, wie diese Triggerpunktareale selbst behandelt werden.

Veröffentlicht am 20. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
19. Mai 2020

Adipositas

Über Adipositas wird schon lange geforscht und geschrieben, zum schwergewichtigen öffentlichen Thema wurde sie jedoch erst, als differente Medikamente dagegen auf den Markt kamen. Der Einfluss der Pharmaindustrie ist nicht nur für die öffentliche Meinung von Bedeutung, auch medizinische Opinion Leaders sind ihm in beträchtlichem Masse ausgesetzt. Beispiel: Die Waist-Hip-Ratio wird neuerdings „abgelöst“ durch die blosse Waist-Messung (nur Bauchumfang allein), obschon aus wissenschaftlicher Sicht der Quotient mehr Sinn macht.
Also weiterhin auch Hüftumfang messen! Der Hüftumfang widerspiegelt die Muskelmasse, die Beschränkung auf den Bauchumfang als Mass für das intestinale Fett wird von der Pharmaindustrie als Zielparameter der Pharmakotherapie portiert; der Muskel und die Bewegung sowie die metabolische Fitness haben keine gleich starke „Lobby“!

Mit der W/H-Ratio kann auch zwischen der gefährlicheren Apfel- und der harmloseren Birnenform unterschieden werden >>> siehe hier!
Neuerdings auch mit dem Body Roundness Index oder BRI (hier mehr dazu).

Sarkopenie kommt meist vor Adipositas!

In der ersten Welt gibt es zwei grosse Pandemien:

  • Die SARKOPENIE (=Muskelschwund) und vielleicht als Folge davon
  • die ADIPOSITAS (=Übergewicht).

Daraus folgt, dass nach Möglichkeit auch beim Abnehmen zuallererst diese Sarkopenie behoben wird.

Mit mehr Muskeln hat man nur schon einen grösseren Grundumsatz (Energieverbrauch in Ruhe) und erst recht beim Sporttreiben.

Entzündung und Adipositas

Adipositas geht mit einer chronischen Entzündung einher. Das Fettgewebe ist ein endokrines Organ, das zahlreiche Zytokine sezerniert, und zwischen Makrophagen, Lymphozyten und Adipozyten bestehen Interaktionen. Von grosser wissenschaftlicher Bedeutung war die Entdeckung der sieben „Sirtuine“ in den letzten Jahren. Bei diesen Sirtuinen handelt es sich um „Deazetylasen“, die den Verlauf von Entzündungen beeinflussen. Die Inaktivierung bestimmter Sirtuine führt zum klinischen Bild einer Entzündung, zu Insulinresistenz sowie Adipositas, wogegen die Aktivierung dieser Enzyme den gegenseitigen Phänotyp zur Folge hat. Hier liegt ein potentieller therapeutischer Ansatz, um die bei Adipositas vorliegende Insulinresistenz zu korrigieren. Da erinnert man sich daran, dass das in gutem Rotwein vorhandene Resveratrol ein Sirtuin-Aktivator ist…! Achtung: Resveratrol ist ein typisches „Hochstaplermolekül„!
(Diabetes. 2011;60(12):3235-45 und 3100-2)

Wichtig ist auch, dass insbesondere in Bio-Gemüse und -Früchten mehr von diesen sekundären Pflanzenstoffen zu finden sind als in konventionellen Lebensmitteln!

Adipositas steigert auch eine Neuroinflammation, also die Entzündung unseres Nervensystems und führt damit zu einer Hypersensibilität, zu chronischen Schmerzkrankheiten, Reizdarm, etc…

Stark gegen Entzündung – und auch zur nachhaltigen Gewichtsabnahme führt das Kurzfasten, optimal als 16:8!

Wann sind Sie mit Übergewicht gefährdet, ein metabolisches Syndrom, resp. einen Diabetes zu entwickeln?

Gehören Sie zu den gesunden Adipösen, auf Englisch auch «happy obese» genannt, also Betroffene, die trotz starkem Übergewicht gesunde Stoffwechselwerte haben?

Unterscheidung zur „klinischer Adipositas“:
Im Januar 2025 stellt eine Expertenkommission von Diabetesforschern in der Fachzeitschrift the Lancet die neue Definition vor.
Der BMI, WHR, BRI allein reicht dabei nicht aus. Sie sind als Screening-Instrument in Ordnung. Aber wenn jemand stark übergewichtig ist, müssen Ärzte zusätzliche Messungen vornehmen, um herauszufinden, ob es sich um „klinische Adipositas“ handelt – oder nicht. Sie untersuchen dann jedes einzelne Organ auf mögliche Anomalien in Zusammenhang mit Adipositas.
Man spricht dann von „klinischer Adipositas“, wenn bereits Gewebe- und Organanomalien vorhanden sind.

Für einen ersten Schritt lassen Sie bei Ihrem Hausarzt die Blutfettwerte, den Blutdruck und die Leberwerte messen, aber auch die Nierenwerte – und einen Glukosetoleranztest (http://de.wikipedia.org/wiki/OGTT) durchführen. Falls dabei als Ergebnis eine normale Insulinsensitivität herauskommt, können Sie vorerst beruhigt sein (gutartige Adipositas) – aber bei bestehender Insulinresistenz ist die Gefahr einer „klinischen Adipositas“ gross. Dann wird u.a. Bewegung und Abnehmen lebensnotwendig! (Arch Intern Med 168(15):1609-1616, 2008 – Identification and Characterization of Metabolically Benign Obesity in Humans, Norbert Stefan et al.)

Es sollte auch keine beginnende Niereninsuffizienz vorhanden sein!

Nicht zu viel Leberfett
Anders als die meisten Adipösen haben die „happy obeses“ normale Blutfettwerte, keinen erhöhten Blutdruck und auch nicht zu viel Leberfett. Und sie hatten eine ähnlich gute Insulin-Empfindlichkeit wie Normalgewichtige – ein wichtiger Indikator für einen gesunden Stoffwechsel.
Die guten Werte änderten sich in Studien auch nicht, als diese glücklichen Dicken im Verlauf des Versuchs an Gewicht zulegten. Man vermutet, dass es den gesunden Adipösen gelingt, zusätzliche Kalorien besser zu verarbeiten und in Hautfettgewebe statt in die Leber einzulagern – und dies ist je nach Studie rund bei einem Zehntel bis zu einem Drittel aller Adipösen möglich.

Vernachlässigter Lebensstil
Unklar ist auch, ob die gesunden Adipösen tatsächlich auch kein erhöhtes Risiko für typische Übergewichtsfolgen wie Diabetes, Herzinfarkt oder Schlaganfall haben. Eine vor zwei Jahren im «American Journal of Clinical Nutrition» publizierte italienische Studie, die 1700 Probanden während fast einem Jahrzehnt verfolgte, kam beispielsweise zum Schluss, dass das Risiko für Diabetes und Herzinfarkte bei allen Fettleibigen ähnlich hoch ist. Möglicherweise verschlechtern sich die Risikowerte bei den sogenannt gesunden Adipösen einfach langsamer, was dann in Kurzzeit-Studien nicht erfasst wird. Allerdings finden andere Langzeituntersuchungen sehr wohl positive Effekte auf Lebenserwartung und Krankheitsanfälligkeit.
Und wie erklärt sich, dass die einen Übergewichtigen bessere Stoffwechselwerte haben als andere? Die Vererbung dürfte eine Rolle spielen. Aber vielleicht sind die Zusammenhänge auch banaler: Es könnte sein, dass Betroffene schlicht gesünder leben. Das heisst, sie bewegen sich viel, ernähren sich gesund und rauchen nicht. Der Lebensstil ist ein wichtiger Aspekt, der in Studien aber oft nicht objektiv berücksichtigt werden kann.
Der Gewichtsreduktion wird also häufig eine zu hohe Priorität eingeräumt. Langfristig sind die Erfolgsaussichten bescheiden. Trotzdem lohnt es sich, wenn Betroffene unabhängig vom Gewicht ihr Bewegungs- und Ernährungsverhalten ändern würden. Dies verbessert den Stoffwechsel und senkt so das Risiko für Folgekrankheiten. Am wichtigsten ist es, nicht weiter zuzunehmen.

Für die grosse Mehrheit der Übergewichtigen gilt also noch immer:
Sich Abgrenzen lernen, Essgewohnheiten umstellen und mehr Bewegung (v.a. Sport VOR dem Essen)! Damit kann ein Gewichtsverlust von 10 Prozent ohne allzu grosse Mühe auch ohne Medikamente erreicht werden.
Dazu kann man sagen, dass übergewichtige Personen tatsächlich bereits von einer Gewichtsabnahme von 5- bis 10% profitieren, falls sie sie halten können: Ihr Zuckerstoffwechsel verbessert sich, Blutdruck und Blutfette sowie die Wahrscheinlichkeit eines Diabetes werden reduziert. Lebensgewinn in Jahren siehe www.annals.org/issues/v138n1/abs/200301070-00008.html!

Übergewicht im hohen Alter ist sogar eher gesund!

Bis zum Alter von etwa 85 Lebensjahren hat das Übergewicht einen schädlichen Effekt: Es erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit. Danach aber kippt dieser Trend! Bei den Höchstbetagten wirkt das Fett auf den Rippen eher schützend – nicht nur im Vergleich mit Unter-, sondern auch mit Normalgewichtigen. Eine Erklärung könnte sein, dass dicke Alte ein geringeres Risiko für Osteoporose und somit für Knochenbrüche haben. Und Körperfett ist ein Energiespeicher, wenn im hohen Alter der Appetit dramatisch nachlässt. (J Aging Res. 2011;2011:765071. Epub 2011 Sep 28. Is there a reversal in the effect of obesity on mortality in old age? Cohen-Mansfield J, Perach R).

Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
06. Dezember 2024

Alkohol

„Alkohol ist dein Sanitäter in der Not, Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot.“ (Herbert Grönemeyer)

Alkohol und koronare Herzkrankheit

Man hört nun in Forschungskreisen immer mehr die mahnenden Stimmen, die sagen, dass es keine ungefährliche Alkoholdosis gibt. Aus Studien könne man keinen Schwellenwert für einen sicheren Konsum ableiten.

Alkohol ist auch dann nicht gesundheitsfördernd, wenn er in Massen genossen wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse vieler verschiedener Studien zum Zusammenhang von Alkoholkonsum und Gesundheit. Frühere Untersuchungen hatten wiederholt darauf hingedeutet, dass Menschen, die wenig Alkohol trinken, im Vergleich zu Abstinenzlern weniger anfällig für manche Krankheiten sind. Doch solche Ergebnisse seien nur dann zustande gekommen, wenn die Gruppe der Abstinenzler nicht gut abgegrenzt war oder aber wenn die Probanden relativ alt waren, schreibt eine Gruppe um Tim Stockwell von der kanadischen Universität Victoria im «Journal of Studies on Alcohol and Drugs».

Bei den qualitativ höherwertigen Studien lag das Sterberisiko bei moderatem Konsum gleichauf mit dem von Abstinenz.

Wer regelmässig sehr wenig Wein trinkt, neigt auch zu einem gesünderen Lebensstil. Beim Vergleich der Lebensgewohnheiten zeigte sich (Naimi TS et al. Cardiovascular risk factors and confounders among nondrinking and moderate-drinking U.S. adults. Am J Prev Med 2005 (Mai); 28: 369-73), dass moderate Weintrinker – im Gegensatz zu Bier- oder Schnapstrinker, aber auch zu Abstinenzler – weniger rauchen, sich mehr bewegen und auch weniger fettreich essen (siehe auch die mediterrane Ernährung!).

