Knieschmerz

Knieschmerz hat mit Vertrauen zu tun…

Knieschmerzen können uns stark verunsichern, da wir dadurch in unserer Stabilität getroffen werden. Wir verlieren das Vertrauen in den Boden, den man hat, in die Standhaftigkeit – auch ins Aufrichten (Resilienz…), in unsere Schritte, die man vorwärts geht…

Differentialdiagnose des Knieschmerzes

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Vordere Knieschmerzen: Jumper’s Knee – Patellaspitzensyndrom

Es handelt sich um eine schmerzhafte chronische Überlastung des Ansatzes der Kniescheibensehne am unteren Patellapol und wird, dem Namen entsprechend, häufig bei Sprungsportarten diagnostiziert. Es sei hier erwähnt, dass es bei jüngeren Sportlern noch im Wachstum ein ähnliches Krankheitsbild gibt, eine Wachstumsstörung mit Name Sinding-Larsen-Johanson.
Der Betroffene ist meist in der Lage, sein Problem recht präzise zu schildern: Er hat sehr genau lokalisierbare Schmerzen an der Patellaspitze, die in der ersten Phase (Grad I) nur nach Belastung auftreten, dann auch in Ruhe vorhanden sein können (Grad II). Der selten vorkommende Grad IV entspricht einer Sehnenruptur.
Bei der klinischen Untersuchung kann dieser Schmerz sehr leicht reproduziert werden.
Die Therapie besteht aus einer Modulation der Belastung (bedeutet nicht Sportuntauglichkeit!), physiotherapeutische Massnahmen wie Faszientechnik (Rolfing). Durch Bewegungsmuster mit viel Länge und Entspannung im Oberschenkel (Normal Function) und Dehnen des Quadricepsmuskels kann (natürlich auch prophylaktisch!) viel erreicht werden.

Knieschmerz unter der Kniescheibe (d.h. zwischen Kniescheibe und Knochen darunter) – patellofemorales Schmerzsyndrom

Insbesondere bei jungen und sportlich aktiven Menschen sind Schmerzen unter der Kniescheibe (Patella) weit verbreitet. Typische Auslöser des “patellofemoralen Schmerzsyndroms”, das vielen unter seiner früheren Bezeichnung “Chondropathia patellae” bekannt ist, sind Treppensteigen, Bergablaufen oder sportliche Aktivitäten, die mit Belastungen in tiefer Hocke verbunden sind. Aber auch längeres Sitzen kann zu den Kniebeschwerden führen.

Patella falsch gezogen?

Provozieren lassen sich die Schmerzen bei der klinischen Untersuchung typischerweise durch Druck auf die Kniescheibe. Verantwortlich für die Beschwerden kann zum Beispiel eine fehlerhafte Zugausrichtung der Patella sein. Die exakte Ursache bleibt jedoch meist trotz genauer Untersuchung unklar.
Solange man keinen Grund für die Schmerzen findet, macht eine Operation – in der vagen Hoffnung, dass dann alles besser wird – keinen Sinn. Den Anteil der Patienten, bei denen die Operation eines patellofemoralen Schmerzsyndroms indiziert ist in einer normalen orthopädischen Praxis unter 1 %. Und selbst bei einem selektionierten Patienten-Kollektiv wie in der orthopädischen Universitätsklinik z.B. in Homburg sind es gerade mal 5 %. So ist das patellofemorale Schmerzsyndrom eine Domäne der konservativen Therapie.

Keine Kniebeugen mit Gewicht, keine Froschsprünge, kein Entengang!

Es empfiehlt sich zunächst nach schmerzauslösenden Belastungen zu suchen, die man dann möglichst vermeiden sollte. Für Sportler heisst das zum Beispiel, auf veraltete Trainingsmethoden, wie etwa Froschsprünge oder den Entengang, bei dem man sich in der Hocke wie eine Ente watschelnd fortbewegt, zu verzichten. Diese Übungen gehen mit hohem Druck im Bereich der Kniescheibe einher. Ebenfalls nicht zu empfehlen sind Kniebeugen mit Gewichten. Deutlich sinnvoller lässt sich die Oberschenkelmuskulatur nämlich mit Übungsgeräten trainieren, wie sie in jedem halbwegs modernen Fitnesszentrum stehen. Dabei sitzt der Sportler auf einer Bank und streckt das Knie gegen ein gepolstertes Gewicht am distalen Schienbein. Der Druck hinter der Kniescheibe hält sich dann in Grenzen.

Dehnen schont das Gelenk

Neben den prophylaktischen Massnahmen können auch Übungen hilfreich sein. So stabilisiert der Musculus quadriceps vastus medialis an der distalen Oberschenkelinnenseite die Patella bei der Kniebeugung. Ist der Muskel zu schwach, was man insbesondere im Seitenvergleich sehen oder tasten kann, sollte man den Muskel unter Anleitung auftrainieren. Wichtig ist aber nicht nur Kräftigung, auch auf eine gute Dehnbarkeit der Kniebeuger ist zu achten. Andernfalls erhöhen die straffen ischiokruralen Muskeln an der Oberschenkelhinterseite bei jeder Kniestreckung den Druck auf die Gelenkflächen. Therapeutisch hilft hier auch eine tiefe Bindegewebsarbeit wie sie hervorragend im sog. Rolfing als strukturelle Integration angewendet wird.

Die Übung zur Verkleinerung des “Schmerztores” zum Hirn kann auch sehr wirksam sein: siehe hier auf dieser Website>>>

Das Märchen vom kaputten Knorpel

Die Ursache de patellofemoralen Schmerzsyndroms ist unklar. Die früher angeschuldigten Knorpelläsionen an der Patellahinterseite scheinen jedenfalls nicht den Hauptgrund darzustellen (z.B. Arbeiten von E.O.Münch, 17.Jahreskongress der Deutsch-Österreichisch-Schweizerischen Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin in München, Sommer 2002).

Zur Chondopathia Patellae: siehe auch hier auf dieser Website.

Knieschmerzen seitlich aussen (lateral) oder innen (medial) im Gelenkspalt

können auf einen Meniskusschaden hinweisen. Der innere Meniskus ist dabei viel häufiger als der äussere betroffen.
Ein sehr guter Selbsttest ist der Thessaly-Test: Sie stehen auf dem Bein, das weh tut und halten sich an etwas fest, um sich zu stabilisieren. Nun rotieren Sie mit am Boden fixierten Fuss im Kniegelenk und Rumpf dreimal nach aussen und dreimal nach innen. Liegt eine Mensikusläsion vor, spüren Sie Schmerzen und/oder ein Schnapp-Phänomen im Knie.
Der “Meniskusschmerz” ist aber häufig ein Schmerz aus den benachbarten Weichteilen und sollte dann auch demenentsprechend (physiotherapeutisch) behandelt werden. Hier wird viel zu häufig und zu schnell operiert! Weiterlesen.

Knieschmerzen seitlich aussen (lateral)
Runner’s Knee = das Tractus-iliotibialis-Scheuersyndrom (Iliotibial Band Syndrome)

Dieses Schmerzsyndrom ist verursacht durch eine übermässiges Scheuern des distalen Tractus iliotibialis (Fascia lata) über der seitlichen Femur-Condylen durch repetiertes Beugen und Strecken im Knie v.a. bei Läufern und Fahrradfahrern. Dieser Bandabschnitt kann sich dadurch entzünden und an dieser Stelle auch verdicken. Verstärkend und fördernd wirken vorbestehende Verdickungen des Bandes, sehr hohes Trainingspensum in Kilometern oder Zeit, Läufe auf einer Rennbahn oder Intervall-Training. Auch muskuläre Schwäche der Kniestrecker und – Beuger, sowie v.a. der Hüftabduktoren (v.a. m.gluteus medius) führen zu diesem Schmerzsyndrom.
Der Schmerz findet sich ca. 2 cm über dem seitlichen Kniegelenkspalt. Im Stehen bei 30-Grad-Beugung des Knies scheuert dieses Band über die Erhöhung am Oberschenkelknochen (laterale Femur-Condyle) und tut am meisten weh. Es existiert ein spezifischer Test (Obers Test >>> siehe American Family Physician-Artikel).

Therapie: Zuerst sollte eine akute Entzündung des Iliotibial-Tracts abgeheilt werden: Trainingsreduktion bis Pause (andere Bewegungsabfolgen wie Schwimmen), lokal 15%iger MSM-Gel, kühle Kompressen, ev. antientzündliche Medikamente. Wenn die Entzündung abgeklungen ist, kann der Tractus gestreckt werden  und die Hüftabduktoren gekräftigt (siehe Übungen im AFP-Artikel). Ev. vorhandene Triggerpunkte in den am Iliotibialtrakt beteiligten Muskeln müssen behandelt werden. Prophylaktisch muss auch meist ein neues Gangbild mit einer neuen Haltung (im Gleichgewicht!) gelernt werden (siehe Rolfingtherapie).

Weitere Differentialdiagnostische Erwägungen beim lateralen Knieschmerz neben dem lateralen Meniskusschaden: siehe hier.

Knieschmerzen unterhalb des inneren Kniegelenkspaltes

vor allem morgens oder nach Belastung sprechen für Bursitis (Schleimbeutelentzündung) oder Tendinitis (Sehnenentzündung) des Pes anserinus (Sehnenansatz der inneren und hinteren-inneren Oberschenkelmuskeln am Knie) – Folge einer Überpronation (Pronation = es wird v.a. über das innere Fussgewölbe abgerollt). Während der Belastung geht es oft besser. Typisch: Der Läufer schafft problemlos ein hartes Training, kann aber am Morgen darauf kaum noch laufen. Der Schmerz kann provoziert werden, wenn man das Knie beugt und gegen Widerstand innenrotiert (d.h. Unterschenkel nach aussen drehen).


MCL ist Mediales Collaterales Band  (Copyright emedicine.medscape.com)

In letzter Zeit sehe ich dies vermehrt bei Läufern, die zu schnell auf die neue Generation Laufschuhe umsteigen, die praktisch keine Pronationsunterstützung mehr haben (Typ Nike Free). Dann sollte man die alten Laufschuhe wieder herausholen und den Umstieg langsam in kleinen Schritten bewerkstelligen.

Zu Kniegelenkschäden beim Sport lesen Sie auch hier eine interessante Arbeit der Rennbahnklinik, Muttenz BL.

Weitere ähnliche Themen auf meiner Homepage:
Richtig Joggen!

Sehnenschmerz
Kniegelenke schonen!

Veröffentlicht am 15. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
11. Juli 2022

Krafttraining

Kraft und Technik

Bei den meisten Sportarten – auch beim Laufen – stehen zwei Aspekte im Vordergrund: Kraft und Technik. Meistens will man mit dem Naheliegenden, mit mehr Kraft, die Leistung steigern. Der Einfluss der Technik ist dagegen schwerer fassbar. Eine bessere Technik erhöht Ihre Leistung jedoch ebenfalls, weil Sie damit den Wirkungsgrad des Krafteinsatzes verbessern.

Von der Kraftkomponente drohen sogar einige Nachteile. Dickere und kräftigere Muskeln tendieren nämlich dazu, mehr aktive Spannung auszuüben. Dadurch wird Ihr Körper unnötig verkürzt und gestaucht. Das wiederum bedeutet, dass Bewegung gegen einen höheren Widerstand durchgesetzt werden muss, die Muskeln also quasi gegen sich selbst arbeiten müssen. Man gerät dabei leicht in einen Teufelskreislauf, an dessen Ende man sich vor lauter Kraft und Anstrengung ein Kleiderschrank wird und sich kaum mehr rühren kann.
Beachten Sie auch einen weitere Auswirkung übermässigen Krafttrainings: Die Faszien hochtrainierter Muskeln verdicken und verhärten sich. Die Geschmeidigkeit der Muskeln geht verloren und der Körper kann sich in der Bewegung kaum mehr verlängern.

Es besteht also ein gewisser Gegensatz zwischen Kraft und Technik. Für den Organismus, seine Gesundheit und Flexibilität ist es vorrangig, dass der Körper beweglich und geschmeidig ist. Denken Sie wieder an eine Katze, deren Muskeln extrem weich und “dünn” sind. Sie trainiert nie ihre Kraft, doch sie dehnt sich immer wieder, um ihren Körper und sein Gewebe geschmeidig zu halten.

Die auf dieser Website beschriebene “Normale” Bewegung aus dem Rolfing optimiert die Technik auf natürliche Art und Weise.

Viel Lächeln!

Wichtig ist auch, dass die menschliche Leistungsfähigkeit nicht durch die Muskeln, sondern durch das Hirn kontrolliert wird. Man sollte also bei Anstrengungen, also auch im Training möglichst viel Lächeln!

Welche Haltung?

Damit will ich nicht sagen, dass Sie nicht auf Kraft trainieren sollten – wenn Sie das möchten. Beachten Sie dabei aber unbedingt zwei wichtige Dinge. Erstens sollten Sie alle Übungen “natürlich und ökonomisch” ausführen, vor allem wenn Sie an Kraftmaschinen arbeiten, will heissen: Lassen Sie sich Ihren Körper auf keinen Fall stauchen! Spüren Sie immer bevor Sie mit der eigentlichen Übung beginnen, wo Ihr Körper gegen den Boden, eine Sitzbank o.ä. gestützt ist. Fühlen Sie zu diesem Zweck Ihr ganzes Gewicht. Dann drücken Sie gegen den Boden, so dass als Folge davon erst der Körper sich streckt, dann das Gewicht am anderen Ende Ihres Körpers bewegt wird. Zum zweiten sollten Sie am Schluss des Trainings wie auf dieser Website unter “Stretching” beschrieben (www.dr-walser.ch/jogging/)  den ganzen Körper, insbesondere die Bauchmuskeln immer kurz dehnen.

In Bezug aufs Muskelwachstum zeigen die Daten, dass zwei Krafttrainings pro Woche ideal sind – für uns Hobbysportler, das ist wichtig zu sagen. Die Daten zeigen auch: Wer ein drittes Training pro Woche absolviert, erzielt nur noch einen ganz kleinen zusätzlichen Effekt. Wichtig auch: Das Training sollte aus mindestens zwei Sets bestehen. Das Gewicht sollte dabei so gewählt sein, dass man bei der letzten Wiederholung findet: Jetzt bin ich müde. Was es nicht braucht: sich an den kompletten Anschlag zu pushen.

Wieviel Trainings pro Woche? Wieviel Gewicht und Wiederholungen?

Betreffend Trainings pro Woche sind zwei klar besser als eines, drei hingegen kaum viel effektiver bezüglich Muskelwachstum als zwei.

Wer vor allem kräftiger werden will, sollte besser mit hohen Gewichten und folglich weniger Wiederholungen pro Set arbeiten.

Lassen Sie sich nicht von all diesen vielen verschiedenen Programmen, die existieren, verrückt machen. Krafttraining für Hobbysportler ist relativ simpel.

Wer in möglichst kurzer Zeit möglichst effektiv trainieren will, sollte sich mit dem Thema des “Drop-Satzes” beschäftigen. Er geht so: Man absolviert Übung X mit Gewicht Y und Wiederholungszahl Z bis zur Ermüdung. Dann wiederholt man ohne Pause dieselbe Übung mit weniger Gewicht erneut bis zur Ermüdung, insgesamt circa vier Sets.

Allgemein, besser nur wenig Krafttraining als gar keines. Wer also 15 Minuten pro Woche ins Krafttraining investiert statt null Minuten: super, weiter so! Entscheidend ist, dass man etwas tut, das ist der wahre Hebel.

Man muss übrigens dazu nicht in teure Fitnessstudios: Tägliches Hanteltraining (Kurz- oder Langhanteln, aber auch das Theraband) reichen. Und es braucht dabei keine grossen Gewichte, ein leichter Widerstand reicht aus – allerdings ist Regelmässigkeit unumgänglich).
Der Zeitpunkt spielt eine grosse Rolle: vor dem Zu-Bett-Gehen ist am idealsten (da nachts günstiges Hormonprofil zum Muskelaufbau aufgrund der zirkadianen Schwankungen besteht).

Die Tendenz bei der Frequenz der Bewegung allgemein, aber auch beim Krafttraining geht immer mehr zu kurzen intensiven Anteilen (“explosive Kraftteile” beim Kraftsport oder HIIT-Speed-Sandwiches) und lang andauernden, dann aber nicht zu intensiver, sondern moderater Intensität.

Exzentrisches Krafttraining (oder auch „negativ dynamisch“)

Ein gutes Beispiel für den Gegensatz zwischen exzentrischem und konzentrischem Krafttraining ist Folgendes: Eine Skination hat konzentrisch trainiert und ist auf Kästen hochgesprungen, die anderen haben exzentrisch trainiert und sind heruntergesprungen. Letztere waren in der Saison besser und verletzten sich viel weniger!
Laufen oder Joggen nach der „Rolfing-Methode“ ist auch weitgehend exzentrisch, weil das Bein beim Aufprall bremsen muss, während Radfahren konzentrisch ist, weil Druck auf die Pedalen ausgeübt wird. Exzentrisches Training ist schneller und effektiver. Man kann es auch ganz leicht mit dem Thera-Band machen, indem man das Lockerlassen des Bandes aus der höchsten Dehnung langsam und bewusst ausführt.

Bei der Muskelarbeit unterscheidet man 3 Formen der Kontraktion: Die Konzentrische ( die sog. „positive“ Kontraktion die durch das Gewicht anheben stattfindet ), die Exzentrische („negative“ Bewegung, also das Herablassen des Gewichtes) und die isometrische (statisches Halten eines Gewichtes ). Die Konzentrische Bewegung, also die Bewegung wo der Kraftaufwand stattfindet ist für den Muskelzuwachs primär von Bedeutung, da hier für den Muskel der stärkste Kraftaufwand stattfindet. Der Kraftzuwachs findet hier ausschliesslich über den konzentrischen Weg statt. Die exzentrische Bewegung, also das langsame Herablassen und Gegenhalten komplettiert den Bewegungsablauf und gibt auch die Gelegenheit, einige Wiederholungen zu gewinnen, indem eine zweite Person hilft das Gewicht anzuheben und du es dann alleine langsam herunter lässt. Optimal wäre am höchsten Punkt der konzentrischen Bewegung noch für 2-3 Sekunden einen isometrischen Kraftakt auszuüben. Das heisst, das Gewicht statisch halten und dann langsam herablassen.

Vorteile des negativ dynamischen Trainings:

  • Spannungsspitzen weit über positiv dynamischen und Maximalkraftwerten (exzentrisches Kraftmaximum 30 – 40 % grösser als das isometrische, dieses 10 – 15 % über dynamisch-konzentrischem Kraftmaximum)
  • ausgeprägte Hypertrophie (langer Reiz)
  • deutlicher Zuwachs auch bei hohem Trainingsniveau

Nachteile des negativ dynamischen Trainings:

  • Hilfestellung nötig (abhängig von Übung und Gerät)
  • hohes Verletzungsrisiko bei Kontrollverlust und falschem Bewegungsablauf
  • zeitliche Beschränkung (nur in der Vorbereitungsphase eines Wettkampfes, da Maximallasttraining sich negativ auf die Kontraktionsgeschwindigkeit auswirkt – die Kraft nimmt zu, die Geschwindigkeit ab!)

Einige gängige Kraftübungen:

* LIEGESTÜTZE

* BAUCHMUSKELTRAINING – SITUPS

* KNIEBEUGE

* SEILSPRINGEN

* TREPPENSTEIGEN (STEPPER)

Liegestütze

Die Ellbogen sollen seitlich nach aussen gehen und dabei bleibt der Rumpf zuerst ruhig und die Höhe des Schultergürtels wird möglichst lange eingehalten. Denken Sie an “auseinander” und nicht “nach unten”. Diese Phase möglichst langsam ausführen. Es ist die wertvolle exzentrische (negativ dynamische) Kraftphase.

Die Fersen zeigen etwas zu den Seiten, der Kopf sieht frei beweglich nach unten oder sogar etwas nach vorne (nicht kurz werden im vorderen Brustbereich) und das Becken (oder die Sitzbeinhöcker) bleibt immer der höchste Punkt des Körpers. Der Abstand vom Schambein bis zum Brustbein bleibt möglichst lang. Wieder zurück, beim Nach-Oben-Gehen beginnt die Bewegung in den Sitzbeinhöcker, die sich  zuerst nach oben heben. Diese konzentrische (positiv dynamische) Kraftphase schnell und kurz machen.
Oben angekommen 2-3 Sekunden innehalten (isometrische Kraftphase).


Sit-ups / Bauchmuskelübung

  1. Rectus: verkürzt die vordere Körperlinie des Oberkörpers (=Hauptfehler bei den Bauchmuskelübungen!) >> Achtung: Six-Pack nie ohne Hauptaktivität des tiefen, queren Transversus!
  2. Obliquus Externus und
  3. Obliquus Internus sind die beiden schrägen Bauchmuskeln, die bereits eine bessere Bauchwandstabilität ergeben (nie Rectus allein!)
  4. Transversus = querer, tiefster Bauchmuskel und der Wichtigste! Hält die Bauchwand ohne Verkürzungen am schönsten nach hinten!

Das Ziel ist also, in der Bauchwand lang zu bleiben und nicht zu verkürzen (spätere Spitzbauchbildung!). Es darf kein Hohlkreuz entstehen. Dort soll es eher wie eine Schale gegen hinten rund werden und eng bleiben. Und das Schambein sollte nie in Richtung Kinn gezogen werden. Man legt die Unterschenkel mit 90-Grad-gebeugten Hüft- und Kniegelenken auf einen Stuhl und hebt den Kopf in einer Linie mit dem Brustbein nur sehr wenig. Verkürzen Sie dabei nicht die vordere Linie vom Kinn zum Schambein. Der rechte Ellbogen (bei angewinkelten Armen) geht nur wenig und eher schnell und kurz (da konzentrische Muskelaktivität) gegen das linke Knie und umgekehrt. Dann 2-3 Sekunden Stellung halten (isometrisch) und wieder sehr langsam zurück in die Liegestellung (exzentrisch).