Dies alles gilt aber erst über 40jährig – und auch nicht im Alter!

Jünger als 40jährig: am besten kein Alkohol!

»Unsere Botschaft ist simpel: Junge Menschen sollten nicht trinken, aber ältere Leute könnten vielleicht einen Nutzen davon haben, kleine Mengen zu trinken«, so fasst die Hauptautorin Emmanuela Gakidou von der University of Washington die Ergebnisse einer grossen Studie zusammen.
Bis zu einem Alter von 39 konnten die Forscher kei­ner­lei Nutzen des Al­ko­hol­trinkens finden, hier gibt es nur ne­ga­ti­ve Aus­wir­kung­en wie etwa Ver­letz­ung­en durch Unfälle.
Dahinter steht ein weltweites Netzwerk, in dem sich Forschende im Rahmen der Global-Burden-of-Disease-Studie zusammengetan haben. Für ihre aktuelle Arbeit werteten sie Studien und Bevölkerungsdaten aus 204 Ländern aus. Ihre Untersuchung knüpft an eine Vorgängerstudie an, die 2018 ebenfalls in The Lancet erschien. Damals kamen die Autorinnen allerdings zu dem Schluss, dass Alkohol grundsätzlich in jeder Menge schädlich sei (The Lancet: GBD Collaborators, 2018). Das Trinkniveau mit dem geringsten Risiko sei – null. Diese Erkenntnis erregte damals grosses Aufsehen in der Wissenschaft. Die aktuelle Untersuchung bestätigt dieses Ergebnis im Grossen und Ganzen zwar, weicht aber in Teilen davon ab. Denn sie hat unter anderem eine differenzierte Analyse für einzelne Altersgruppen vorgenommen.

Ich halte es aber für ge­fähr­lich, Men­schen ab 40 zu em­pfehlen, täg­lich ein bis zwei al­ko­hol­isch­e Ge­tränke zu trinken. Weil viele Personen diese Limite nicht einhalten, wird verständlich, warum regelmässiger und massvoller Alkoholkonsum von Gesundheitsbehörden und Ärzt*innen kaum empfohlen wird. Gewichts- und Blutdruckkontrolle, Raucherentwöhnung, pflanzliches anstelle von tierischem Fett und mehr Bewegung sind auf jeden Fall die besseren Mittel fürs Herz als Alkohol. Abstinente beginnen deshalb aus gesundheitlichen Gründen am besten nicht mit Alkoholtrinken!

Wie viel zu viel ist, ist also Definitions­sache. Kanada empfiehlt der Bevölkerung seit Januar 2023, sich nicht mehr als zwei Drinks pro Woche zu erlauben oder besser ganz darauf zu verzichten, weil jeder Konsum riskant sei.

Was Sie sich mit (mässig konsumierten) Alkohol sonst noch wohl tun…

oder weshalb es noch nie eine hoch entwickelte Kultur gegeben hat, die nur auf Joghurt basiert…

Lesen Sie meine Einschüchterungen, was Sie sich mit Alkohol antun NICHT!

Zur Bedeutung des Alkohols in der Menschheitsgeschichte ein berauschender Beitrag aus der Republik: kurze-geschichte-des-lasters.pdf

Man hat gemerkt, dass das Alkohol-Craving neben der Verhaltenskonditionierung (Gewohnheit) klar im Zusammenhang steht mit einer selektiv verminderten Amygdala-Antwort des Hirns auf Angstsignale. Dies besteht auch bei allen anderen Drogenabhängigen und ist eventuell auch eine vorbestehende Verletzlichkeit. Deshalb wirken wohl auch die angstmachenden Warnhinweise zu Alkohol rein gar nichts! (bei Rauchen so festgestellt: Onur OA, et al.: Overnight deprivation from smoking disrupts amygdala responses to fear. Hum Brain Mapp 2011;May 26)
…und denken Sie darüber nach, was viel schädlicher ist als Alkohol oder Rauchen: Der neue Zeitgeist der Nulltoleranz!
Die Moral, die soziale Kontrolle, funktioniert heute nicht mehr über Sex, sondern über Gesundheit! Die Kontrolle funktioniert über den Körper-, Schlankheit-, Fitnesskult, über die Ernährung und die Leistungsfähigkeit. Seit Sparta gibt es eine Form von Gesundheitsfaschismus. Das gehört zum menschlichen Dasein. Der Kult von Reinheit, Stärke, Körper – bis hin zur Rassereinheit im Nationalsozialismus. Gesundheitsbewegungen hatten immer etwas zutiefst Antiliberales. Umgekehrt hat der Genuss immer etwas Subversives, Ideentreibendes, Verdächtiges. Dadurch bekommt Alkohol und Rauchen heute langsam den Status von Pornografie. Etwas Abstossendes und Anziehendes zugleich.

Eine eindrückliche Untersuchung:

Was man sich mit Alkohol antut!

Alkohol hebt die Stimmung? Ernüchterndes Resultat!

Eine amerikanische Studie kommt zu einem ernüchternden Resultat: Negative affektive Zustände wie Ängste und Depressionen werden durch den Alkoholgenuss eher verstärkt als gelindert. Unter affektivem Verhalten versteht man, dass man etwas aus einer impulsiven Gefühlsregung heraus macht. Das würde also bedeuten, dass, wenn man aus einer niedergeschlagenen Stimmung heraus trinkt, diese nicht besser wird, sondern sich noch zusätzlich verschlechtert.

Mit Alkohol nimmt man doppelt zu

Alkohol beeinflusst das Gleichgewicht zwischen Hunger- und Sättigungsgefühl: Er reduziert unter anderem die Bildung des Sättigungshormons Leptin, das das Hungergefühl hemmt. In der Folge nehmen das Sättigungsgefühl ab und der Appetit zu. Alkohol greift aber auch direkt in der Hungerregulation im Gehirn an.
Im Hypothalamus – so wird ein Teil des Gehirns genannt, das unter anderem eine zentrale Rolle bei der Appetitregulation spielt – wirkt Alkohol ähnlich wie diejenigen Hormone, die den Appetit steigern. Das ist doppelt problematisch: Alkohol selbst enthält nämlich enorm viele Kalorien. Eigentlich müsste der Regelkreis des Körpers deshalb nach der Zufuhr von Alkohol sagen, dass der Appetit gesenkt werden kann, weil ja eine Menge Energie reingekommen ist. Aber Alkohol bringt beides: Appetit und Energie. Man isst also unter Alkohol nicht nur mehr, man nimmt zusätzlich auch noch die Kalorien des Alkohols zu sich.

Die Droge der Frauen

Frauen in höheren Positionen trinken doppelt so viel Alkohol, wie solche in niedrigeren. Grund? Gut ausgebildete Frauen, die später Kinder bekommen, haben ein aktiveres soziales Leben – da gehört das Trinken einfach dazu…
Alkohol geht nicht ins Fettgewebe über, sondern verteilt sich auf den geringen Flüssigkeitsgehalt. Daher werden Frauen bei gleicher Menge Alkohol schneller betrunken als Männer und auch die Schäden sind gravierender, da ihre Leber Alkohol langsamer abbaut.
Alkohol ist heute auch die bevorzugte Entspannungsdroge (nach längerer Arbeit).
Was dabei nicht beachtet wird:

  • Alkohol ist der Hautkiller Nummer eins!
  • Bereits moderates Trinken reduziert die Fruchtbarkeit.
  • Alkohol fördert gewisse Krebsformen.

Alkohol und Krebs bei Frauen

Forscher der Uni Oxford zeigen in einer gross angelegten Studie (Allen NE et al., Moderate Alcohol Intake and Cancer Incidence in Women, J Natl Cancer Inst., 2009 Feb 24), dass schon ein Glas Alkohol täglich bei Frauen das Risiko an Krebs zu erkranken um fast 13 Prozent erhöht. Schlussworte der Studie: „Es gibt keinen sicheren Bereich für Alkoholkonsum bei Frauen!“.

Alkohol und Krebs – welche Dosis ist ungefährlich?!

Aus neuen Studien geht hervor, dass die Krebsgefahr den allfälligen Nutzen für das Herz überwiegt.

Inzwischen sind die Daten ausreichend, um eindeutig zu bestätigen, dass Alkoholkonsum eine direkte Ursache von 7 Krebslokalisationen darstellt: des Mund- und Rachenraums, des Kehlkopfes, der Speiseröhre, der Leber, des Kolons und Rektums sowie der weiblichen Brust. Dies ist das Fazit von jahrzehntelanger Forschung – und wird auch durch aktuelle Analysen und Metaanalysen bestätigt. Die Assoziation Alkohol-Krebs ist dabei dosisabhängig – linear oder exponentiell – und auch bei geringem und moderatem Alkoholkonsum nachweisbar!
Es ist von der Lokalisation abhängig, wie ausgeprägt der Zusammenhang tatsächlich ist: stark für den oberen Gastrointestinaltrakt (relative Risikoerhöhung um das 4 bis 7-Fache bei einem Konsum von 50 g Alkohol pro Tag im Vergleich zu einem Nicht-Trinker), weniger ausgeprägt für das Kolon, das Rektum, die Leber und die weibliche Brust (relatives Risiko ca. 1,5 bei 50 g Alkohol pro Tag oder mehr).
Das mit dem Alkoholkonsum assoziierte Risiko ist im Übrigen reversibel, wenn man mit dem Trinken aufhört. Aus gepoolten Analysen lässt sich auch schliessen, dass das Risiko für Oesophaguskarzinome und Karzinome des Kopfes und Halses über die Jahre des Konsums zunehmen, danach aber wieder abnimmt und nach rund 20 Jahren Abstinenz wieder auf dem Niveau eines Nicht-Trinkers ist. Für die Leber gibt es eine Metaanalyse, die ebenfalls auf eine mögliche Reversibilität hindeutet, nach der das Risiko eines hepatozellulären Karzinoms nach dem Alkohol-Stopp um 6 bis 7% pro Jahr abnimmt und nach etwa 23 Jahren wieder auf dem Niveau des Nichttrinkers ist.

Alkohol in der Jugend – Komatrinken

Wie gefährdet man durch Alkohol ist,  kann man in einem Online-Test gut ermitteln:
„Konsumcheck“ (auch für Drogen allgemein) auf www.rauschzeit.ch !

Alkohol im Alter

Alterung geschieht nicht kontinuierlich, sondern in Schüben. Schon in der ersten dieser Wellen mit etwa 44 Jahren sind Zellen betroffen, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Auch die Fähigkeit, Koffein, Alkohol und Lipide (Fette) zu verstoffwechseln, verändert sich stark. Der Abbau von Alkohol verlangsamt sich dadurch so, dass Alkoholschädigungen sehr viel schneller entstehen.
In der zweiten grossen Alterungswelle um 60jährig wird diese Veränderung noch massiver, so dass s
chon drei Gläser Wein am Tag für einen Achtzigjährigen pures Gift sind.
Ältere Männer ab 60 genehmigen sich am besten nur einen Drink pro Tag – ältere Frauen noch weniger. Alkohol wirkt auf einen Senioren etwa doppelt so stark wie auf einen jüngeren Erwachsenen. Leber, Herz, Nieren und Verdauungstrakt leiden stärker unter Alkoholeinfluss. Auch das Gehirn reagiert heftig auf Alkohol: Eine Stange Bier hat auf einen alten Menschen etwa dieselbe psychische Wirkung wie zwei Stangen für einen jüngeren.
Der Grund sind folgende körperliche Veränderungen, die im Alter eintreten:

  • Senioren haben weniger Wasser im Körper. Dadurch wird der Alkohol im Körper weniger verdünnt.
  • Bereits im Magen wird ein Teil des Alkohols unschädlich gemacht – allerdings bei alten Menschen weniger als bei jüngeren. Deshalb gelangt bei ihnen mehr Alkohol ins Blut.
  • Die Leber arbeitet langsamer. Dadurch ist der Alkohol länger im Körper und schädigt ihn stärker.