Auch die klassische Übung zur Tiefenaktivierung der Rumpfstabilisatoren ist eine ausgezeichnete Übung für die tiefste Bauchmuskelschicht, den M. Transversus Abdominis:
Man liegt entspannt auf dem Rücken, Beine ausgestreckt, das Kreuz nicht auf den Boden drücken, Arme seitlich des Körpers, Nacken entspannt, Kopf auf beide Seiten drehen und wieder zurück zur Mitte, Blick offen und entspannt zur Decke gerichtet (keinen fokussierten, starren Blick).
Nun stellt man den rechten Fuss an (linkes Bein bleibt ausgestreckt). Die rechte Fusssohle (auf dem Boden) wahrnehmen. Der Fuss ist weich und entspannt. Das rechte Knie verlängert sich langsam in den Raum raus.

Durch diese Bewegung hebt sich die rechte Beckenhälfte unwillkürlich vom Boden ab – ohne aktives Tun.
Bei dieser Übung gibt es vom entspannten Beckenboden her, eine Rotation des Rumpfes nach links (Wirbel für Wirbel langsam nach oben). Wenn diese Drehung auf der Höhe des Zwerchfells angelangt ist, nimmt man den rechten Arm dazu, der wie von einem Magneten (in die linke obere Wandecke) gezogen wird. (Achtung: Schulter und Hals sollen entspannt bleiben). Wenn der Kopf vom Boden abheben würde, stoppt man die Armbewegung. Man lässt den Arm einen Moment in dieser Position wie eingefroren stehen.
Nun spürt man das Becken schwer werden und lässt es langsam zum Boden zurücksinken. Wirbel für Wirbel kommen zum Boden zurück bis die ganze Wirbelsäule ausgestreckt am Boden liegt. Gleichzeitig bewegt sich die rechte Schulter und der Oberarm, Unterarm.. zurück in die Ausgangsposition.

–   Während der ganzen Übung entspannte Atmung und Bewegungsfluss.
–   Übungen jeweils zwei- bis dreimal wiederholen, dann Seite wechseln.

Kniebeuge (Halbe Hocke: Gewichtheben)

Bei der Kniebeuge ist wichtig, dass nur die Weichteile der Beine trainiert und das Kniegelenk selber und der ganze Rücken möglichst geschont werden. Die oberflächlichen Muskeln im ganzen Oberkörper sollten entspannt bleiben und die Aktivität der tiefen Rumpfstabilisatoren zunehmen. Dies erreicht man in der sog. “Halben Hocke”, der Haltung, die auch ideal und maximal Rücken entlastend beim Heben von Lasten ist (physiopraxis 2011; 9(1): 30-33). Deshalb kann dies auch als beste Haltung für das Gewichtheben angesehen werden.

     
“Ganze Hocke”

Wurde in der “alten Rückenschule” noch als richtig gelernt. Entspricht der alten Vorstellung, dass eine “Korsett-Bildung” (Gebrauch und Training der oberflächlichen Rumpfmuskeln) günstig (“entlastend”) für den Rücken sei.

Heute weiss man, dass eben diese Haltung im argen Ungleichgewicht eine Tiefenaktivierung verhindert und den Zwischenwirbelraum arg komprimiert!

“Halbe Hocke”

Im Gleichgewicht mit entspannter Oberfläche und optimalster Aktivierung der tiefen Rumpfstabilisatoren. Damit die kleinste Kompression und Verkürzung des Wirbelraums – grösste Rückenschonung!

 

 

 

 

 

 

 

 

  Der “alte” Gewichtheber wusste dies schon immer! Man bringt so übrigens das Gewicht auch am besten und entspanntesten an den eigenen Knien vorbei…

Stellen Sie dazu die Füsse beckenbreit auseinander und parallel (nicht zu weit auseinander und auch keine nach auswärts gedrehte Füsse, wie man häufig auf erläuternden Fotos sieht). Dann gehen Sie zuerst in die Hüften und noch nicht in die Knie (Man sollte also eher “Hüftbeuge” sagen!). Dies erreichen Sie am besten und mit grösster Entspannung der  oberflächlichen Muskeln des Oberkörpers, indem man sich das Becken als eine Schublade vorstellt, die sehr entspannt und leicht horizontal nach hinten gleitet.
Bauchwand, Gesäss und Hüften sind locker (Die Tiefe, nämlich der Transversusmuskel, etc. sind dann automatisch sehr aktiv.).
Der Schultergürtel befindet sich immer etwas weiter vorne als die Knie. Die Hüftgelenke sind also immer etwas mehr gebeugt als die Knie. Dadurch kommt das Gewicht in den Füssen automatisch mehr auf den Mittel- und Vorfuss: Die ganze Fuss-Längsfeder wird gespannt. Die Hüftfederung und diese Fussfeder entlasten die Knie enorm.
Das Brustbein bleibt senkrecht und vorderster Punkt des Körpers. Der Kopf sitzt wie eine Boje auf der senkrechten Halswirbelsäule und der Schultergürtel liegt entspannt wie ein leichtes Joch auf dem Rumpf. Der Oberkörper bleibt so in seiner vorderen Mittellinie sehr lange und die Wirbelsäule sehr gerade.

Auch bei der Kniebeuge stellt man sich vor, man würde eine Kiste heben, die vor einem auf dem Boden steht. Man kommt dazu vor allem aus der Hüftbeugung und weniger aus den Knie mit den Händen bis an den Boden.
Die Retourbewegung nach oben startet dann in den Füssen. Man stösst dabei vom Boden ab, indem man zuerst die Knie nach hinten bewegt und dann erst die Hüften nach vorne. Der Oberkörper macht dabei möglichst wenig Arbeit und bleibt vor allem in der Oberfläche (Bauchwand, Gesäss, Schultern,…) völlig entspannt.

Seilspringen

  Man springt in einer akzentuierten Faltbewegung (wie hier ausführlich beschrieben): Vor allem das Becken, der Po ist weit hinten damit die Hüftgelenke gut federn können. Der Oberkörper wird dann aufrecht (Brustbein senkrecht), die Schultern entspannt und nicht nach oben gezogen. Der Kopf liegt leicht wie eine Boje auf dem Hals – der Blick locker und nicht fixiert in die Weite zum Horizont. Man landet nicht auf der Fussspitze, sondern auf dem ganzen Fuss, der dadurch wie eine Längsfeder gespannt wird und wieder abfedert. Seilspringen ist eine wunderbare Art, Haltungsverbesserung, Konditionssteigerung und Aktivierung der tiefen Rumpfstabilisatoren mit einfachsten Mitteln und auf engstem Raum zu praktizieren!

Rundrücken durch Krafttraining/Bodybuilding – Folgen des Sixpacks…

Leider muss man erwähnen, dass das Auftrainieren unserer oberflächlichen Muskeln häufig ein Ungleichgewicht ergibt:
Vorderseite kräftiger (und auch verkürzt!) – Hinterseite/Rücken schwächer und mit Rundrücken im Brustbereich!
Z.B. ein “Sixpack“, also ein auftrainierter Rektusbauchmuskel ist immer verkürzt und zieht unser Brustbein sehr stark nach unten (und bildet so den Buckel mit). Erst recht einen zu kräftigen (und damit verkürzten!) grossen Brustmuskel.

Man sieht den Rundrücken und das damit zusammenhängende starre Hohlkreuz sehr offensichtlich bei allen Bodybuildern:

Weiterlesen über den Rundrücken: dr-walser.ch/rundruecken/
und über den flachen Bauch >>>

Funktionelles und Zirkeltraining

Auf dem Fitnessmarkt erfreuen sich funktionelles Training und Zirkeltraining bewegter Beliebtheit. Funktionelles Training meint lebensnahe, mehrgelenkige Übungen, oft mit dem eigenen Körpergewicht. Das Zirkeltraining verzichtet weitgehend auf Pausen und kombiniert so Kraft- mit Ausdauertraining. Klingt super, oder? Nicht so langweilig wie monotones Maschinentraining! Doch die modischen Trainingsregimes haben eine Schattenseite: Sie sind das Abbild der radikal nutzenorientierten, atemlosen 24/7-Multioptionsgesellschaft, in der man nie zur Ruhe kommt und immer Multitasking betreibt. Und gelten sie auch als „kreativer“ als das Pumpen an Maschinen, so fehlt ihnen für echte Kreativität doch eines: eine Kultur der Pause, wie sie im guten alten Bodybuilding üblich ist. Die paar Minuten Erholung zwischen schweren Sätzen, in denen man ziellos durchs Studio stromert und Gedanken durchs Hirn kullern lässt – solche vordergründig verschwenderischen Leerlaufphasen und effizienzmindernden Unbestimmtheitsstellen sind es, die der Nonstop-Gesellschaft fehlen.(Konsumkritik von Jörg Scheller in Psychologie Heute, 10/2023)

Proteine nicht vergessen – Milch genügt

Als Trick für guten Muskelaufbau kann man  bis maximal 60 Minuten nach dem Krafttraining nur etwa 10 Gramm (nicht mehr und nicht weniger) hochwertiges Protein zu sich nehmen (dazu soll man nicht die teuren Proteinbüchsen kaufen, sondern viel besser einfach ein Glas Milch (3 DL) trinken. Die wichtigste Aminosäure für den Muskelaufbau ist Leucin und die hat es genügend und optimal in der Milch!).

Vom Sport in die Magersucht >>> bei Männer meist unter dem Bild einer Muskelsucht

Immer mehr Männer erkranken an einer Essstörung. Diese wird oft lange nicht erkannt, da die Krankheit bei ihnen meist anders aussieht als bei Frauen.
Frauen wollen eher schlank sein, Männer meistens muskulös. Muskelsüchtige wollen zum Beispiel Muskeln und Gewicht gewinnen, aber Fett verlieren. Sie haben eine verzerrte Körperwahrnehmung und entwickeln ein gestörtes Essverhalten.
https://desktop.12app.ch/articles/27786785?

Körperbildstörung Muskeldysmorphie

Ein negatives Körperbild stellt ein zentrales Merkmal der Muskeldysmorphie dar. Als Körperbild definiert man die mentale Repräsentation des eigenen Körpers und der eigenen Figur sowie die Gefühle, Gedanken und das Verhalten, die mit dieser Repräsentation einhergehen.
Bereits das erste Diagnosekriterium der Muskeldysmorphie beschreibt die Art der Körperbildstörung: Betroffene leiden an der Vorstellung und Befürchtung, einen nicht ausreichend muskulös gebauten Körper zu haben, obwohl sie muskulös sind. Ähnlich den Anorexie-Patientinnen, die sich als zu adipös ansehen, nehmen sich muskeldysmorphe Patienten als schmächtig und untrainiert wahr, obwohl sie von der Normalbevölkerung als sehr trainiert und muskulös angesehen werden.