Zudem nehmen viele Senioren Medikamente ein, die die Wirkung des Alkohols verstärken.
Für Frauen gilt: Sie trinken am besten schon in jungen Jahren höchstens halb so viel Alkohol wie Männer, da ihr Körper stärker darauf reagiert. Das gilt auch im Alter. Ältere Frauen trinken am besten nicht mehr als einen halben Drink pro Tag (siehe oben).

Das heisst nicht, dass Senioren ganz aufs Anstossen verzichten sollen. Es dürfen auch einmal mehrere Drinks pro Tag sein – aber insgesamt nicht mehr als sechs Drinks pro Woche für Männer, höchstens vier Drinks für Frauen. Nach einer Ausnahme geben also gerade ältere Menschen ihrem Körper idealerweise eine längere Pause vom Alkohol.

Zusammengefasst:

  •  Männer trinken am besten erst ab 40jährig und nicht mehr als einen Drink pro Tag- und dies nur 3 bis 4mal in der Woche!
    Ein Drink ist:
    – eine Stange Bier (3dl)
    – ein Glas Wein (1dl)
    – ein Glas Sherry (0,5dl)
    – ein Glas Whisky (0,3dl)
    .
  • Frauen und alte Menschen (über 60) vertragen nur halb so viel Alkohol wie jüngere Männer. Ein halber Drink pro Tag (und dies auch nur 3-4mal in der Woche) ist hier das Limit.
    .
  • Wenn Senioren mehrere Drinks an einem Tag getrunken haben, so geben sie dem Körper eine Pause: mindestens so viele Tage, wie sie zu viele Drinks getrunken haben.
    .
  •  Alkohol erhöht für Senioren auch die Gefahr zu stürzen.
    .
  • Viele Senioren nehmen Medikamente. Sie fragen deshalb den Arzt, ob Sie überhaupt Alkohol trinken dürfen.

Alkohol und Vorhofflimmern

Die Risikoerhöhungen für eine Vorhofflimmerepisode beträgt gemäss guter Studien für einen Alkoholkonsum innerhalb der letzten vier Stunden: ein Drink = Verdoppelung, zwei Drinks = Verdreifachung. Je höher die Alkoholkonzentration im Blut ausfiel, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vorhofflimmern ausgelöst wurde.
Bescheidener oder moderater Alkoholkonsum ist also ein Episodentrigger bei einer Population mit durch Screening diagnostiziertem rezidivierendem Vorhofflimmern. Die enge Dosis-Wirkungs-Beziehung ist überraschend und rechtfertigt entsprechende Interventionen/Beratungen, da das Vorhofflimmern auch ein Risikofaktor für den Schlaganfall ist.
(Ann Intern Med. 2021, doi.org/10.7326/M21-0228).

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Das Herz schlägt dabei unregelmässig und meist schneller als normal. Wie schon der Name verrät, flimmern die Vorhöfe des Herzens dabei nur, statt sich regelmässig zusammenzuziehen.
Betroffene spüren, dass ihr Herz rast oder seltsam zu stolpern scheint. Auch Unruhe und Angst, Atemnot, Schwindel oder Schwächegefühl können damit einhergehen. Viele Betroffene bemerken allerdings auch gar keine Symptome. Wichtige Hinweise kann auch ein hoher und unregelmässiger Puls geben.
Risiko Schlaganfall: Auf Dauer kann Vorhofflimmern zum einen das Herz schwächen und zum anderen das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen.
Da beim Vorhofflimmern das Blut in den Vorhöfen des Herzens langsamer fliesst, kann es dort leichter gerinnen und einen sogenannten Thrombus bilden. Wenn dieser sich löst, kann er über den Blutkreislauf in die Gehirngefässe gelangen und dort einen Schlaganfall verursachen: Die Blutversorgung wird dann in Teilen des Gehirns unterbrochen.
Umgekehrt konnten australische Kardiologen die positive Wirkung des Alkoholverzichts bei Vorhofflimmern nachweisen: Wenn Patienten, die zuvor zehn oder mehr alkoholische Getränke pro Woche zu sich genommen hatten, einige Monate weitgehend abstinent lebten, besserte sich ihr Vorhofflimmern deutlich im Vergleich zu anderen Patienten, die auf demselben Niveau weitertranken (New England Journal of Medicine: Voskoboinik et al., 2020).

Kopfschmerz nach Alkohol

siehe auf dieser Seite: Histaminintoleranz

Nicht-alkoholische Fettleber und Alkoholtrinken

Die nicht-alkoholische Fettleber ist die häufigste Lebererkrankung. Der Begriff «nicht-alkoholische Fettlebererkrankung» («non- alcoholic fatty liver disease», NAFLD) ist definiert als Steatose der Leber, die nicht durch hohen Alkoholkonsum bedingt ist. (Als hoher Alkoholkonsum wird bei Frauen eine Menge von ≥20 g/Tag, bei Männern von ≥30 g/Tag angesehen.) Eine spezifische medikamentöse Therapie ist nicht bekannt. Gewichtsreduktion und Anpassung des Lebensstils wirken sich positiv aus. Der Einfluss von moderatem Alkoholkonsum bei vorhandener NAFLD ist jedoch unklar. In der hier besprochenen niederländischen Studie wurden die Auswirkungen der Menge des konsumierten Alkohols, der Art der Getränke und des Geschlechts auf eine Leberfibrose untersucht. Risikofaktoren sind Übergewicht und Typ-2- Diabetes. Mässiger Alkoholkonsum ist protektiv für das Herz, dies zeigte nun diese grosse niederländische Studie von 2018 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=mitchell+t+gastroenterol+113). Ein mässiger Alkoholkonsum wird definiert als weniger als 70 g/Woche, vor allem Wein. Im Vergleich zu nicht-alkoholtrinkenden Kontrollpersonen hat er auch einen protektiven Effekt auf die Progression der Leberfibrose (weniger Fibrose und weniger schwere Fibrose). Der Vorteil verschwand, wenn diese Menge in einer Sitzung getrunken wurde. Ob der Alkoholkonsum mit einem positiven Langzeiteffekt einhergeht, kann noch nicht gesagt werden. Eine Empfehlung zum Alkoholtrinken kann somit noch nicht gegeben werden, bis weitere Langzeitstudien dies beweisen.

WAS GEWINNE ICH ALSO DURCH DAS STOPPEN VON JEGLICHEM ALKOHOL?

Die Leber entfettet und der Schlaf wird besser, wenn man auf Wein und Bier verzichtet. Aber auch das Herz, die Psyche und das Immunsystem profitieren von weniger Alkohol.

  1. Wir schlafen besser!
    Ein paar Gläser Wein oder Bier am Abend, um noch behaglicher wegzuschlummern? Lieber nicht. Besser schläft es sich ohne. Wenn Sie ein, zwei Gläser Wein getrunken haben, schlafen Sie zwar sicherlich schneller ein. Tatsächlich kann Alkohol die Tiefschlafphase zu Beginn der Nacht sogar verlängern. Das führt aber nicht zu einem erholsameren Schlaf, wie manche vielleicht erwarten würden. Denn: Die Erholsamkeit des Schlafes hängt nicht vom Tiefschlaf ab, sondern von der Schlafkontinuität. Und letztere kann Alkohol in mehrfacher Hinsicht stören.
    Der Schlaf ist nämlich unruhiger. Sie wachen nach drei oder vier Stunden wieder auf und kommen dann schlecht in die zweite Schlafhälfte rein. Denn nach diesen drei bis vier Stunden hat der Körper den Alkohol verstoffwechselt. Die Stoffe, die dabei übrig bleiben, führen aber dazu, dass er Adrenalin ausschüttet und der Blutdruck steigt (Alcoholism – Clinical and Experimental Research.: Ebrahim et al., 2013).
    Überhaupt reagiert das autonome Nervensystem sensibel auf Alkohol. Das zeigt ein Großversuch finnischer Forscherinnen und Forscher mit mehr als 4.000 Freiwilligen (JMIR Mental Health: Pietilä et al., 2018). Diese trugen nachts ein Gerät, das ihre Herzfrequenz mass. Und zwar sowohl in trunkenen als auch in nüchternen Nächten. Dabei zeigte sich, dass schon nach geringen Mengen Alkohol der Herzschlag im Schlaf erhöht war. Daraus schlossen die Forscherinnen, dass der sogenannte Sympathikus länger das Geschehen im Körper dominierte – also der Teil des Nervensystems, der körperliche und geistige Leistungen vorbereitet. Wenn die Menschen hingegen nach einem alkoholfreien Abend einschliefen, konnte eher der Parasympathikus übernehmen – also der Gegenspieler, der den Körper zur Ruhe kommen lässt.
    Alkohol wirkt aber nicht nur über das Nervensystem auf den Schlaf. Weil er die Muskeln erschlaffen lässt und so die Atemwege verengt, fangen viele Menschen an zu schnarchen, wenn sie getrunken haben. Und wer ohnehin zum Schnarchen neigt, atmet alkoholisiert mitunter für kurze Zeit gar nicht. Schon bei geringen Mengen Alkohol kann es bei Schnarchern häufiger zu kurzen Atemaussetzern kommen. So eine Apnoe setzt den Körper unter Stress. Der Mensch wacht immer wieder auf und schnappt nach Luft, der Schlaf leidet. Das ist so, als führe man statt auf der Autobahn über eine Schotterstrasse. Betroffene ahnen von all dem meist nichts, weil sie sich morgens an die Atemaussetzer nicht erinnern können. Schlafmediziner können die Aussetzer dagegen im Schlaflabor unter anderem anhand einer schlechten Sauerstoffsättigung im Blut erkennen.
    .
  2. Die Leber entfettet!
    Dass die Leber leidet, wenn der Mensch trinkt, weiss jeder. Umgekehrt profitiert sie aber auch schnell, wenn ihr Alkohol erspart bleibt. Denn die Leber ist eine Meisterin der Regeneration. Eine Studie zeigt das exemplarisch: Bei Probanden, die vier Wochen lang täglich eine halbe Flasche Wein tranken, stiegen die Leberwerte an. Nachdem sie damit aufgehört hatten, sanken sie aber binnen zwei Wochen nahezu auf den Ausgangswert zurück (Journal of Clinical Laboratory Analysis: Randell et al., 1998).
    Wenn die Leber damit beschäftigt ist, Alkohol abzubauen, belastet sie das gleich in zweifacher Hinsicht: Der Abbau von Fettsäuren wird blockiert und der Aufbau von Fettsäuren favorisiert. Wird die Leber davon fett, merkt ein Mensch das zunächst nicht. Unter bestimmten Umständen kann sie sich aber entzünden – Fachleute sprechen dann von alkoholischer Hepatitis.
    Eine alkoholische Hepatitis kann zu einer Fibrose oder gar Leberzirrhose führen. So nennt man eine stark vernarbte und steife Leber, die ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann. Im Stadium der Zirrhose führt der Weg zurück zu einer gesunden Leber nur über eine Transplantation.
    Sogar eine alkoholische Fettleber kann wieder auf gesunde Masse abnehmen. Wenn wir nur sieben Tage auf Alkohol verzichten, kann die Leber schon um die 20 Prozent entfetten. Das beugt Krankheiten wie Leberfibrose oder -zirrhose vor. Und wer bereits an Hepatitis oder Fibrose leidet, kann diese durch Abstinenz teilweise sogar rückgängig machen. Eine Leberzirrhose dagegen verschwindet nicht mehr – betroffene Patienten, die nicht mehr trinken, leben aber deutlich länger (Addiction: Verrill et al., 2009).
    Allgemein gilt: Je länger ein Mensch abstinent bleibt, desto besser regeneriert sich die Leber. Wer nicht ganz auf Alkohol verzichten will, könnte zumindest eine Regel beherzigen: Nach dem Alkoholtrinken sollte die Leber genug Zeit zur Erholung bekommen – mindestens zwei bis drei Tage, selbst dann, wenn es nur ein, zwei Gläser Rotwein waren. Denn auch eine Leber braucht mal Ruhe.
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  3. Wir nehmen ab!
    Auf Alkohol zu verzichten, ist ein ziemlich einfacher Weg, Kalorien zu reduzieren. Zum einen, das liegt auf der Hand, weil Bier, Wein und Schnaps recht viel davon enthalten. Zum anderen, weil Alkohol uns obendrein mehr essen lässt. Er regt nämlich den Appetit an (British Journal of Nutrition: Kwok et al., 2019, PDF). Erstens aus Gewohnheit, weil wir gelernt haben, dass zum Alkohol ein Snack oder eine Mahlzeit gehört. Zweitens beeinflusst er die Hormonausschüttung, über die im Gehirn das Sättigungsgefühl reguliert wird (Current Opinion in Clinical Nutrition and Metabolic Care: Yeomans et al., 2003).
    Niederländische Forscherinnen demonstrierten das in einem kleinen Experiment: Sie servierten ihren Versuchspersonen entweder Wodka-Orange oder nur Orangensaft. Danach gab es Mittagessen. Diejenigen, die Wodka-Orange getrunken hatten, assen beim folgenden Mahl im Schnitt elf Prozent mehr. Ausserdem hatten sie grössere Lust auf fettreiche und herzhafte Speisen (Appetite: Schrieks et al., 2015).
    Das liege unter anderem daran, dass der Blutzuckerspiegel sinkt, wenn wir Alkohol trinken. Die Leber baut zunächst nach Kräften den Alkohol ab und schafft es kurzzeitig nicht, Blutzucker zu produzieren. Dadurch kann der Blutzuckerspiegel sinken und uns überkommt – mit einiger Verzögerung – der Appetit.
    Zwar ist die Beweislage zum Zusammenhang zwischen Alkohol und Übergewicht nicht eindeutig (Current Obesity Reports: Traversy & Chaput, 2015), Studien weisen aber in der Tendenz darauf hin, dass Menschen, die viel Alkohol trinken, auch leichter zunehmen (European Journal of Clinical Nutrition: Lourenco et al., 2012). Vor allem starker und regelmässiger Alkoholkonsum wirkt sich offenbar auf das Gewicht aus. Das gilt besonders für Männer, die im Schnitt mehr Alkohol trinken und mit Vorliebe eine Sorte: hochkalorisches Bier (Health Economics: French et al., 2010).
    Alkohol führt aber nicht nur dazu, dass wir mehr Kalorien zu uns nehmen, sondern auch dazu, dass wir weniger verbrennen. Denn er bindet Menschen an den Esstisch oder die Couch, er macht träge. Wer den Feierabend erst mal mit einem Bier eingeläutet hat, geht danach wohl eher nicht mehr ins Fitnessstudio.
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  4. Das Krebsrisiko sinkt!
    Zugegeben, es dauert Jahre, bis der Verzicht auf Alkohol sich hier bemerkbar macht: Aber Menschen, die wenig oder gar keinen Alkohol trinken, haben ein geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken.
    Laut der Internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation liessen sich im Jahr 2020 vier Prozent aller neu diagnostizierten Krebserkrankungen in Deutschland auf Alkoholkonsum zurückführen. Insgesamt geht es um 22.000 Krebsfälle in einem Jahr. Auch wenn es vor allem hohe Alkoholmengen sind, die zu einem Grossteil dieser Krebsfälle beitragen, sind sich viele Fachleute in Sachen Krebs inzwischen einig: Je weniger Alkohol, desto geringer das Risiko. Am besten: gar keiner.
    Denn auch schon geringe Mengen Alkohol erhöhen über die Zeit das Risiko für Krebs im Mund- und Rachenraum, in der Speiseröhre und im Kehlkopf. Dasselbe gilt für Brustkrebs bei Frauen. Im Hinblick auf das Brustkrebsrisiko gibt es ebenso wie für Speiseröhrenkrebs gar keine völlig unbedenkliche Trinkmenge (World Cancer Research Fund, 2018, PDF).
    Das Risiko von Darmkrebs steigt ab etwa zwei alkoholischen Getränken pro Tag (30 Gramm reiner Alkohol) deutlich an. Zu einem leicht erhöhten Risiko tragen aber offenbar auch schon niedrigere Konsummengen bei (Annals of Oncology: Fedirko et al., 2011). Ab drei Gläsern (45 Gramm) werden auch Leber- und Magenkrebs wahrscheinlicher. Besonders hoch ist das Risiko, wenn man nicht nur trinkt, sondern auch raucht.
    Dass Alkohol Krebs verursachen kann, liegt unter anderem daran, dass seine Abbauprodukte zu DNA-Schäden führen. Zwar hat der Körper ein Reparatursystem, um solche Schäden zu korrigieren. Nur, Alkohol schädigt unglücklicherweise auch unser Reparatursystem. Die gute Nachricht: Lässt man das Trinken sein, kann sich das System erholen und die Schäden an der DNA reparieren.
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  5. Das Herz bleibt leichter im Takt!
    Die Beziehung von Herz und Alkohol ist kompliziert: Zwar deuteten in der Vergangenheit Studien darauf hin, dass etwa Rotweinkonsum in Massen positiv aufs Herz wirken könnte. Doch die Beweislage ist umstritten. Insgesamt mehren sich die Hinweise, dass auch fürs Herz gilt: Je weniger Alkohol, desto besser.
    So zeigte erst kürzlich eine Studie mit mehr als 370.000 Teilnehmern, dass Menschen mit leichtem bis moderatem Alkoholkonsum generell einen gesünderen Lebensstil pflegen – auch im Vergleich zu reinen Abstinenzlern (JAMA: Biddinger et al., 2022, PDF). Es sei demnach wohl weniger der Alkohol, der das Herz schützt, sondern eher der ansonsten gesunde Lebensstil, folgern die Autoren. Sie kamen zu dem Schluss, dass Alkoholkonsum in jeglicher Höhe mit einem erhöhten Risiko etwa für Erkrankungen der Herzkranzgefässe einhergeht.
    Auch Alkohol und Blutdruck zeigen eine Wechselwirkung. Alkohol kann niedrigen Blutdruck noch weiter senken und hohen Blutdruck weiter erhöhen. Umgekehrt lässt sich auch bei Bluthochdruck mit Alkoholverzicht gegensteuern: Eine Analyse verschiedener Studien ergab, dass bei Menschen, die mehr als zwei alkoholische Getränke am Tag tranken, der Blutdruck sank, wenn sie den Alkoholkonsum deutlich reduzierten. Und je höher das anfängliche Trinkniveau, desto stärker der Effekt (The Lancet Public Health: Roerecke et al., 2017).
    Zwar spielen bei Herzkreislauferkrankungen meist verschiedene Dinge eine Rolle. Wenn Patienten mit Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck oder anderen Beschwerden zu mir kommen, rate ich ihnen trotzdem stets den Alkohol wegzulassen. Ich kann ja nur überlegen: Welche Faktoren kann ich in meinem Lifestyle verändern? Und das ist eben der Alkohol.
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  6. Das Immunsystem arbeitet effektiver!
    Wer keinen Alkohol trinkt, hilft seinem Immunsystem. Das gilt zum Beispiel für die weissen Blutkörperchen, die eindringende Krankheitserreger bekämpfen und Botenstoffe ausschütten, um weitere Zellen des Immunsystems zu aktivieren. Alkohol hemmt diesen Prozess gleich an mehreren Stellen (BMC Immunology: Pruett & Fan, 2009). So werden zum Beispiel weniger Botenstoffe ausgeschüttet, während gleichzeitig die Zahl der sogenannten Monozyten sinkt, die zu den weissen Blutkörperchen gehören und sich in Makrophagen, sogenannte Fresszellen, verwandeln.
    Häufiger und übermässiger Alkoholkonsum hat darüber hinaus offenbar negative Effekte auf die Darmbakterien – was ebenfalls Folgen für das Immunsystem haben kann. Regelmässiger Alkoholkonsum kann die Zusammensetzung der Darmflora verändern und dadurch die Darmbarriere schwächen. Bakterien könnten dann aus dem Darm ins Blut gelangen, wo das Immunsystem auf sie reagiert. Dadurch werde das Immunsystem kontinuierlich stimuliert. Ausserdem schüttet der Körper Entzündungsbotenstoffe aus. Das kann andere Organe schädigen und letztendlich auch zu einer Immunschwäche führen, weil sich der Körper nicht leisten kann, das Immunsystem ständig hochzuregulieren. Deshalb sind Menschen, die dauerhaft und in einer schädlichen Menge Alkohol konsumieren, anfälliger für Infektionen (Alcohol Research: Sarkar et al., 2015).
    Wer auf Alkohol verzichtet, lässt also die körpereigenen Abwehrkräfte ungestört arbeiten. Und auch bei Menschen, die durch regelmässigen Alkoholkonsum ein bereits beeinträchtigtes Immunsystem haben, führt Abstinenz immer zu einer Verbesserung.
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  7. Der Psyche geht es besser!
    Die psychische Gesundheit eines Menschen hängt zwar von vielen Faktoren ab. Doch es gibt erste Hinweise darauf, dass Alkoholverzicht positiv auf sie wirken könnte. So fanden Forscherinnen und Forscher der Universität Hongkong heraus, dass sich das mentale Wohlbefinden von Menschen verbesserte, wenn sie keinen Alkohol mehr tranken (CMAJ: Yao et al. 2019).
    Kurzfristig kann der Verzicht auf Alkohol allerdings auch zu einem Stimmungsabschwung führen. Alkohol hat pharmakologische Effekte, es wirkt in unserem Gehirn also wie ein Medikament. Der Haupteffekt von Alkohol ist, dass er die sogenannten GABA-Rezeptoren aktiviert und ihre Gegenspieler, die Glutamat-Rezeptoren, hemmt. Das, macht zum einen müde oder weniger aktiv, kann zum anderen aber auch angstlösend wirken.
    Dabei tritt mit der Zeit jedoch ein Gewöhnungseffekt ein. Wer regelmässig trinkt, bei dem reguliert der Körper die GABA-Rezeptoren herunter, die gleiche Menge Alkohol hat dann einen deutlich geringeren Effekt.
    Wer ans Trinken gewöhnt ist und dann aufhört, bei dem muss der Körper sich also gewissermassen zurück anpassen, was einige Tage dauert. Die Effekte kehren sich vorübergehend um: Die Person wird möglicherweise unruhiger, ängstlicher, reizbarer und kann schlechter einschlafen.
    Warum Alkoholverzicht langfristig aber dem psychischen Wohlbefinden dienen kann, wird biochemisch erklärt. Alkohol wirkt nämlich auch auf das Belohnungssystem des Gehirns. Wenn ein Mensch nun häufig trinkt, fokussiert sich das Belohnungssystem irgendwann auf den Alkohol. Andere Stimuli, die belohnend wirken könnten, wie Sport oder eine glückliche Paarbeziehung, werden weniger bedeutend.
    Deshalb können sich schon durch moderaten, regelmässigen Alkoholkonsum die Interessen, Hobbys und sozialen Interaktionen verändern. Für Menschen, die viel Alkohol trinken, wird alles attraktiver, was Alkoholkonsum beinhalten kann: Fussballgucken oder in die Kneipe gehen beispielsweise. Und Dinge, die früher wichtig waren, machen weniger Spass. Umgekehrt heisst das: Wenn diese Menschen aufhören zu trinken, haben andere Interessen – und damit andere Glücksmacher – wieder grössere Chancen.
    (aus DIE ZEIT, 19/2022)

Alkoholsucht
KEINE Willensleistung, sondern eine Veränderung des Hirns!