Die Angst, nicht genügend Muskeln zu haben

Neben der Sportsucht gibt es eine weitere psychische Störung im Zusammenhang mit Sport: Muskelsucht oder Muskeldysmorphie. Sie zählt wie die Anorexie (Magersucht) oder die Bulimie (Ess-Brech-Sucht) zu den «Körperbildstörungen», bei denen die Einstellung zum eigenen Körper stark beeinträchtigt ist. Betroffen sind vorwiegend Männer, daher werde sie auch «male anorexia» (männliche Magersucht) genannt, sagt Simone Munsch, Psychologin an der Universität Freiburg. Betroffene stemmen täglich Hanteln, legen dabei an Muskulatur zu und finden trotzdem, ihr Körper sei zu wenig männlich oder muskulös. Anders als die Sportsucht ist die Muskeldysmorphie eine anerkannte Diagnose einer psychischen Störung.

Ähnlich wie bei der Sportsucht gibt es keine verlässlichen Zahlen zu den Betroffenen mit Muskeldysmorphie. In Fitnessstudios könnten es Schätzungen zufolge bis zu 20 Prozent der Trainierenden sein. Vor allem aber nimmt die Zahl zu.

Eine Muskelsucht kann zu auffälligem Verhalten führen. Betroffene ziehen sich zum Beispiel vor der Freundin nicht mehr aus, weil sie glauben, sie seien zu dünn. Sie gehen deswegen nicht mehr ins Schwimmbad, sie duschen nicht mehr im Fitnessstudio. Betroffene trainieren zudem auch dann weiter, wenn sie wegen Übertraining Schmerzen haben. Testosteron wird dann häufig angewendet.

Die ganze Mühe der Betroffenen ist auch umsonst. Denn Männer unterliegen einem Trugschluss, wenn sie meinen, Frauen würden besonders muskulöse Körper attraktiv finden. Das ist aber nicht so, Frauen finden extrem muskulöse Körper nicht speziell attraktiv, weniger muskulöse Körper sind für sie attraktiver. Der Unterschied in der männlichen und weiblichen Wahrnehmung beträgt etwa fünf bis zehn Kilo Muskelmasse.

Doch woher kommt dies alles? Lesen Sie hier weiter >>>

Anabolika…

Längst helfen nicht mehr nur Spitzensportler nach, wenn die Leistungsfähigkeit an Grenzen stösst. Auch Freizeitsportler, vor allem Bodybuilder, greifen zunehmend zu Dopingmittel. Bis zu 45% der Besucher von Sportstudios versuchen, ihren Muskelaufbau mit gängigen anabolen Steroiden zu steigern! Sie gebrauchen aber auch in der Tierzucht verwendete Mittel oder hierzulande nicht handelsübliche, über den Schwarzmarkt bezogene Abkömmlinge. Über Risiken wie Hodenschrumpfung (resp. Klitorisvergrösserung), Unfruchtbarkeit, Lebererkrankungen und Lebertumoren, Gelbsucht, Herzschäden, Heraustreten der Augäpfel, Brustdrüsenwachstum (beim Mann) und Prostatakrebs wissen die Anwender meist kaum etwas. Hauterscheinungen wie schwerer Akne kommt eine Signalwirkung für Anabolikamissbrauch zu. Auch psychische Auswirkungen geben zu Besorgnis Anlass: Bei regelmässigem Gebrauch mit hohen Dosierungen fallen nicht selten paranoide, schizophrene, aggressive, asoziale, narzisstische und theatralische Wesensänderungen auf. Soweit rückblickende Befragungen der Bodybuilder eine Einschätzung erlauben, unterschieden sich die Charaktere vor Beginn des Missbrauchs nicht wesentlich von denen der Durchschnittsbevölkerung. Nach Absetzen der Anabolika wird auch sehr häufig schwere Depressionen beobachtet. Testosteron kann Dich für immer ruinieren: Es als Anabolikum zu nehmen birgt das bedeutende Risiko, dass die Hypophyse irreversibel einschläft und ein bleibender sog. “hypogonadotroper Hypogonadismus” entsteht.
Ein Kommentar erübrigt sich!

Veröffentlicht am 15. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
01. Juli 2024

Krebs und Genesung

Die Diagnose akzeptieren, aber nicht die Prognose!

Unerklärliche Rückbildungen von Krebstumoren, die als unheilbar galten, sogenannte “Spontanremissionen” sind sehr interessant für die medizinische Forschung. Was haben diese Leute gemeinsam? Daraus könnte man viel zur alternativen Krebsheilung lernen! Eines ist aber dabei sicher: Diese “Wunderheilungen” sind zu selten, als dass man sich darauf verlassen und auf eine konventionelle Behandlung verzichten könnte.

Was also ist diesen Leuten mit “Krebsheilung” gemeinsam:

  • Viele Patienten, die überraschend wieder gesund geworden sind, berichten, dass sie sich und ihr Leben grundlegend verändert haben.
  • Die meisten besassen einen sehr starken Lebenswillen, das heisst, wie Caryle Hirshberg es ausdrückt: 
    Sie akzeptierten die Diagnose, aber nicht die Prognose!

    So sagte eine Frau zu ihrem Arzt, der ihr noch maximal ein Jahr zu leben gab: “Hören Sie zu, ich bin jetzt 55, und ich lade Sie hiermit zu meinem 60. Geburtstag ein, denn ich habe vor, dann noch da zu sein.” Über 70 Prozent der Befragten kreuzten Selbstcharakterisierungen an wie “kämpferischer Geist”, “Betrachtung der Krankheit als Herausforderung”, “Übernahme von Verantwortung” und am häufigsten (75 Prozent) “Glaube an einen positiven Ausgang”.
    Lesen Sie dazu meine Ausführung des Kohärenzgefühls.
  • Ausserdem hielten 70 Prozent spirituelle Faktoren wie Glaube, Meditation und Gebete für sehr wichtig. “Es ist interessant festzustellen, dass Beten oft mit jenen seelischen Zuständen einhergeht, die wir bei ungewöhnlichen Heilungen ausgemacht haben: die besondere Konzentration auf einen Gegenstand, seelische Entspannung und Entlastung, Ausschalten des rationalen Denkens, Visualisierungen, aktive Imagination und einheitliche Intentionen…”
  • Auch die soziale Unterstützung scheint eine grosse Rolle zu spielen (soziale Anerkennung und Integration). Zum Beispiel waren über 70 Prozent der Überlebenden waren seit mehr als 20 Jahren verheiratet, 40 Prozent sogar schon seit 30 Jahren.
  • Schliesslich betätigten sich drei Viertel der befragten genesenen Patienten regelmässig und teilweise ernsthaft künstlerisch-kreativ.
  • Viele stellten ihre Ernährung grundlegend (vor allem auf hochwertige Nahrungsmittel, die möglichst wenig bearbeitet sind) um. >>>mehr über Krebs und Ernährung
  • Eine stoische Lebenshaltung kann sehr viel zu Innerem Frieden beitragen – aber auch zu mehr Lebendigkeit!
    Einer meiner Patienten hatte eine Blasenentzündung. Ich sagte ihm, das sei ungewöhnlich für einen Mann in seinem Alter, und ordnete weitere Tests an. Das Ergebnis: Er hatte Prostatakrebs.
    Die Blasenentzündung war ein Glücksfall gewesen, dank ihr wurde der Krebs sehr früh erkannt. Dieser Mann hat nie geraucht, trinkt nicht, macht Sport und ernährt sich extrem gesund. Ein geringeres Risiko für Prostatakrebs hätte er nur haben können, wenn er eine Frau gewesen wäre. Trotzdem wurde er krank. Aber statt zu verzweifeln und das Schicksal zu verfluchen, wandte er die Grundsätze an, von denen er gelernt hatte, dass sie ein gutes und glückliches Leben möglich machen.
    1. Stell dir vor, was hätte passieren können, das noch schlimmer gewesen wäre – statt dir das zu wünschen, was besser gewesen wäre.
    2. Ändere, was du ändern kannst – und akzeptiere, was du nicht ändern kannst.
    3. Erlaube der Angst nicht, dein Leben zu beherrschen.
    .
  • Eine prospektive Beobachtungsstudie untersuchte den Zusammenhang von sportlicher Aktivität und dem Auftreten von Rezidiven bei Brustkrebspatientinnen in Hinblick auf die Überlebensrate. 2987 erkrankte Krankenschwestern wurden in 5 verschiedene Aktivitätsgruppen eingestuft und über mehrere Jahre begleitet. Frauen in der mittleren Gruppe (3 bis 5 Stunden Spazieren gehen pro Woche) hatten, verglichen mit der inaktiven Gruppe, das niedrigste relative Risiko an den Folgen des Krebses zu sterben (RR= 0.50). Die sportlicheren Teilnehmerinnen hatten ebenfalls ein geringeres Mortalitätsrisiko als die Inaktiven, aber weniger Gewinn als die mittlere Gruppe. Es scheint, dass moderate körperliche Aktivität ein wichtiger Faktor zur Senkung des Rezidivrisikos ist, vermutlich nicht nur bei Brustkrebs.

Lebensstil – ein Faktor bei der Krebsbehandlung

In vielen Studien wurden ein holistischer Zugang im Management von Krebserkrankungen diskutiert. (Craig Hassed MBBS, Australian Family Physician 2006;35(4)
Hirshberg und Barasch fassen die Charakteristika so zusammen:
“Wir fanden mehrere Gemeinsamkeiten: eine Entschlossenheit weiterzuleben, die sich auf das Selbstwertgefühl gründete, eine typische Konzentration auf das Positive und ein reiches Innenleben, das den einzelnen selbst angesichts des Todes noch mit den Freuden des Lebens beglücken kann.”
Noch kürzer könnte man es auf den Punkt bringen:
Was Menschen, die besser mit Krankheiten fertig werden, auszeichnet, ist ein “fester Glaube” und ein “fester Wille”.
Man entdeckt bei manchen Überlebenden auch ein Verhalten, dass man als “positive Verleugnung” bezeichnen könnte. So geht ein Mann, einfach weiterhin zur Arbeit und sagt, dass die Krankheit für ihn “nur wenig Realität besitzt”. Und eine Frau, die von einem bösartigen Bauchtumor genesen ist, erklärte: “Ich habe die Diagnose, dass es eine bösartige Krebserkrankung ist, zur Kenntnis genommen, aber eigentlich nie das Thema Tod als eine Alternative für mich angesehen.”

Man kann zu dem Schluss kommen dass es nicht den richtigen Weg zur Heilung gibt. Jeder Mensch, der den Krebs erfolgreich bekämpft hat, hat das vielmehr auf seine eigene, einzigartige Weise getan.

Nach dem bisherigen Stand des Wissens ist es für Arzt und Patient zur Zeit unmöglich, Spontanremissionen bewusst und gezielt herbeizuführen. Andererseits kann man darauf hinweisen, dass es, gerade weil Ärzte so wenig über diese Phänomene wissen, menschlich nicht vertretbar und wissenschaftlich unhaltbar sei, genaue Prognosen über die nach einer Krebsdiagnose verbleibende Lebenszeit abzugeben.
Und Caryle Hirshberg zog aus ihrer Forschung die Erkenntnis: “Statt uns so viele Sorgen über falsche Hoffnungen zu machen, sollten wir vielleicht der Gefahr, unnötige Verzweiflung auszulösen, ebenso grosse Aufmerksamkeit schenken.”