(aus der REPUBLIK, republik.ch/2023/03/30/gibt-es-fuer-alkoholkranke-einen-reset)

Was ist „Sucht“? Zum einen wiederholt rausch­trinken (Rauschtrinker), zum anderen regelmässig und lange zu viel trinken (Pegeltrinker).
Und das Wichtigste zuerst: Sucht hat nichts mit Willensleistung oder mit Schuld zu tun! Dies wurde klar, als Forscher in den Hirnen nach Erklärungen für die Sucht zu suchen begannen. Die Forscher, das sind Christian Lüscher und sein Team von der Universität Genf. Lüscher ist Mediziner und Neurologe und erforscht, wie Sucht im Gehirn entsteht. Begonnen hat er damit vor über 20 Jahren.
Sie fanden den Ursprung und die Hirnveränderungen bei Süchtigen im Nucleus accumbens, jenem Teil des Belohnungs­systems, wo der Dopamin-Hahn aufgedreht wird. Genau dort kommen auch Informationen aus dem orbitofrontalen Kortex an. Das ist ein Teil der Grosshirn­rinde hinter der Stirn, der als Wächter gilt. Er sagt uns, was wir tun und lassen sollen.
Die Nerven­zellen des Wächters leiten ihre Informationen über Synapsen, also neuronale Verknüpfungs­stellen, in den Nucleus accumbens weiter. Doch dort schwirrt das ganze Drogen-Dopamin herum, und das sorgt dafür, dass sich die Biochemie der Verknüpfungs­stellen dauerhaft verändert. Und somit ändert sich auch der Informations­fluss vom Wächter.

«Wer süchtig ist, hat ein verändertes Gehirn», sagt Christian Lüscher. «Das führt dazu, dass man Entscheidungen anders trifft.» Man konsumiere die Substanz, auch wenn das negative Folgen habe.

Zudem sind bei Süchtigen das limbische System, das Angst und Stress steuert, verändert und aktiv, obwohl es keine Bedrohung gibt. Diese Menschen sind immer in Alarm­bereitschaft. Sie trinken Alkohol nicht, um eine Belohnung zu erfahren, sondern um diese negativen Emotionen und dieser unangenehme innere Zustand loszuwerden.

Die Genetik spielt auch eine grosse Rolle. Bei der Alkohol­sucht wird die Vererbbarkeit auf etwa 50 Prozent geschätzt. Zudem spielen auch Umwelt­einflüsse und Erfahrungen eine Rolle. Obwohl z.B. Labormäuse, die ja alle dieselben Gene besitzen, ein nicht sehr erfülltes Leben haben, gibt es dennoch individuelle Unterschiede. Zum Beispiel, welchen Platz sie in der Hierarchie ihrer Gruppe einnehmen.

Solche Erfahrungen können sich im Erbgut bemerkbar machen, indem sie kleine Veränderungen an der Verpackung von Genen auslösen. Dadurch bestimmen sie, ob ein Gen an- oder ausgeschaltet ist. Man spricht von epigenetischen Veränderungen.

WAS TUN?!

Selbsttest zu meinen Trinkgewohnheiten >>>

Alkoholsucht und Aufhören

Das Rückgängigmachen und die „Auslöschung“ dieser oben beschriebene Hirnveränderungen sind grundsätzlich wohl möglich, falls man das Belohnungs­system mithilfe der Tiefen Hirnstimulation durch Hirn­elektroden behandelt, wie dies bei Parkinson-Patienten bereits erfolgreich getan wird. Dies ist aber noch zu wenig erforscht.

Die Hoffnung liegt nun auf den Psychedelika. Von ihnen nimmt man an, dass sie die synaptischen Verbindungen, die Verknüpfungs­stellen im Hirn, sozusagen auflockern und so die süchtig machende Veränderung rückgängig machen.
An der Universität Zürich läuft derzeit ein Versuch, Alkohol­abhängigkeit mit Psilocybin, dem Wirkstoff aus magic mushrooms, zu behandeln. Eine erste, kleine Studie aus dem Jahr 2022 macht Hoffnung. Nach Psilocybin-Behandlungen tranken Patienten weniger häufig als Patienten, die Psycho­therapie oder ein Placebo erhalten hatten. Auch Lüscher in Genf will die Wirkung der Psychedelika in seinem Tier­modell nun genauer erforschen.

Wie beginne ich das Aufhören: mit Willenskraft? Nein: mit Gewohnheiten!

Wir überschätzen uns und unsere Willenskraft. Wir glauben, wenn wir uns nur am Riemen reissen, könnten wir jederzeit unser Verhalten steuern und unsere Ziele erreichen. Das stimmt aber leider nicht.

Die Antidiabetesmittel Ozempic oder Wegovy alsAntisuchtmittel?

Es hat sich nun gezeigt, dass Semaglutid & Co neben dem Appetit auch ein Suchtverlangen (gegen Rauchen, Alkohol,…) unterdrückt. Dies passt natürlich zum gehypten Auftritt dieser Medikamente. Die Social-Media-Posts gehen nun mit Erfolgsmedlungen durch die Decke…
In solcher Euphorie wird immmer übers Ziel ausgeschossen, weshalb man noch nicht mit gutem Gewissen diese neue Indikationsausweitung als bare Münze nehmen kann.
Zudem hatten wir dies schon etliche Male, dass eine Sucht mit Medikamenten behandelt wurde, worauf man darauf regelmässig von diesen neuen Mittel abhängig wurde, deren Langzeit-Nebenwirkungen man noch gar nicht kennt. Dies geschah auch intensiv mit Amphetaminen zum Abnehmen, mit Nikotinersatzpräparate gegen das Rauchen, usw..

Warten wir also die laufenden Studien aus der Forschung ab – und auf mehr Langzeiterfahrung.
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Das «10-Punkte-Programm zum kontrollierten Trinken»

Hilft denen, die öfter mal ein Bier über den Durst trinken. Die Therapie wird sogar bei Alkoholikern angewandt. Kritiker warnen aber: Bei Süchtigen führt es erst recht in die Sucht.
Wie läuft dies ab?
In der ersten Sitzung mit dem Suchtberater bekommt man ein Büchlein, in das man Tag für Tag minutiös aufschrieb, was und wie viel man wann trank. So merkt man vielleicht zum ersten Mal, wie viel man eigentlich trinkt. Dann legt man Woche für Woche fest, wie viel man trinken wollte. Es dauert häufig ein halbes Jahr, bis man seinen Alkoholkonsum wieder im Griff hat. Der Konsum liegt als Ziel zum Beispiel etwa bei 15 «Standarteinheiten» pro Woche, das entspricht 15 Gläser Wein oder 4,5 Liter Bier. Das Potential für eine Sucht ist da. Doch man hat gelernt, mit seinem Alkoholkonsum umzugehen.
Das Programm zum «kontrollierten Trinken» hat der Psychologieprofessor Joachim Körkel von der Evangelischen Hochschule Nürnberg (D) begründet. Die Therapie richtet sich sowohl an «normale» Zuvieltrinker wie auch an schwere Alkoholiker, wie Körkel sagt: «Das Programm ist für alle Menschen, deren Alkoholkonsum zu hoch ist und die ein gänzlich alkoholfreies Leben nicht anstreben oder für die das unrealistisch ist.»
Man erreicht damit Menschen, die in einem Grenzbereich zwischen Sucht und Zuvieltrinken sind. Das kontrollierte Trinken ist ein gutes Programm für Leute, denen das Trinken langsam entgleitet und die es wieder unter Kontrolle bringen wollen.
In den letzten sechs Jahren haben über 300 Betroffene bei den Beratungsstellen der Berner Gesundheit das Programm durchgeführt. Vier von Fünf konnten nach zehn Wochen Ihren Alkoholkonsum und einen Drittel bis die Hälfte reduzieren. Jeder Fünfte hat das Programm abgebrochen.
Ob das Programm auch für schwere Alkoholiker etwas taugt, ist allerdings heftig umstritten. Körkel ist zwar überzeugt, dass seine Methode auch diesen Patienten helfen kann. Doch viele Fachleute und auch Betroffene lehnen es ab. Die deutsche Internet-Selbsthilfegruppe A-connect «warnt eindringlich vor kontrolliertem Trinken». Viele trockene Alkoholiker würden durch das kontrollierte Trinken in den Irrglauben fallen, sie könnten nach längerer Abstinenzphase wieder mit Alkohol umgehen, schreibt der Verein auf seiner Website. «In zahlreichen uns bekannten Fällen wurde die vereinbarte Alkoholmenge nach und nach gesteigert. Am Ende wurde exzessiver getrunken als zuvor.» Derartige Experimente seien nichts anderes als schleichende Rückfälle.
Auch Mitglieder der Anonymen Alkoholikern sagen, dass aus ihrer Erfahrungen und aus Äusserungen von Freunden Betroffene immer wieder versucht haben, kontrolliert zu trinken. Langfristig sei es aber nur weiter bergab gegangen.
Joachim Körkel rechtfertigt sich: «Es gibt nichts, was für alle gilt». Doch es sei fatal, dass die «im Kreise einiger Anonymer Alkoholiker gesammelten Erfahrungen zum sakrosankten Glaubenssystem erhoben werden».
Doch auch die Erfahrungen der Zürcher Forel Klinik bestätigen, dass das Programm für Süchtige wenig geeignet ist. In der Klinik ist das kontrollierte Trinken als Therapiemethode nicht sinnvoll, so der Tenor. Ein Nebeneinander von kontrolliertem Trinken und Abstinenz unter einem Dach wäre zu risikoreich.
In einer Untersuchung von ehemaligen Patienten der Forel Klinik waren nur 5 Prozent nach einer stationären Behandlung in der Lage, kontrolliert zu trinken. Sogar die Patienten selber wollten lieber abstinent bleiben. Die Mehrzahl der Patienten entschied sich für eine dauerhafte Abstinenz, da zuvor ein kontrolliertes Trinken gescheitert war oder sie es sich selber nicht zutrauten.
Das kontrollierte Trinken dient allerdings oft als «Köder» für einen Entzug, so die Forel Klinik: «Wenn sich der Alkoholabhängige mit der dauerhaften Abstinenz nicht arrangieren kann, dann ist das Programm zum kontrollierten Trinken ein guter Einstieg in eine weiterführende Behandlung.»

Kontrolliertes Trinken: So funktioniert’s:
– Führen Sie ein Tagebuch über Ihr Trinkverhalten
– Schreiben Sie jeden Tag auf, was Sie trinken, wieviel, zu welcher Uhrzeit, mit wem und aus welchem Anlass. Eine Anleitung finden Sie unter www.kontrolliertes-trinken.de
– Setzen Sie sich ein Ziel, wieviel Sie pro Woche maximal trinken wollen.
– Schreiben Sie am Anfang der Woche genau auf, was sie wann trinken werden. Setzen Sie zwei bis drei abstinente Tage fest.
– Kontrollieren Sie Ende Woche, ob sie Ihren Trinkplan eingehalten haben und legen Sie die neue Woche fest.

Kostenlose Onlinetrainings von Universitäten-Gruppe erarbeitet:
https://geton-training.de/

Weniger trinken – wie gelingt der Vorsatz?

Guter Link zur Online-Selbsthilfe bei Alkoholsucht: http://www.selbsthilfealkohol.de/Portal

Zur Bedeutung des Alkohols in der Menschheitsgeschichte ein berauschender Beitrag aus der Republik: kurze-geschichte-des-lasters.pdf

Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
18. August 2024

Alzheimer und Depression

Alzheimer-Krankheit

Eine progressive und fatale neurodegenerative Erkrankung tritt mit einer Frequenz von 1% bei Sechzigjährigen und bis zu 30% bei 85jährigen auf.

Lesen Sie darüber ausführlich hier: www.dr-walser.ch/alzheimer/!

Abgrenzung zur Depression:

In der Praxis ist die Unterscheidung zwischen einer Depression und einer Demenz durch die Alzheimer-Krankheit oft recht schwierig. Demenz und Depression können gleichzeitig auftreten. Depressionen bei demenzkranken Menschen sind nicht so leicht zu diagnostizieren, weil die Betroffenen oft nicht mehr in der Lage sind, ihre affektive Befindlichkeit mit Worten auszudrücken. Es gibt aber auch die sogenannte „Depressive Pseudodemenz“, d.h. Leistungsstörungen bei Depressiven.
Es gibt aber doch klare Unterscheidungen:

Kriterien für die Diagnose einer Demenz (neben Alzheimer auch sogenannte Multi-Infarkt-Demenz durch Hirndurchblutungsstörungen oder Arzneimittelnebenwirkung, Mangelernährung.) sind Gedächtnisstörungen und Störungen in mindestens einem der folgenden kognitiven Funktionen: Sprache, räumliche Orientierung, logisches Denken, Abstraktionsvermögen, Urteilsvermögen, Konzentration. Dies bei erhaltenem Bewusstsein.

Für eine Depression spricht eine familiäre Belastung, eine persönliche Vorgeschichte mit Depressionen, rascher Beginn (Die Multi-Infarkt-Demenz beginnt aber auch rasch.), subjektive Klagen (Der Demente bagatellisiert.), detaillierte Klagen, depressive Stimmung (Der Demente ist allgemein gefühlslabil.), die Umgebung hat die Symptome wahrgenommen (Beim Dementen werden Symptome lange Zeit nicht wahrgenommen.), Schuldgefühle und Versagensangst (Der Demente verneint und fordert.), „ich weiss es nicht“-Antworten (Der Demente beschuldigt andere für eigenes Versagen.), depressive Symptome treten vor den kognitiven Verlusten auf (Beim Dementen umgekehrt.), keine Orientierungsstörungen.

Beim Depressiven heissen die klassischen Schlüsselfragen:

  • Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden?
  • Verlust des Interesses?
  • Verlust von Elan, Entschlusskraft, Lustempfindung?
  • Verlust der Konzentrationsfähigkeit und Hemmung des Denkens?
  • Verlust des Selbstwertgefühls mit Suizidimpulsen?
  • Schlafstörungen?

Depressive Symptome sind:

  • Hemmung, Verlangsamung, Antriebsschwäche, Apathie
  • Traurige Verstimmung, Bedrücktheit, Niedergeschlagenheit
  • Angst, Krankheitsangst, funktionelle Organbeschwerden

Überlappende (gemeinsame) Symptome von Demenz und Depression sind:

  • Antrieb
  • Energieverlust
  • Interessenverlust
  • Müdigkeit
  • Schlafstörung
  • Gewichtsverlust
  • Agitiertheit
  • Verlangsamung
  • Konzentrationsstörung
  • Merkfähigkeitsstörung

Sehr hilfreich ist die Cornell-Skala. Dieses Instrument umfasst 19 Items, welche Veränderungen der Stimmung, des Verhaltens, vegetativer Funktionen wie Appetit und Schlaf sowie weitere Störungen erfassen. Von anderen Depressionsskalen unterscheidet sich die Cornell-Skala dadurch, dass sie nicht nur durch ein Gespräch mit dem Patienten erhoben wird, sondern sich vor allem auf Beobachtungen der Pflegenden stützt, die im Zeitraum von einer Woche erhoben werden.

Therapeutisch wirkt übrigens unspezifisch bei beiden Störungen (M.Alzheimer und Depression) etwas Unvorhergesehenes: ein bis zwei Stunden Sitzen im Schaukelstuhl beruhigt und wirkt antidepressiv!
Siehe Weiteres hier!

Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
18. November 2017

Demenz und Alzheimer

Ist dies noch normale Altersvergesslichkeit oder schon Demenz?

Lesen Sie gleich hier weiter >>>

Demenz muss meist nicht sein

Lange Zeit galt Demenz als unvermeidliches neurobiologisches Schicksal, das manchen Menschen bevorsteht. Zwar gibt es genetische Faktoren, doch neuere Studien zeigen immer deutlicher, dass man schon im mittleren Lebensalter das spätere Demenzrisiko erheblich beeinflussen kann. Fast die Hälfte aller Demenzfälle liesse sich verhindern oder zumindest aufschieben, wenn man frühzeitig bestimmte Risikofaktoren meidet. Das belegt eine aktuelle Studie in der Fachzeitschrift Lancet.

Obwohl Demenz meist erst im hohen Alter auftritt, markiert die Lebensmitte, also die Phase zwischen 40 und 60 Jahren, eine entscheidende Wende in der Hirnalterung. In dieser Zeit beschleunigen sich Umbauprozesse im Gehirn, die späteren Erkrankungen wie Demenz den Weg bereiten können. Daher ist Prävention in dieser Phase besonders wirksam.

Die Autoren der Lancet-Studie haben genau berechnet: Würde man 14 Risikofaktoren bekämpfen, könnte man 45 Prozent aller Demenzfälle vermeiden oder zumindest aufschieben. Diese theoretische Zahl zeigt das grosse Potenzial der Demenzprävention. Fachleute sind sich einig: Man muss früh genug damit beginnen.

Fast die Hälfte der Demenz-Fälle wären vermeidbar:
14 Risikofaktoren

Aufsummiert liessen sich 45% der Demenzfälle theoretisch verhindern, wenn alle Risikofaktoren eliminiert würden. (Studie dazu)

Weitere Demenzprävention

  • Nochmals, da so wichtig: Präventiv gilt allgemein eine Verhinderung des Hirnschlags (optimaler Blutdruck, Diabetes gut behandelt und Blutfette nicht erhöht) und eine Erhöhung der zerebralen Reserve (Kombination von körperlicher Bewegung, die über 3 Stunden pro Woche zum Schwitzen führt und tägliches Gedächtnistraining). Es scheint, dass ein erhöhter (systolischer = oberer) Blutdruck und ein erhöhter Cholesterinwert im mittleren Lebensabschnitt das Risiko einer Alzheimerschen Krankheit im Alter erhöht. (BMJ 2001; 322: 1447-51; Kivipelto M et al.). Aber: Möglichst tiefen Blutdruck (systolisch unter 130 mmHg) vermeiden – d.h. auch die Blutdruckmedikamente nicht überdosieren! Studie hier! (Neuere Arbeiten zeigen, dass eine Behandlung einer Hypertonie zwar kognitive Defizite vorbeugt, aber einer Demenz nicht! Studie hier.) .
  • Hirntraining oder „Gehirnjogging“ hilft prophylaktisch eine beginnende Demenz um Jahre zu verzögern. Aber: Es hat sich in vielen Studien gezeigt, dass darunter nicht nur das Lösen von Kreuzworträtsel oder Sudokas gemeint ist, sondern komplexe Hirntätigkeiten, die neue neuronale Verknüpfungen entstehen lassen:
    * Musizieren (Singen – Idealfall: neues Instrument erlerne oder altes wieder reaktivieren)
    * Tanzen
    * Meditieren
    * Lernen von (neuen) Fremdsprachen
    * Umgang mit kleinen Kindern (Enkel)
    *
    Hirn anregen durch rhythmische Bewegung: Gehen/Flanieren
    *
    Was raubt uns Hirnleistung?

Ernährung:

    • Allgemein gilt präventiv eine sog. mediterrane oder Mittelmeerkost:
      5 Portionen mehrfarbige Früchte oder Gemüse pro Tag.
      Fett, vor allem aus Pflanzenölen (Oliven-, Raps-, Leinöl).
      Wenig Fleisch (optimal nur einmal pro Woche).
      2 Portionen Fisch pro Woche (vegetarische Variante: eine Handvoll Walnüsse und Mandeln pro Tag).
      Energie, vor allem durch Vollkorn- oder Kartoffelprodukte.
      Menschen also, die vermehrt Salat, Nüsse, Fisch, Tomaten, Geflügel, Gemüse, Früchte und wenig Fleisch, Butter oder fettreiche Lebensmitteln zu sich nahmen, haben ein viel geringeres Risiko an M. Alzheimer zu erkranken.
      Zusätzlich positive kann angemerkt werden, dass diese Ernährungsweise auch das Risiko für Diabetes und Herzkreislauferkrankungen senkt. (Arch Neurol 67(6):699-706, June 2010 © 2010 to the American Medical Association Food Combination and Alzheimer Disease Risk-A Protective Diet. Yian Gu, Jeri W. Nieves, Yaakov Stern, Jose A. Luchsinger, Nikolaos Scarmeas. Link zum Abstract)
    • Prophylaktisch hilft das regelmässige Essen von Fisch. Senioren, die durchschnittlich einmal pro Woche Fisch assen, hatten ein um 60 Prozent geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken, als solche, die kaum oder keinen Fisch zu sich nahmen (Rush-Presbyterian St.Luke’s Medical Center, Chicago 2003).
    • Auch übermässigen Alkoholkonsum haben die Forscher als neuen Risikofaktor hinzugefügt. Wer pro Woche mehr als 21 Einheiten (3 Standardgläser pro Tag) Alkohol trinkt, erhöht demnach sein Risiko für eine Demenz. Zwar wird schon seit Jahrhunderten beobachtet, dass schwere Trinker Hirnschädigungen und geistige Einbussen erleiden. Doch erst jetzt fanden die Wissenschaftler genügend hochwertige Studien, um den Zusammenhang zu belegen.
    • Regelmässiges Teetrinken hilft auch prophylaktisch: englische Forscher fanden, dass schwarzer (ca. ein Tag lang) oder grüner (ca. 7 Tage lang) Tee bestimmte Enzyme (Acetylcholinesterase-Hemmer u.a.) im Gehirn blockieren, die an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sind. Die Inhaltstoffe von grünem Tee, die Catechine, haben sich als eigentliche multifunktionale neuroprotektive Substanzen erwiesen. Diese sog. Polyphenole durchdringen die Blut-Hirn-Schranke und wirken unter anderem auch als Eisenchelatoren, Antioxidanzien und Entzündungshemmer.
      Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson entstehen multifaktoriell durch komplexe toxische Einflüsse, die das Absterben von Neuronen provozieren. Wo Neurone absterben, wurde bei diesen Erkrankungen als zentrale biochemische Veränderung eine Ansammlung von Eisen festgestellt. Dadurch entstehen freie Sauerstoffradikale, die bei der Bildung toxischer Aggregate – Alpha-Synuclein bei der Parkinsonkrankheit und Beta-Amyloid bei der Alzheimerdemenz – beteiligt sind.
      Deshalb ist die Entzündungshemmung und  Eisenbindungsfähigkeit der Polyphenole auch so wichtig.
      Was muss ich beachten, wenn Grünteetrinken wirklich einen medizinischen Wert haben soll:
      – Ein bis eineinhalb Liter täglich trinken.
      – Drei gehäufte Esslöffel Pulver auf einen Liter.
      – Pestizidfreien Grüntee wählen („Bio“).
      – Kalziumarmes Wasser benützen.
      – Zwischen 60 und 80 Grad warmes Wasser zum Aufguss benützen.
      – Fünf bis zehn (besser sogar zwanzig!) Minuten ziehen lassen.
      – Ein paar Tropfen Zitronensaft im Tee schützt die Polyphenole vor den Verdauungssäften.
      – Kann mit Traubensaft (auch Polyphenol-reich) ergänzt werden. Grünteeregeln als PDF-Datei