Schönreden kontraproduktiv

Was hier beschrieben wird, ist nicht das “Positive Denken” (Positive Thinking) mit seinen aufmunternden Formeln, das heute hoch im Kurs ist. Wichtig ist dabei das Mass des bestehenden Selbstwertgefühls. In grossen Studien (z.B. Joanne V. Wood et al: Positive self-statements. Psych Science, 5/2009, 1467) zeigte sich, dass Menschen mit geringem Selbstwertgefühl sich selbst widersprechen, wenn sie positive Gedanken wie Mantras wiederholen. Auf diese Weise wird eine vorhandene negative Selbsteinschätzung nur noch verstärkt!
Hier wird im Gegensatz von Ansprechen von vorhandenen Ressourcen gesprochen, die dadurch verstärkt werden.

„Krieg gegen den Krebs” ist keine gute Metapher

Wenn wir von der Krankheit Krebs reden, ist die Sprache ziemlich kriegerisch. Wer der Krankheit erliegt, hat nicht genug “gekämpft”, das Deutsche Krebszentrum in Heidelberg bezeichnet Krebszellen als “gefährliche Schläfer”, Nixon rief schon 1972 die Wissenschaft zum “war on cancer auf”.
Diese Sprache ist einerseits verständlich und sinnvoll, weil sie Menschen das Gefühl gibt, nicht hilflos zu sein. Sie hat aber auch einen Nachteil. Die martialische Art, wie wir über die Krankheit sprechen, bestimmt nicht unwesentlich, wie wir sie erleben”. Die Oma der Autorin dieses Zeit-Artikels etwa war kein Kämpfertyp. Die Forderung, gegen ihren Darmkrebs zu “kämpfen”, hätte sie überfordert und sie sich noch hilfloser fühlen lassen. Ihr Tod lässt sie als Verliererin erscheinen. Wer kämpft, muss ausserdem stark sein – und kann Ängste kaum zulassen, die im Heilprozess wichtig sein können: Weiterlesen

Therapie durch ein erfülltes Leben

Die “Meaningful Life Therapy” (MLT, etwa “Therapie durch ein erfülltes Leben”), die Jinroh Itamie vom Shibata Hospital in Japan entwickelt hat, zielt darauf ab, die Furcht vor dem Tod zu bewältigen, die mit chronischen Krankheiten wie Krebs einhergeht, und herauszufinden, wie die Patienten ein erfülltes Leben führen können. Man kann dadurch, die Selbstheilungskräfte des Körpers stärken.
Die Therapie folgt fünf Grundregeln. Der Patient soll

  • sich aktiv an der Bewältigung der Krankheit beteiligen und sich nicht nur auf den Arzt verlassen;
  • sich kurzfristige Lebensziele setzen und jeden Tag bewusst einer sinnvollen Tätigkeit Zeit widmen;
  • etwas für andere tun;
  • lernen, mit der Angst vor dem Tod umzugehen, und den Lebenswillen stärken;
  • den Tod als natürliches Phänomen akzeptieren (wie Stürme oder Erdbeben) und sich so praktisch und konstruktiv wie möglich auf den eigenen Tod vorbereiten.

Diese Leitgedanken soll der Kranke seinem Alltag zugrunde legen, jeden Tag dieselbe Zeit für ihre Befolgung aufwenden und jeden Tag dieselben Ziele verfolgen – unabhängig vom Gesundheitszustand. Er soll versuchen, weiterhin als normales Mitglied in der Gemeinschaft weiterzuleben. Keinesfalls ist aber die MLT ein Programm in fünf Schritten “So heile ich Krebs”. Es handelt sich vielmehr um Anregungen, wie man das Leben – auch mit der Krankheit – positiv und sinnerfüllter gestalten und erst in zweiter Linie dadurch vielleicht verlängern kann.

Weitere Strategien gegen die Todesangst hier auf dieser Website!

Die Krebsreise

Moses G.Steinvorth schlägt in seinem sehr brauchbaren Büchlein “Die Krebsreise” vor, die Krebserkrankung als eine “Reise” zu betrachten. Dieses Bild der Reise legt nahe, Krebs als einen Prozess zu erleben, als einen Vorgang und nicht als ein “Ding”, das man “hat” oder “nicht hat”. Die Krebserkrankung ist immer in Entwicklung begriffen, sieht in jedem Moment wieder anders aus und kann sich auch zurück entwickeln. Krebs ist immer in Bewegung. Der Augenmerk ist auf den Verlauf gelenkt (statt auf die elende Frage nach dem “Warum”!) und der Verlauf ist das, was man am ehesten selbst beeinflussen kann. Auch wenn man nicht genau weiss, wo die Reise hingeht, kann man doch auf die Route Einfluss nehmen, wie man das vielleicht auf einer Abenteuerreise tun würde. Auch wenn Sie in gewisser Weise eine “Pauschalreise” gebucht haben, können Sie doch immer noch auf einzelne Umstände der Reise Einfluss nehmen und sie evtl. nach Ihrem individuellen Geschmack verändern. Sie können kleine Touren auf eigene Faust unternehmen und ganz sicher auch einmal die Umgebung ohne Touristenführer und ohne die “Herde” der übrigen Pauschaltouristen erkunden. Es ist enorm wichtig, hier alle Möglichkeiten der Individualisierung zu nutzen, weil Ihr persönlicher Heilungsprozess etwas ganz Einmaliges ist und viel mit Ihrer besonderen Persönlichkeit zu tun hat: kein Mensch wird genau auf dieselbe Art gesund wie der andere. Jeder ist anders!

Sie können das Bild der “Reise” auch noch so verstehen, dass Sie aufgefordert sind, eine Reise “nach innen” anzutreten, wenn Sie wieder gesund werden wollen; eine Reise, die Sie vielleicht in dunkle und unheimliche innere Gegenden führen wird, die Sie gewöhnlich lieber meiden, eine Art “Heldenreise” also, wo Sie durchaus damit rechnen müssen, dass Sie manchmal mit alten Gespenstern oder inneren Drachen und Dämonen kämpfen müssen. Reisen sind oft ziemlich anstrengend; man kämpft auch gegen miserables Wetter und Unbill, wird vielleicht sogar verletzt. Sie ist aber auch interessant und spannend und lässt einem zum Schluss häufig sehr viel reifer und bereichert zurück.

Ängste nach der Krebsdiagnose

Mit der Angst ist es so eine Sache. Sie wird kleiner, je mehr man sich ihr nähert. Deshalb lohnt es sich, behutsam auf das zuzugehen, vor dem man sich fürchtet: Was genau macht mir Angst? Sind es die nächsten Behandlungsschritte, die anstehen? Nebenwirkungen, die nach der Chemotherapie oder Bestrahlung auftreten könnten? Graut es mir vor allem davor, anderen zur Last zu fallen? Oder fürchte ich insgeheim, mich äusserlich zu verändern?
Was hilft, ist, sich den bedrohlichen Gedanken zu stellen. Nimmt die Angst überhand, sollte man sich dafür psychotherapeutische Unterstützung holen. Eine meiner Patientinnen fürchtete sich am meisten davor, sie könnte eines Tages tot in ihrer Wohnung liegen und niemand findet sie. Dabei ruft ihre Schwester täglich an und würde sofort merken, wenn sie nicht ans Telefon geht. Die Frau musste das Szenario gezielt zu Ende denken, um ihm den Schrecken zu nehmen. Es ist immer besser, den Scheinwerfer in die Dunkelheit zu richten und sich das, wovor man sich fürchtet, einmal genau anzusehen.

Bei den meisten weckt eine Krebserkrankung Gedanken an die eigene Endlichkeit – selbst wenn die Prognose gut ist. Erstaunlich vielen gelingt es, die Angst vor dem Tod zu bewältigen. Einigen hilft es, die eigene Beerdigung zu planen. Es gibt aber auch Menschen, die sich nicht mit dem Thema befassen möchten.

Manche können durch einen veränderten Bewusstseinszustand existenzielle Ängste bewältigen: An der Johns Hopkins University im US-amerikanischen Baltimore nahmen Krebspatienten begleitet von einem Psychotherapeuten den Wirkstoff Psilocybin ein, der in sogenannten Magic Mushrooms enthalten ist, also psychoaktiven Pilzen. Ähnliche Studien wurden in der Schweiz bereits mit LSD durchgeführt. Durch die Substanz schafften es die Patienten, eine neue Perspektive einzunehmen. Sie konnten die Widrigkeiten, die mit der Krankheit kamen, besser akzeptieren – und das auch noch Monate später. Einige kamen auf ihrem psychedelischen Trip sogar zu Einsichten, die ihre Einstellung zum Tod von Grund auf veränderten. Es geht aber auch weniger radikal: Hypnose kann ebenfalls erwiesenermassen Ängste bei Krebspatienten lindern.

Der Tod als Grenzüberschreitung

Ich erlebe immer wieder in meiner Praxis, dass Menschen, die über ihre Komfortzone hinaus an ihre Grenzen gelangen ein enormes Potential zum Wachstum haben und dies als grosse Chance erfahren. Auch der Tod, der so nah verwandt mit der Krebserkrankung ist, wird häufig von jemandem, der “gut gelebt” hat als  faszinierendes Grenzerlebnis wahrgenommen. Jetzt, da er das Leben kennen gelernt hat, möchte er auch wissen, was es mit dem Tod auf sich hat. Das Leben kennt er nun und es war wunderbar. Jetzt will er sehen, was der Tod ist. Er ist bereit zu einem neuen Abenteuer.

Was hilft bei der Fatigue?

Fatigue ist eine stark belastende Nebenwirkungen der Chemotherapie. Sie ist eines der am stärksten belastenden Symptome für die Patienten, weil es die Alltagsaktivitäten einschränkt. Wir Ärzte thematisieren diese Nebenwirkung auch wenig, weil wir keine effiziente Therapie dafür haben.
Während der Chemotherapie sind 60 bis 96% der Patienten von einer Fatigue betroffen. Auch 6 Monate nach der Chemotherapie berichten noch ca. 30% der Patienten über mässige bis starke Fatigue.

Operation, Chemotherapie und Bestrahlungen schädigen den Organismus zunehmend und führen einerseits zu körperlichen Symptomen, andererseits fördern sie aber auch psychische Erkrankungen. Die Menschen sind ständig schlapp und müde, klagen über Herzrasen und Kurzatmigkeit und weisen Symptome auf, die bis hin zur manifesten Depressionen reichen.

Chinesische Bewegungsform – Qigong:
Das in einer Studie (www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6771138/) erforschte Qigong gehört zu den gering intensiven Bewegungsarten – es geht vorwiegend um die Muskeldehnung. Nach der chinesischen Lehre wird die Lebensenergie „Qi“, der Blutfluss und körperlicher Funktionalität gefördert.