Entzündungen – oder: Ist Alzheimer eine entzündliche Krankheit?

      • Entzündliche Prozesse spielen in der Entstehung der Alzheimer-Krankheit eine wichtige Rolle. Eine Vielzahl von Studien zeigte, dass Personen, die längere Zeit entzündungshemmende Medikamente (NSAR) einnahmen, ein deutlich niedrigeres Alzheimerrisiko haben. Es war übrigens wichtig, dass diese Medikamente vor Ausbruch der Demenz genommen werden müssen. Bei Patienten, die schon erste Anzeichen zeigten, verschlechtern die Entzündungshemmer den Krankheitsverlauf.
      • Billiger und nebenwirkungsärmer ist hier das Trinken von Grüntee (siehe oben).
      • Es laufen zur Zeit mehrere Interventionsstudien mit entzündungshemmenden Substanzen. Bis zum Vorliegen der Ergebnisse dieser kontrollierten Studien kann jedoch aufgrund von Resultaten epidemiologischer Studien allein die Einnahme von Entzündungshemmern noch nicht empfohlen werden. Interessant ist aber sicher, dass die lange als Ursache beschuldigten Plaques (Beta-Amyloid-Eiweiss-Ablagerungen) im Gehirn „nur“ die Folge einer durch Entzündung geschädigten Hirnzelle sind.
      • Zu den Entzündungen gehören auch gesunde Zähne. Sie mindern im Alter das Risiko, geistig abzubauen: Je weniger Zähne wir noch haben, je höher ist unsere Demenzrisiko. Karies, Parodontose und Zahnverlust sollte mit einer guten Zahnhygiene vermieden werden. (T. Yamamoto u.a.: Association between self-reported dental health status and onset of dementia. Psychosomatic Medicine, 74/3, 2012, 241-248)

Sonstiges:

      • Häufige Kopfverletzungen, die zu einer Gehirnschädigung führen, können für sich genommen bereits kognitive Einbussen verursachen. Untersuchungen von Sportlern, die Kontaktsportarten wie Boxen oder Fussball ausüben, haben gezeigt, dass häufige kleinere Kopfverletzungen zu vermehrten Amyloid-Ablagerungen im Gehirn führen, die als wesentlicher Entstehungsfaktor für die Alzheimer-Erkrankung gelten.
        Präventiv wirkt also das Verhindern von Hirntraumas: Helmtragen beim Velofahren oder anderen gefährlichen Sportarten (auch beim Kopfball im Fussball, wenigstens im Jugendalter!).
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      • Feinstaubbelastung zählt neu auch zu den Gefahren, die zur Demenz beitragen können. Die Autoren berufen sich dabei hauptsächlich auf Tierstudien, in denen gezeigt wurde, dass die Schmutzpartikel neurodegenerative Prozesse beschleunigen können. Man sollte auch nicht direkt an einer stark befahrenen Strasse wohnen!
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      • Einsamkeit ist ein wichtiger Risikofaktor für Demenz. (Salinas J, Beiser A, Jasmeet K et al. Association of loneliness with 10-year dementia risk and early markers of vulnerability for neurocognitive decline. Neurology. 2022 Mar 29;98(13):e1337-e48. [Link])
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      • Zur Einsamkeit gehört: Wer im mittleren Alter unter eingeschränkter Hörfähigkeit leidet, hat ebenfalls ein grösseres Risiko, später an einer Demenz zu erkranken. Der daraus folgende Kontaktmangel und Depressionen scheint dann ursächlich zu wirken. Das gute Hörgerät ist also auch demenzverhütend.

      • Bildung und regelmässige kognitive Stimulation stärken die Fähigkeit des Gehirns, bei Bedarf neue Nervenzellverbindungen zu knüpfen. Die Menschen haben dann eine kognitive Reserve, mit der sie Schädigungen durch eine beginnende Demenz kompensieren können. Wenn aber etwa durch den Verlust des Gehörs oder durch Einsamkeit die Stimulation fehlt, fällt dieser Schutz weg, und die Krankheit macht sich schneller bemerkbar. 
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      • Man sollte nicht näher als 50 Meter zu einer Hochspannungsleitung wohnen. Gemäss einer Schweizer Studie (American Journal of Epidemiology, 2008: http://aje.oxfordjournals.org/cgi/content/abstract/kwn297) war das Risiko, an einer Alzheimerkrankheit zu erkranken nach 15 Jahren stark erhöht.
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      • Keine Benzodiazepine (Valium, Temesta, …) länger als 1 Monat einnehmen!
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      • Fraglich und vielleicht auch gefährlich: Das altbekannte Diabetes-Medikament Metformin löste vor einigen Jahren einen echten Hype aus. Es sollte Krebs aufhalten, Herzleiden bekämpfen und als Abnehmhilfe dienen. Schon lange wird vermutet, dass Metformin das Risiko für eine Demenzerkrankung mindert. Nun haben Forscher der Boston University im Fachjournal JAMA den Beweis geführt, dass Metformin tatsächlich segensreich für das Gehirn sein kann. 12.000 von 29,000 Patienten in dieser Studie mit DM Typ 2 und einer Metformin-Therapie mussten schon frühzeitig Metformin absetzen. Entweder waren ihre Nieren durch den Diabetes zu stark geschädigt, oder sie litten unter Nebenwirkungen der Therapie – so kann Metformin starke Blähungen verursachen. Durch das Absetzen der Tabletten in einer Gruppe von Patienten hatten sich nun auf natürliche Weise zwei Gruppen gebildet. So liess sich der Einfluss des Diabetes-Mittels auf die Häufigkeit von Demenz beobachten. Das Ergebnis: Patienten, die Metformin abgesetzt hatten, erkrankten deutlich häufiger. In dieser Gruppe war das Demenzrisiko 21 Prozent höher als in der Vergleichsgruppe. Obwohl Metformin einst für Diabetes entwickelt wurde und den überbordenden Zuckerspiegel im Blut senken soll, hat es offenbar noch andere Wirkungen. Einerseits sorgt es dafür, dass die Leber eine überschiessende Glukoseproduktion drosselt, andererseits senkt es den Energiebedarf der Zellen – die Energiekraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, werden gebremst. Krebszellen mit ihrem enormen Glukoseverbrauch werden ausgehungert und sterben ab. Viele randomisierte Studien mit Metformin konnten keinen Effekt auf das Krebsrisiko nachweisen. In Molecular Cancer aber zeigten Autoren kürzlich, dass Metformin das Wachstum bestimmter Prostata-Karzinome erheblich verlangsamen kann. Zudem hemmt Metformin Entzündungen – möglicherweise beruht die Anti-Demenz-Wirkung auf diesem Effekt. Das alles kann wie Werbung für die prophylaktische Einnahme des Medikaments klingen. Doch es ist eine Sache, wenn Diabetiker ein erprobtes Medikament einnehmen und sich erfreuliche Nebenwirkungen zeigen, und eine andere, wenn sich Gesunde unbekannten Risiken aussetzen. Vor vier Jahren ergab eine Studie zum Beispiel, dass die Mitochondrienbremse Metformin die positiven Effekte von sportlichen Aktivitäten aufheben kann. Für Gesunde gibt es zudem auch andere Möglichkeiten der Prävention vor Alzheimer und anderen Demenzformen (siehe oben).

Zusammengefasst: Neugierig bleiben – Neues dazulernen, etwa Instrumente, Tänze oder Sprachen – uns mit Menschen mit verschiedenen Ansichten umgeben: aktives Sozialleben – und körperliche Betätigung bis in hohe Alter.
Oder: Alles, was für das Herz gut ist, ist dies auch fürs Gehirn!

60 Prozent geht aber auf die Gene zurück

Andererseits zeigen viele Studien, dass 60 Prozent aller Demenzfälle auf Einflüsse wie die Gene zurückgehen. Es wäre also fatal, wenn Betroffene oder Angehörige denken, dass sie allein die Schuld an einer Demenzerkrankung trügen.
Jedoch sind auch unsere Gene keine Autisten, sondern ihre Wirkung wird durch unsere sozialen und psychischen Einflüsse verstärkt oder vermindert (sog. Epigenetik).

Ist dies noch normale Altersvergesslichkeit oder schon Demenz?

Man muss unterscheiden zwischen Altersvergesslichkeit und Demenz. Ein persönliches Beispiel: Heute Morgen ist mir der Zugangscode für mein Bankkonto nicht eingefallen. Jetzt könnte ich sofort einen Termin in einer neurologischen Praxis ausmachen. Aber oft hat Vergesslichkeit nur mit Überforderung oder Müdigkeit zu tun oder mit Interferenz, also dass einem mehrere Inhalte gleichzeitig im Hirn herum schweben. Man kennt das, wenn man in den Abstellraum geht und auf dem Weg vergisst, was man dort holen wollte. Das passiert allen. Der Unterschied zwischen Altersvergesslichkeit und Demenz ist, dass man sich bei Vergesslichkeit irgendwann wieder an den Code fürs Bankkonto erinnert. Wenn man aber gar nicht mehr auf die Information zugreifen kann und vielleicht sogar das „Gesamtpaket“ ablehnt, also sagt: „Ich habe nie einen Code fürs Banking bekommen“, könnte es sich um eine demenzielle Veränderung handeln.