Baduanjin Qigong ist leicht zu erlernen, das Aktivitätslevel ist für Patienten mit chronischen Erkrankungen angemessen. Eine spezielle Ausrüstung wird nicht benötigt. Die Übungen können zu Hause oder draussen, alleine oder in der Gruppe ausgeübt werden. Üben in der Gruppe fördert nach Meinung der Autoren auch die Adhärenz, längerfristig dabei zu bleiben.
Die Patienten wurden zunächst per App eingeladen, sie sahen sich dann Videos an, in denen die Übungen erklärt wurden. Das war ein Aufwand von 2 x 40 Minuten. Die Patienten mussten 5 x pro Woche Qigong machen, wobei eine Session jeweils 20 bis 40 Minuten dauerte. Das war also schon sehr intensiv.
In der Interventionsgruppe hatten nach 24 Wochen weniger Patienten moderate bis starke Fatigue. Der Unterschied war mit 23,2% in der Interventionsgruppe vs. 59,1% in der Nichtinterventionsgruppe signifikant. Die moderate bis starke Fatigue ist also um mehr als die Hälfte zurückgegangen, das ist sehr beeindruckend.
Interessant ist, dass sich nach 12 Wochen noch keine Unterschiede gezeigt haben. Das heißt, wir müssen die Patienten motivieren, diese Übungen nicht nur über 3 Monate zu machen, sondern dauerhaft. Das ist m.E. neben der guten Wirkung die wichtigste Botschaft.

Und… falls man keinen Zugang zu einer Qigong-Gruppe in der Nähe findet: Bewegung aller Art, so intensiv betrieben, hilft auch (wenn auch vielleicht nicht gar so effektiv). Untersuchungen zufolge können Betroffene durch ein tägliches Ausdauertraining von nur 30 Minuten ihre körperliche Leistungsfähigkeit immens steigern. Sowohl die psychischen als auch die physischen Fatigue-Symptome werden parallel dazu gemindert. In Einzelfällen verschwinden sie sogar ganz. (M.Houf, Sportmedizin Update 2010)

Die Fatigue ist wohl auch eine Form von Neuroinflammation.

Kurzfristiges Fasten – kein längeres!

Wiederholtes kurzfristiges Fasten (also nur 16 bis 72 Stunden) führt zu “zellulärem Selbstmord” von Krebszellen (Autophagie)! In neueren Studien fand man, dass wiederholtes Kurzfasten effektiver und praktikabler ist als langfristiges. Das Fasten löst eine Art zellulären Stress aus. Bei gesunden Zellen führt dies zu Reaktionen, die gegen Schäden durch Sauerstoffradikale schützen. Solche Moleküle entstehen bei Hunger vermehrt. Ihre Produktion wird aber auch durch viele Chemotherapeutika angeregt und gilt als Hauptursache von deren starken Nebenwirkungen. 24 bis 72 Stunden Fasten vor der Chemotherapie bereitet normale Körperzellen offenbar gut auf hohe Konzentrationen von Sauerstoffradikalen vor. Sie sind deshalb eher in der Lage, sich gegen die aggressiven Moleküle zu wehren. Krebszellen hingegen sind kaum fähig, diese Schutzmechanismen anzuschieben. Sie stellen sogar selber zusätzlich noch reichlich aggressive Moleküle her. Das führt dann dazu, dass sie letztlich “zellulären Selbstmord” begehen!
Eine optimale Möglichkeit wäre an der Mehrheit der Tage eine 16:8-Ernährung!

Führen Sie also nicht von sich aus längere Fastenkuren aus (welche katastrophale Folgen auf den Krebsverlauf haben können) – lassen Sie sich durch einen erfahrenen Arzt begleiten! Vor allem das kurze Fasten vor und nach Chemotherapieschüben muss mit den behandelnden Ärzten abgesprochen sein!

Drogen in der Therapie gegen Krebssymptome

Die vielfältige gute Wirkung von Cannabis gegen verschiedenen Symptomen von Krebs selbst (z.B. Schmerzen) wie auch der Chemotherapie (z.B. Übelkeit) ist schon länger bekannt.
Auch Psilocybin aus Magic Mushrooms wirkt gut und lang andauernd gegen Angstgefühle und Depressionen bei Krebskranken im fortgeschrittenen Stadium. Die einmalige (orale) Einnahme von Psilocybin wirkte mehrere Monate lang!
Dasselbe kann von LSD gesagt werden. (Pilot Study of Psilocybin Treatment for Anxiety in Patients With Advanced-Stage Cancer. Grob CS et al., Arch Gen Psychiatry. 2010 Sep)

Mehr zur Therapie durch Dissoziation (seine gesunden, liebenswerten, freudvollen Seiten erleben!) mit psychedelischen Drogen >>>

Krebstherapien – alternative vs. konventionelle

Die Wissenschaftler einer grossen Metastudie, die die statistischen Analysen getrennt nach Krebsart durchführten, berichten, dass die Alternativmedizin – im Vergleich zur konventionellen Behandlung – mit einem Anstieg des Sterberisikos bei Brustkrebspatientinnen um fast das 6-Fache assoziiert gewesen sei. Bei Darmkrebspatienten stieg das Risiko zu sterben bei alleiniger Alternativbehandlung um das 4,5-Fache und bei Lungenkrebspatienten um das 2-Fache.
Die alternativmedizinische Behandlung war zudem mit einer signifikant schlechteren 5-Jahre-Überlebensrate assoziiert als die konventionelle Therapie: Brustkrebs 58,1% versus 86,6%, Lungenkrebs 19,9% versus 41,3% und Darmkrebs 32,7% versus 79,4%. Median wurden die Patienten 66 Monate nachbeobachtet.

Auffällig war, dass die Alternativmedizin in der 4. untersuchten Untergruppe, nämlich bei den Prostatakrebspatienten, keinen Nachteil darstellte. Sie war im Vergleich zur konventionellen Behandlung nicht mit einem signifikant erhöhten Sterberisiko assoziiert. Und die 5-Jahres-Überlebesrate war ähnlich (86,2% vs 91,5%). Doch die Wissenschaftler hatten das schon kommen sehen: „Dieses Ergebnis kommt nicht unerwartet angesichts der langsamen natürlichen Progression von Prostatakarzinomen und der kurzen medianen Nachbeobachtung.“
(Johnson SB, et al: Journal of the National Cancer Institute (online) 10. August 2017)

Der Krebskranke und seine Angehörigen

Wer von seinem Arzt die Diagnose Krebs erhält, muss diese schlechte Botschaft relativ schnell selbst überbringen: dem Partner, den Kindern, den Eltern oder Freunden. Die Psychoonkologin Martina Prinz-Zaiss aus Freiburg unterstützt Krebspatienten und ihre Angehörigen dabei, über die Krankheit zu sprechen (aus DIE ZEIT, 40/2022):
Wie sage ich meinen Angehörigen, dass ich Krebs habe?
Martina Prinz-Zaiss: Das Wichtigste ist Offenheit. Ich erlebe immer wieder Patienten, die ihrer Familie häppchenweise von der Krankheit erzählen. Das ist gut gemeint, man will seine Liebsten nicht ängstigen. Gerade die Menschen, die einen gut kennen, spüren jedoch, dass da mehr ist, als man gerade sagt. Und das löst genau die Ängste und Sorgen aus, die man vermeiden möchte.

Warum genau sind viele Patienten nicht hundertprozentig offen?
Martina Prinz-Zaiss: Weil die Angehörigen mantraartig wiederholen: »Du schaffst das!« – »Du bist stark!« – »Du musst kämpfen!« Das ist für Menschen mit Krebs schwer auszuhalten. Sie wollen Familie und Freunde nicht enttäuschen, doch die Therapie verlangt ihnen viel Kraft ab.

Was raten Sie in solchen Fällen?
Martina Prinz-Zaiss: Ein Erkrankter muss nicht dauernd den Kampfgeist hochhalten und den Tapferen spielen. Er darf sich elend fühlen, und er darf und sollte auch darüber sprechen. Sich gegenseitig Ängste einzugestehen ist wichtig. Seitens der Angehörigen sollte es allerdings kein Dauerthema werden. Die Betroffenen haben meist ein gutes Gespür dafür, welche Gedanken sich ihre Nächsten machen. Aber sie sollten nicht die ganze Zeit Trost spenden müssen, wenn sie mit sich selbst beschäftigt sind. Als Angehöriger gilt es, mit dem Patienten mitzuschwingen, seine Tiefs auszuhalten und ihn einfühlsam zu begleiten, wenn es ihm schlecht geht. Ihn zu fragen: Was kann ich tun? Was brauchst du? Und zwar ohne ungebeten Ratschläge und Empfehlungen zu geben.

Wie gehe ich damit um, wenn meine Liebsten immer wieder »Du packst das«-Parolen äußern?
Martina Prinz-Zaiss: Wer an Krebs erkrankt ist, sollte sich abgrenzen, wann immer er das Bedürfnis danach verspürt. Zum Beispiel dann, wenn er gerade eben keine Durchhalteparolen hören kann. Es ist in Ordnung, nicht ans Telefon zu gehen, wenn Freunde und Familie anrufen, oder Besuch abzulehnen. »Ich kann jetzt nicht« oder »Mir geht es nicht gut« reichen als Begründung aus, wenn überhaupt. Der Selbstschutz geht vor. Die Liebsten meinen es nur gut, sehen allerdings oft nicht, wie sehr ein »Du packst das« unter Druck setzen und demoralisieren kann, eben wenn man es gerade mal nicht packt. Die Therapie ist so unfassbar anstrengend, das kann sich niemand vorstellen, der das nicht selbst erlebt hat.

Gerade Eltern von erwachsenen Krebskranken scheinen viel Trost vom Patienten zu benötigen.
Martina Prinz-Zaiss: Für Eltern ist es furchtbar, wenn ihr Kind lebensbedrohlich erkrankt. Sie sind dann sehr in Not und Sorge und wollen natürlich gerne beruhigt werden. Es ist aber nicht die Aufgabe der Betroffenen, sie zu trösten. Das sollten andere Familienmitglieder oder Freunde übernehmen.
»Für Eltern ist es furchtbar, wenn ihr Kind lebensbedrohlich erkrankt. Sie sind dann sehr in Not und Sorge und wollen natürlich gerne beruhigt werden«

Wie stärke ich meine Angehörigen, ohne Trost spenden zu müssen?
Martina Prinz-Zaiss: Fast allen hilft es, wenn sie etwas tun können. Geben Sie Ihren Angehörigen Aufgaben, überlegen Sie, was eine sinnvolle Unterstützung für Sie wäre. Vor allem Männer können sich durch das aktive Tun besser stabilisieren. Davon profitieren dann wiederum auch die Patienten.

Wie spreche ich mit Kindern über meine Krebserkrankung?
Martina Prinz-Zaiss: Grundsätzlich gilt auch hier: offen sein und auf keinen Fall die Erkrankung verheimlichen, auch wenn es mit der besten Absicht geschieht. Weiß ein Kind nicht, was los ist, warum es Papa schlecht geht und Mama oft traurig ist, sucht es schnell die Schuld bei sich selbst. Als erkrankter Vater oder als erkrankte Mutter kann man sagen: »Ich habe eine schwere Krankheit und werde dagegen behandelt.« Es darf auch das Wort Krebs fallen. Weil viele Kinder, übrigens auch viele Erwachsene, Krebs mit Tod assoziieren, gehört auch immer der Satz dazu: »Ich kann wieder gesund werden.« In den meisten Fällen ist Krebs heute kein Todesurteil mehr. Das Wissen darum kann dem Ganzen die Schwere nehmen.

Sollte man die Themen Tod und Sterben generell vermeiden?
Martina Prinz-Zaiss: Im Gegenteil! Man sollte sie frühzeitig mit in die Gespräche aufnehmen. Wenn die Diagnose Krebs gefallen ist, ist die Angst vorm Sterben und Tod sowieso da, bei allen Beteiligten. Sie auszusprechen entlastet enorm. Ebenso wie mit seinen Liebsten bestimmte Dinge zu regeln. Die Hoffnung wird ja nicht kleiner, weil man Vorkehrungen trifft. Viele Patienten fühlen sich jedoch besser, wenn sie dieses Thema einmal für sich und mit ihrer Familie durchgespielt haben.
»Es mag vielleicht einen bösartigen Tumorbefund geben, aber der oder die Kranke besteht noch zu 99 Prozent aus gesunden Zellen«

Gibt es noch weitere Tabus, wenn man über Krebs spricht?
Martina Prinz-Zaiss: Viele Krebspatienten empfinden Scham, weil sie krank sind. Sie fühlen sich versehrt, nicht mehr vollständig, reden aber kaum darüber. Einige haben auch Schuldgefühle. Sie nehmen an, dass der Krebs die Strafe dafür ist, dass sie sich falsch verhalten haben. Manche sind wütend auf die Erkrankung, das Universum. Andere sind neidisch auf den gesunden Partner oder die gesunden Freunde. All diese Gefühle sind normal und sollten nicht tabuisiert werden. Was nicht bedeutet, dass man über diese Gefühle sprechen muss.

Wie erhalten wir einen normalen Umgang mit Krebs in der Sprache?
Martina Prinz-Zaiss: Indem wir uns klarmachen, dass Krebs nicht automatisch Sterben und Tod bedeutet. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel getan. Viele Krebspatienten können geheilt werden, bei anderen kann der Krebs in eine chronische Erkrankung umgewandelt werden. Es mag vielleicht einen bösartigen Tumorbefund geben, aber der oder die Kranke besteht noch zu 99 Prozent aus gesunden Zellen. Das sollte der Ausgangspunkt für jedes Gespräch über Krebs sein.

Bücher

Für Krebskranke und Angehörige gibt es mittlerweile eine Reihe guter Bücher. Mit dem Phänomen Spontanheilung befassen sich:
* Eva-Maria Sanders: Leben! Ich hatte Krebs und wurde gesund, Nymphenburger Verlag, München 1997
* Caryle Hirshberg, Marc Ian Barasch: Gesund werden aus eigener Kraft, Droemer Knaur, München 1997 + Unerwartete Genesung. München 1995
* Bernie Siegel: Prognose Hoffnung, Düsseldorf 1988
* Greg Andersen: Der Krebsüberwinder, Freiburg 1998
* Moses G. Steinvorth: Die Krebsreise, Deutscher Psychologen Verlag, Bonn 2004
* Herbert Kappauf, Walter M. Gallmeier: Nach der Diagnose Krebs – Leben ist eine Alternative, Herder, Freiburg i. Br.

für Kinder:

* Andrea Caprez, Nadia Khan: Sven. Edition Moderne, Zürich 2006
* Christophe Badoux, Nadia Khan: Fatmas fantastische Reise. Edition Moderne, Zürich 2006
* Online-Spiele von Andrea Caprez für Kinder mit Moyamoya: www.strapazin.ch/moyamoya

Eindrücklicher Film über Krebs und Genesung (schweizerdeutsch)

Foto von Aarón Blanco Tejedor auf Unsplash

Veröffentlicht am 14. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
09. Oktober
2023

Krebsvorsorge

Krebsvorsorge: zuallererst nicht mehr Rauchen!

Dreissig Prozent aller Krebserkrankungen in sämtlichen Organen sind aufs Rauchen zurückzuführen! Wenn Sie sich einigermassen lieben, hören Sie mit dieser massivsten Schädigung Ihres Organismus auf >>> rauchen/

Krebsvorsorge: massvolles Essen – die “Anti-Krebsdiät”

Dreissig Prozent der Krebserkrankungen sind aufs Rauchen und 35 Prozent auf eine ungünstige Ernährung zurückzuführen. Das zeigen die verschiedensten epidemiologischen Studien. Somit könnten im Prinzip zwei Drittel der Krebse verhindert werden!
Es ist nicht möglich mit einer Diät das Wachstum einer Krebsgeschwulst zu hemmen oder die Bildung von Ablegern (Metastasen) zu verhindern oder gar Tumore zu heilen. Hingegen kann man wenige Empfehlungen geben, welche das Krebsrisiko verbessern:

    • Bevorzugen Sie massvolle, abwechslungsreiche, fettarme, pflanzliche Nahrungsmittel; täglich 3-5 Portionen Früchte und Gemüse; Vollkornprodukte.
      .
    • Mass halten mit: Alkohol; gepökelten und/oder geräucherten und stark gesalzenen Nahrungsmitteln. Auch mit viel “rotem” Fleisch, also Rind, Lamm oder Schwein (höheres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken).

      Geflügel hat hingegen keinen Effekt und Fisch wirkt sich günstig aus.
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    • Meiden von:
      * Übergewicht (trägt zur Entstehung so verschiedener Karzinome wie Brust-, Prostata-, Gebärmutter-, Dickdarm, Speiseröhren- und Nierenkrebs bei!) >>> mehr hier!
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      * Rauchen: Obwohl Rauchen nicht zur Ernährung gehört, ist es hier nochmals erwähnt, denn es stellt das grösste erforschte Risiko bei der Entstehung von Krebs dar!
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    • Wiederholtes kurzfristiges Fasten (bereits 16 bis 72 Stunden) führt zu “zellulärem Selbstmord” von Krebszellen (Autophagie)! In neueren Studien findet man dabei, dass wiederholtes kürzeres Fasten effektiver und praktikabler ist als langfristiges. Das Fasten löst eine Art zellulären Stress aus. Bei gesunden Zellen führt dies zu Reaktionen, die gegen Schäden durch Sauerstoffradikale schützen. Solche Moleküle entstehen bei Hunger vermehrt. (Ihre Produktion wird aber auch durch viele Chemotherapeutika angeregt und gilt als Hauptursache von deren starken Nebenwirkungen. 16 bis 72 Stunden Fasten vor der Chemotherapie bereitet normale Körperzellen offenbar gut auf hohe Konzentrationen von Sauerstoffradikale vor. Sie sind deshalb eher in der Lage, sich gegen die aggressiven Moleküle zu wehren. Krebszellen hingegen sind kaum fähig, diese Schutzmechanismen anzuschieben. Sie stellen sogar selber zusätzlich noch reichlich aggressive Moleküle her. Das führt dann dazu, dass sie letztlich “zellulären Selbstmord” begehen!).
      Eine optimale Möglichkeit wäre an der Mehrheit der Tage eine 16:8-Ernährung!
      .
    • Grüntee: könnte helfen, Krebs seltener entstehen zu lassen, behaupten amerikanische Wissenschaftler (“Nature”, band 387, S.561). Der vorbeugende Effekt beruht vermutlich unter anderem auf einer Substanz mit dem Namen Epigallo-Cathechin-3-Gallat (EGCG), die im grünen Tee vorkommt, bei der Verarbeitung zu schwarzem Tee jedoch zerstört wird. EGCG unterbindet die Wirkung des Enzyms Urokinase, mit dessen Hilfe Tumore Tochtergeschwulste bilden (Wie wende ich Grüntee genau an?).
      .
    • Daneben setzen Sie sich nach Möglichkeiten in Ihrer Umwelt keinen krebsfördernden Stoffen (“Karzinogene”) wie Asbest, Benzol oder Formaldehyd (billige Spannplatten, geklebte Parkettböden,…) aus.

Späte Abendessen kann zu mehr Darmkrebs führen

Ärzte warnen schon länger davor, spät abends noch etwas zu essen. Vor allem sollten üppige, fett- oder zuckerhaltige Mahlzeiten unterbleiben. Jetzt gibt es einen weiteren Grund, auf ihren Rat zu hören: Wer an 4 oder mehr Tagen pro Woche innerhalb von 3 Stunden vor dem Schlafengehen etwas isst,
scheint häufiger an Darmkrebs zu erkranken.(Digestive Disease Week conference, 18. bis 21. Mai 2024, Washington, DC, USA)

Chronische Entzündungen in Organen vermeiden

Chronische Entzündungsherde führen in Organen nach Jahren auch teilweise zu Krebs. Zum Beispiel leiden Menschen, die an chronischen Darmentzündungen leiden mit den Jahren auch nicht selten an Dickdarmkrebs (Colitis ulcerosa mehr als M. Crohn).
Neuartige bislang unbekannte Erreger, die im Fleisch und der Milch europäischer Rinder vorkommen, und mit denen wir uns in der Regel schon im Säuglingsalter infizieren, könnten wichtige Krebsrisikofaktoren sein. Prof. Dr. Harald zur Hausens, der den Nobelpreis für die Aufklärung des Zusammenhangs von humanen Papilloma-Viren (HPV) und Gebärmutterhalskrebs erhalten hat, erforscht die von ihm als BMMF (Bovine Meat and Milk Factors) bezeichneten Erreger schon seit mehreren Jahren. Gemäss seiner Hypothese infizieren sich Menschen bereits als Säuglinge mit den Erregern, etwa wenn sie nach dem Abstillen Kuhmilch- oder Rindfleisch-Produkte erhalten. Die BMMF fördern dann in bestimmten Geweben (etwa im Darm, der Brust oder der Prostata) chronische Entzündungsprozesse, die wiederum in ihrer Umgebung vermehrten oxidativen Stress verursachen. Die erhöhten Spiegel an freien Radikalen liessen dann – besonders in teilungsaktiven Geweben – die Mutationsraten steigen und erhöhten so indirekt im Laufe von Jahrzehnten das Krebsrisiko.

Wenig Milch und rotes Fleisch scheint also zur Krebsprophylaxe sinnvoll!

Krebsvorsorge: Selbstbestimmung, Zufriedenheit, nährende Beziehungen…

  • Die beste Vorbeugung gegen Krebs ist aber immer noch ein selbst bestimmtes, zufriedenes, mit Spass und Freude erfülltes Leben, ausserdem das liebevolle Annehmen des eigenen Körpers mit all seinen Regungen und Funktionen.
  • Gesellschaften in denen die Krebsrate am niedrigsten liegt, zeichnen sich durch enge Gemeinschaften mit hilfreichen, liebevollen Beziehungen aus, in denen ältere Menschen eine aktive Rolle spielen. Religiosität und eine freizügige Haltung gegenüber der Sexualität sind zwei weitere typische Eigenschaften.
  • Ein häufiger Vorläufer von Krebs ist ein traumatischer Verlust oder ein Gefühl von Leere. Wenn ein Salamander eines seiner Glieder verliert, wächst ein neues nach. Ähnlich reagiert der Körper eines Menschen, der einen emotionalen Verlust erlitten hat, mit dem er nicht fertig wird, mit einer neuen Art Wachstum. (aus EPIC, European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition = riesige europaweite Studie).