10 Warnsymptome der Alzheimer-Krankheit

      • zunehmende Gedächtnisprobleme: Daraus resultierende Einschränkung der beruflichen Fähigkeiten. Einfaches Sich-Nicht-Erinnern an Namen ist noch völlig normal (v.a. über 70). Hilft man etwas, erinnert man sich wieder. Alzheimerkranke dagegen zeigen nicht nur Schwierigkeiten mit Namen, sie erkennen auch die Person nicht oder haben entscheidende biografische Informationen der Person vergessen. Anfangsbuchstaben oder andere Hinweise, führen bei ihnen nicht zum Ziel. Sie finden auch nicht mehr den bisher alltäglich gegangenen Weg zum Einkaufsladen.
      • Schwierigkeiten beim Erfüllen häuslicher Pflichten: Vergessen ganzer Erlebnissequenzen. Fähigkeit zum Finanzmanagement und Geldzählen überhaupt nimmt ab (Rechnungen werden zweimal bezahlt, etc.).
      • Sprachschwierigkeiten: Wortfindungsstörungen, falsches Verwenden bzw. Verstehen abstrakter Begriffe.
      • Zeitliche und räumliche Orientierung: Verlaufen in bekannter Umgebung, beeinträchtigte Zeichen- und Schreibfähigkeit, falsche Wiedergabe von Datum und Jahreszeit.
      • Urteilsvermögen herabgesetzt: Unpassende Kleidung.
      • Probleme beim abstrakten Denken: Formalitäten werden zum Problem, knifflige Aufgaben unlösbar.
      • Sachen verlegen: Versorgen von Gegenständen an inadäquaten Orten (z.B. Kleider in Kühlschrank).
      • Stimmungsschwankungen
      • Persönlichkeitsveränderungen: Verwirrung, Misstrauen, Ängstlichkeit
      • Antriebslosigkeit

Acht Fragen helfen, Alzheimer frühzeitig zu erkennen (AD8-Test)

Die US-Forscher der Washington University stellten Angehörigen von Patienten acht Fragen über die Betroffenen (der „AD8“, Galvin JE et al., Brain 2010 Nov;133(11):3290-3300). Sie fragten,

  • ob das Interesse an Hobbys nachgelassen habe und
  • ob die Betroffenen Fragen oder Aussagen ständig wiederholen. Zudem wurde gefragt,
  • ob die Betroffenen plötzlich Vereinbarungen und Termine vergessen und
  • den Überblick über die eigenen Ausgaben verloren hatten –
  • ob sie Probleme mit der Bedienung von Geräten zeigten;
  • über das Vergessen des laufenden Monats oder Jahres;
  • über Schwierigkeiten sich an Vereinbarungen zu erinnern
  • sowie nach dem Neuauftreten ständiger Erinnerungslücken.

Der Verdacht auf Alzheimer besteht den Wissenschaftlern zufolge bei den Patienten, deren Angehörige zwei oder mehr Fragen mit “Ja” beantworten können. Hier finden Sie ein Testblatt dieses AD8 >>>

Eine interessante Alzheimer-Früherkennung könnte das fehlende Unterscheiden von Gerüchen sein (z.B. Seife, Erdnüsse, Kaffeebohnen und Menthol kann frühzeitig nicht mehr unterschieden werden) (https://ajp.psychiatryonline.org/cgi/content/abstract/157/9/1399). Diese Geruchsverminderung tritt aber auch bei schweren Depressionen auf.

Abgrenzung zur Depression

In der Praxis ist die Unterscheidung zwischen einer Depression und einer Demenz durch die Alzheimer-Krankheit oft recht schwierig. Demenz und Depression können gleichzeitig auftreten. Depressionen bei demenzkranken Menschen sind nicht so leicht zu diagnostizieren, weil die Betroffenen oft nicht mehr in der Lage sind, ihre affektive Befindlichkeit mit Worten auszudrücken. Es gibt aber auch die sogenannte depressive Pseudodemenz, d.h. Leistungsstörungen bei Depressiven. Es gibt aber doch klare Unterscheidungen >>>

Ist Alzheimer eine „lohnende“ Diagnose, also eine „Erfindung“ zugunsten der Pharmaindustrie?

Cornelia Stolze sichtet in ihrem lesenswerten Buch „Vergiss Alzheimer! Die Wahrheit über eine Krankheit, die keine ist.“ (Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2011) umfassend die wissenschaftliche Literatur und führt etliche Interviews mit den Autoren. Ihr Urteil: „Der M.Alzheimer ist ein Konstrukt. Ein nützliches Etikett, mit dem sich wirkungsvoll Forschungsmittel mobilisieren, Karrieren beschleunigen, Gesunde zu Kranken erklären und riesige Märkte für Medikamente und diagnostische Verfahren schaffen lassen.“ Was man sicher bedenken muss: Es geht hier um viel, sehr viel Geld – weltweit um Milliarden! In meinen Augen: „Exotisch“ – und gleich extrem schwarzmalerisch in die andere Richtung. Fundamentalistische Schwarz-Weissmalerei mit starrer Abgrenzung in jeglicher Form lehne ich kategorisch ab!

Seh- oder Hörbehinderung und Weiteres kann mit Demenz verwechselt werden

Neue Studien geben Hinweise darauf, dass Demenz-Diagnosen nicht immer zutreffen. Manche Betroffenen haben in Wirklichkeit Seh- oder Hörprobleme. 
Auch Nebenwirkungen von Medikamenten, die Folgen einer Alkoholsucht, eines Vitaminmangels oder eines Schlaganfalls gleichen den Anzeichen einer Demenz.
 Wenn man befürchtet, an einer Demenz erkrankt zu sein, sollte man mögliche Symptome gründlich abklären lassen. Die Hausärzte sind die erste Anlaufstelle. Für genauere Abklärungen verweisen sie die Person an Nervenärzte oder an eine Memory-Klinik (spezialisierte neurologische Abteilungen). Es empfiehlt sich auch, bei einem Verdacht auf Demenz die Augen und die Ohren von einem Facharzt gründlich untersuchen zu lassen.

Nicht medikamentöse Therapien

          • Nicht medikamentöse Therapien von Frühstadien von Demenzkranken sind wirkungsvoller als die heute erhältlichen Pharmakotherapien, wenn sie in Kombination angewendet werden (Wettstein A, Nicht-pharmakologische Therapie der Demenz, Schweiz Med Forum 2004;4:632-635). Besonders wirkungsvoll ist die Kombination von Beratung, Schulung, Entlastungsangeboten und regelmässigen Besuchen von Aussenstehenden, was eine Heimverzögerung um etwa ein Jahr bewirken kann. Besuche, auch kurze, von Angehörigen verbessern zudem die Lebensqualität der Demenzkranken erheblich.
          • Zweimal täglich „therapeutisches Berühren“ (im Schulter-Nackenbereich) während 5 – 7 Minuten führte zu einer signifikanten Reduktion von Agitation bei Alzheimerpatienten (Woods DL, Seattle). Voraussetzung ist genaues Beobachten, wann im Tagesablauf die Agitation jeweils einsetzt und die Anwendung der Massage ca. eine halbe Stunde vor diesem Zeitpunkt am nächsten Tag. Alzheimerkranke werden auch ruhiger, wenn sie regelmässig Fische in einem Aquarium beobachten können. Schon nach 4 Wochen waren diese weniger nervös und assen auch wieder mehr (Studie aus Indianapolis, USA).
          • Auch regelmässige Fussreflexzonenmassage scheint bei Demenzpatienten den Allgemeinzustand klar zu verbessern (Hodgson NA et al: The clinical efficacy of reflexology in nursing home residents with dementia. J Altern Complement Med 2008;14:269-275).
          • Eine Metastudie zeigte einen deutlichen Effekt von Ginkgo biloba-Extrakt (3 bis 6 Monate 120 bis 240 mg täglich), der vergleichbar der bis 1997 verfügbaren Medikamente war (Arch Neurol 1998 Nov;55(11):1409-15). Es werden aber auch über viele Verdachtsfälle von Herzrhythmusstörungen berichtet (arznei-telegramm, 08/20).
          • Die Einnahme eines hoch dosierten Extraktes aus Zitronenmelisse besserte Gedächtnis, Aufmerksamkeit, die Agitiertheit und die Fähigkeit, Probleme zu lösen deutlich stärker als Plazebo (New Scientist 2003; 178: 20).
          • Manchmal helfen Kleinigkeiten: Eine Studie im „American Journal of Alzheimer’s Disease and other Dementias“ zeigt, dass zwei Gläser Apfelsaft am Tag Patienten mit mittlerer bis schwerer Alzheimer-Demenz helfen kann. Zwar bringt das Getränk ihnen nicht ihre Erinnerungsfähigkeit zurück, aber sie meistern ihren Alltag wieder ein wenig besser. Ihre Angstzustände wurden weniger (auch psychotische) und ihre Beweglichkeit verbesserte sich. (http://aja.sagepub.com/cgi/content/abstract/25/4/367)
          • Nikotinpflaster (15mg/Tag) hilft älteren Nichtrauchern bei leichten kognitiven Schwächen (v.a. Aufmerksamkeit, Gedächtnis und psychomotorische Reaktionsfähigkeit) (Neurology 2012;78:91).

Überlebenszeit nach der Diagnosestellung M.Alzheimer:

Von 23’000 über 60jährigen Alzheimer-Patienten wurde 521 mit neu diagnostiziertem Alzheimer (in den Jahren 1987 bis 96) verfolgt. Das Überleben betrug im Mittel für Männer 4,2 und für Frauen 5,7 Jahre. Prädiktoren der Mortalität sind schlechte Kognition, signifikante funktionelle, vor allem frontale Ausfälle, Gangstörungen, Stürze und bedeutsame komorbide Erkrankungen (Diabetes, Herzinsuffizienz). Achtung: Es geht um das Überleben nach Diagnosestellung, nicht um das Gesamtüberleben! (Larson EB, et al. Survival after initial diagnosis of Alzheimer disease. Ann Intern Med 2004;140:501-9).

Hier noch ein paar externe Links:

      • forum.demenzforum.ch Die Berichte informieren und berühren zugleich: Betroffene Menschen schreiben über ihren Umgang mit der schleichenden Vergesslichkeit, Angehörige tauschen sich rege aus. Die Seite ist informativ und wird rege benutzt.
      • sonnweid.ch > Demenz-Info Das Krankenheim Sonnweid in Wetzikon ZH hat sich auf die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz spezialisiert. Auf der Website findet man auch Überraschendes zum Thema – etwa über den idealen Lebensraum oder die Kreativität dementer Menschen.
      • alz.ch > Demenzkrankheiten An wen soll man sich bei Verdacht auf Demenz melden? Wie stellt der Arzt die Diagnose? Wie geht es danach weiter? Infos, Hintergründe und Neues aus der Forschung.
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      • Literatur für Angehörige: Hildegard Nachum: Die Weisheit der Demenz. Wegweiser zum würdevollen Umgang mit desorientierten Menschen. Kneipp, Wien 2022 . Jahrelang musste die Tochter die Aggressionen ihrer Mutter ertragen. Sie war an Demenz erkrankt, und der Vater wollte sie selbst pflegen. Ein Fall, der Michael Schmieder besonders berührte. Sein Rat: Angehörige sollten rechtzeitig Unterstützung suchen, zum Beispiel von einem Pflegedienst. Michael Schmieders neues Buch ist spannend zu lesen und macht Mut. Er erklärt, die Demenz müsse eine lange, harmonische Beziehung nicht zerstören – sie könne diese sogar bereichern. Der Autor weiss genau, worüber er schreibt: Der frühere Leiter des Heims Sonnweid in Wetzikon ZH gilt als Pionier in der Betreuung von Demenzkranken. Michael Schmieder: «Dement, aber nicht vergessen», Ullstein Verlag

 

Foto von Rad Cyrus auf Unsplash

Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
18. August 2024

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