Krebsvorbeugung und -Therapie durch genügend Bewegung

Bewegung und das Vermeiden von starker Fettleibigkeit sind auch ein nicht zu unterschätzender Schutz gegen Krebskrankheiten. Inzwischen gibt es Belege für diese Schutzwirkung gegen Darmkrebs, Krebs der Gebärmutter, sowie Brustkrebs nach der Menopause. Fettleibige bekommen mehr Bauchspeicheldrüsen-, Speiseröhren-, Nieren- und Gallenblasenkrebs. Man geht davon aus, dass vom Fettgewebe eine chronische unterschwellige Entzündung ausgehen kann. Und Entzündungen tragen dazu bei, dass gesunde Zellen zu Krebszellen entarten (permanente Überlastung des Immunsystems). Vielleicht ist dadurch auch die Prophylaxe von Aspirin auf gewisse Krebsarten zu verstehen.
Was immer auch seine Wirksamkeit ausmachen mag: Sport ist gut gegen Krebs, nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch als Therapiemittel.

Die Tendenz bei der Frequenz der Bewegung geht auch bei der Krebsprophylaxe immer mehr zu kurzen intensiven Anteilen (“explosive Kraftteile” beim Kraftsport oder HIIT-Speed-Sandwiches) und lang andauernden, dann aber nicht zu intensiver, sondern moderater Intensität (Studie).

Vor allem auch gegen die Fatigue, der Erschöpfung durch Krebs hilft am besten tägliche Bewegung und Entspannung. Den Körper in Schwung zu bringen hellt auch die Stimmung auf und steigert das subjektive Wohlbefinden – und auch das ist enorm wichtig für Krebspatienten. Auch wiederholtes kurzfristiges Fasten (24 bis 72 Stunden) kann sehr positiv wirken (>>>siehe dort).

Krebsvorsorge: die alltäglichen Rhythmen beachten

Nur wenn wir im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf jene Erholungspausen einhalten, die uns biologisch vorgeschrieben sind, kann unser Organismus seine Funktionen wie beim Resetting eines Computers immer wieder synchronisieren und Abweichungen vom Sollzustand (eben auch krebsartiges Ausflippen von Organzellen mit Abwehrvorgängen des Immunsystems) ausgleichen. Ignorieren wir diese Bedürfnisse, werden die Abweichungen immer grösser, und damit verliert auch der Organismus immer mehr die Fähigkeit von selbst in seine Ordnung zurückzufinden.
Unsere vorgegebenen biologischen Rhythmen scheinen auch 90 Minuten lang zu sein (wie die 90 Minuten Tiefschlafphasen nachts).

Mein Vorschlag: Alle 60 bis 90 Minuten tagsüber 5 bis 15 Minuten Rückzug und Pause. So stellen Sie ihren inneren Rhythmus wieder von der Hamsterrad- zurück in die heilsame Ruhe-Frequenz und stärken so Ihr Immunsystem.
Literatur dazu: Verena Steiner, Energiekompetenz, Pendo-Verlag 2005

Azetylsalizylsäure (ASS) und Krebs

Eine weitere eindrückliche Eigenschaft des Weidenrindenextrakts kommt in letzter Zeit ans Licht: Aufgrund individueller Daten von mehr als 25’000 Patienten aus 8 Studien konnte man nachweisen, dass nach täglicher Einnahme von 75mg ASS während mindestens 5 Jahren die Todesfälle infolge Krebs um 34% abnahmen. Bei mehr Dosis nimmt diese Wirkung nicht mehr zu.
Hauptsächlich bei Krebs von Magen-Darm (v.a Adenokarzinome), Lungenkrebs (ebenfalls Adenokarzinome) und Hirntumore wirkt die Prophylaxe durch ASS. Auch nach 20 Jahren ist mit etwa 20% weniger Krebstodesfällen noch ein Nutzen nachweisbar.
Gefürchtete Nebenwirkung ist natürlich das erhöhte Risiko von Magen-Darm-Blutungen und Gastritis. (Lancet 2011;377:31)

Die AMPK – ein universeller Energiesensor

AMPK (5-Adenosin-Monophosphat-aktivierte Proteinkinase) ist ein Enzym mit sehr interessanten Wirkungen in unserem Körper: Es verbessert die Blutfett- und Zuckersituation und wirkt auch antiproliferativ, also krebshemmend!

Folgende Stoffe pflanzlicher Herkunft aktivieren alle die AMPK:Vollbildansicht

>>>weiterführender Artikel über die AMPK hier auf dieser Website!

mehr über Selbstheilungskräfte bei Krebs

mehr über Ernährung als Therapie

Veröffentlicht am 14. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
12. Juni 2024

Kreuzallergien


  Wissenswertes
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Übersicht

Mehr über Heuschnupfen! 

Was ist eigentlich eine Kreuzallergie?

Viele Birkenpollenallergiker kennen das: Die allergischen Beschwerden treten nicht nur während der Zeit des Birkenpollenflugs in Form eines Heuschnupfens auf, zusätzlich werden auch zum Teil bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Äpfel) nicht vertragen. Die Symptome können aber unter Umständen andere sein als beim Heuschnupfen, z.B. ein kribbeln im Mund oder Durchfälle. Dieses Phänomen wird als Kreuzallergie bezeichnet.

Das Immunsystem des Allergikers reagiert nicht auf den Pollen oder den Apfel als Ganzes mit der Bildung der allergievermittelnden IgE -Antikörper, sondern nur auf bestimmte Bestandteile daraus. Bei diesen allergenen Bestandteilen handelt es sich in der Regel um Stoffe, die zur Gruppe der Proteine gehören. Nicht jeder Birkenpollenallergiker hat aber Antikörper gegen die gleichen allergieauslösenden Proteine (Allergene). Die Reaktionen der Immunsysteme verschiedener Allergiker unterscheiden sich also voneinander. Bestimmte Proteine sind aber bekannt dafür, besonders häufig Allergien auszulösen. Diese bezeichnet man dann als Majorallergene (Hauptallergene). Proteine, die nur selten für allergische Reaktionen verantwortlich sind, bezeichnet man als Minorallergne (Nebenallergene).

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Was sind die Ursachen einer Kreuzallergie?

Die Ursache für die Kreuzallergien liegt in den Allergengemeinschaften begründet: Proteine sind sehr kompliziert aufgebaute Moleküle. Manche von Ihnen haben aber Bereiche, in denen sie sich untereinander ähneln oder gar identisch sind. Wenn das Immunsystem eines Allergikers nun Antikörper gegen einen solchen Proteinabschnitt (Epitop) bildet, der auch in anderen pflanzlichen oder tierischen Proteinen vorkommt, kann es zu einer Kreuzallergie kommen.
Andererseits sind manche Proteine im Tier- oder Pflanzenreich sehr weit verbreitet. Besitzt ein solches Protein die Fähigkeit, eine Allergie auszulösen, kann es ebenfalls für Kreuzallergien verantwortlich sein. Ein gut untersuchtes Beispiel ist das Protein mit dem Namen Profilin, das in sehr vielen verschiedenen Pflanzen vorkommt.

Besonders häufig treten solche Kreuzallergien auf, bei denen neben Pollen auch bestimmte Nahrungsmittel zu allergischen Beschwerden führen. Man spricht dann von pollenassoziierten Nahrungsmittelallergien. So vertragen z.B. zirka 60% aller Birkenpollenallergiker bestimmte Nahrungsmittel nicht.

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Übersicht über bekannte Kreuzallergien

Die Tabelle gibt eine Übersicht darüber. Wohlgemerkt: diese Kreuzallergien können auftreten, sie müssen es aber nicht!

Birkenpollen Pollen: Buche, Eiche, Erle, Esche, Hasel, Sellerie/ Beifuss
Nahrungsmittel: Haselnuss, Mandel, Apfel, Birne, Aprikose, Brombeere, Erdbeere, Himbeere, Litschi, Kirschen, Kiwi, Pfirsich, Quitte, Zwetschgen
Beifusspollen Pollen: Birke, Chrysantheme, Kamille, Löwenzahn, Sonnenblume, Traubenkraut (Ragweed)
Nahrungsmittel: Sellerie, Karotte, Kartoffel, Kiwi, Gurke, Tomate, Melone, Artischocke
Gewürze: Anis, Coriander, Curry, Estragon, Zimt, Ingwer, Kümmel, Muskatnuss, Paprika, Petersilie, Pfeffer, Wermut,
Sellerie Pollen: Birke, Beifuss
Nahrungsmittel: Karotte
Gewürze: Anis, Basilikum, Dill, Fenchel, Oregano, Kreuzkümmel, Koriander, Liebstöckel, Majoran, Thymian
Eschenpollen Pollen: Oliven, Flieder, Liguster, Forsythie
Gräserpollen Ruchgras, Wiesenlieschgras, Knäuelgras, Raygras
(-> Ananas)
Getreide: Roggen
Getreidepollen Dinkel, Gerste, Hafer, Hirse, Mais, Reis, Weizen
Gräserpollen: Weidelgras
Nahrungsmittel: Getreidemehl
Olivenpollen Ananas, Ascorbinsäure, Gräser, Liguster, Meerrettich
Nüsse Haselnuß (-> Roggenmehl), Cashew, Erdnuss, Mandeln, Mohn, Pistazien (-> Sonnenblumensamen), Sesam, Walnüsse, Kiwi
Hülsenfrüchte Erdnuss, Bohne, Linse, Sojabohne, Klee, Luzerne, Lupine, Lakritze, Johannisbrot, Gummi arabicum, Tamarinde, Tragant
Kiwi Pollen: Beifuss, Birke, Gräser
Nahrungsmittel: Ananas, Apfel, Karotte, Kartoffel, Roggenmehl, Weizenmehl
Sonstiges: Latex
Fische Aale, Flussbarsch, Kabeljau (-> Sarimi), Karpfen, Salm, Thunfisch, Seezunge/-scholle, Zahnbrasse
Cave: Hühnerei (-> Fischmehlfütterung)
Hühnerei Ente, Gans, Hühnerfleisch, Truthahn, Seemöwe, Papagei, Kanarienvogel, Taube, Wellensittich
Kuhmilch Rinderhaar, Rind-/Kalbfleisch
Schimmelpilze Candida (-> Saccharomyces), Aspergillus, Alternaria, Cladosporium, Epicoccum, Fusarium, Penicillium
Hausstaubmilbe Küchenschabe, Vorratsmilbe, rote Mückenlarve (Fischfutter), Schnecken, Flusskrebs, Garnelen, Hummer, Krabben, Muscheln, Shrimps
Latex Nahrungsmittel: Avocado, Banane (-> Wasser-
melone), Feige, Kartoffeln, Passionsfrucht, Sellerie, Kiwi, Kastanie, Tomate, Papaya, Pfirsich, Buch-
weizenmehl
Pollen: Beifuss, Traubenkraut (Ragweed), Wiesenlieschgras
Sonstiges: Ficus benjamina
Hymenoptera Biene (-> Hummel), Wespe (-> Hornisse)

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Veröffentlicht am 13. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
18. November 2017