Immunsystem „stärken“ oder besser: balancieren

Wie kann ich mein Immun­system stärken?

Gegenfrage: Sind Sie sicher, dass Sie das wirklich wollen? Und wissen Sie, was genau Sie stärken wollen? Sollen es mehr Abwehr­stoffe sein? Mehr Antikörper? Oder mehr Killer-T-Zellen? All diese unterschiedlichen Komponenten sind im Gleich­gewicht – und müssen das auch sein. Sie regulieren sich gegenseitig. Ist eine Komponente zu stark, schädigt das den Körper. Das Corona­virus zum Beispiel unterläuft das Immun­system, so dass dieses mehr entzündungs­fördernde Stoffe als nötig ausschüttet. Vielen Covid-19-Opfern wurde genau diese überschiessende Immun­reaktion zum Verhängnis.

Dennoch ist das Konzept der Stärkung des Immun­systems populär. Zu Beginn der Pandemie, von April bis Mai 2020, verzeichnete der Hashtag «#immuneboost» auf Instagram einen Anstieg von über 50 Prozent, wie kanadische Forscherinnen herausfanden.

Ein brasilianisch-britisches Forscher­team analysierte, welche Websites bei der Suche nach dem Schlagwort «boost immunity» aufploppten. Die meisten gaben Ernährungs­tipps oder bewarben Vitamine, Anti­oxidantien, Probiotika und Mineralien. Nur 12 Prozent erwähnten eine Impfung als Möglichkeit, das Immun­system zu stärken. Von Nahrungs­ergänzungs­mitteln wie Vitamin C und Selen halte ich eher nichts. Wir sind aufgrund unserer sozio­ökonomischen Situation in der Schweiz oder Deutschland, wo wir normal essen, nicht jeden Tag zu McDonald’s gehen und keinen Hunger leiden, nicht mangelernährt. Deshalb bringen die Hilfsmittel aus der Apotheke wahrscheinlich wenig, sie werden einfach wieder ausgeschieden.

Eine gezielte Stärkung des Immun­systems ist kaum möglich – ausser vielleicht über Impfungen. Da sind sich alle Expertinnen einig. Aber man kann einiges tun, um das Immun­system nicht zu schwächen oder in einem gesunden Zustand zu halten.

Die Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle, weil sie das Mikrobiom unseres Darms beeinflusst – also die Vielfalt und Zusammen­setzung an Bakterien in unserem Verdauungs­organ. Das Mikrobiom hat einen starken Einfluss auf das Immun­system. Es ist wie eine Schranke im Darm. Ein gesundes Mikrobiom hilft, diese Darm­schranke aufrechtzuerhalten. 
Ernähren wir uns aber zu einseitig, schaden wir dem Mikro­biom und die Schranke wird durchlässig. Dann gelangen Schad­stoffe in den Körper, und die Entzündungs­werte im Blut steigen an. Unser Immun­system wird «unspezifisch aktiviert». Es ist dauer­nervös, was viele Erkrankungen begünstigt. Nicht nur Infektions­krankheiten, sondern auch nicht übertragbare Krankheiten wie etwa Diabetes.

Was nun folgt, können Sie vielleicht langsam nicht mehr hören. Es ist deswegen aber nicht weniger wahr.

Es ist – nebst ausreichend Schlaf und, wie erwähnt, dem Kontakt zu Mikroben als Kind – eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit wenig Fleisch, wenig Salz, viel Gemüse und Ballast­stoffe, die eine vielfältige Darmflora erhält und damit ein entspanntes und schlag­kräftiges Immun­system.

Das Immun­system ist unglaublich komplex. Und das bringt Unsicherheit. In Momenten, in denen wir unsicher sind, entscheidet häufig unser Bauch­gefühl. Und das sagt: Was natürlich ist, ist gut.

Doch wenn es um Infektionen geht, ist das zu kurz gedacht. Infektionen machen uns nicht stärker, nur weil sie vermeintlich natürlich sind. Abgesehen davon, dass Grippe, Masern oder sogar Erkältungen in Jäger- und Sammler­gemeinschaften praktisch überhaupt nicht existierten, können uns Infektionen sogar langfristig schwächen. Wir müssen sie deshalb nicht mit Händen und Füssen vermeiden, aber wir müssen sie auch nicht provozieren. Nicht nur aus Selbst­schutz, sondern auch aus Solidarität zu unseren Mitmenschen.

7 Tipps, um das Immunsystem für den Herbst zu stärken

Salz ist „Gift“ für unser Immunsystem

Viel Salz führt nicht nur zu einem Blutdruckanstieg, sondern auch zu einer Entzündungsantwort (Stimulation proinflammatorischer TH17-Zellen). Durch Salz wird der Lactobacillus murinus in unserer Darmflora gehemmt. Diese Darmbakterien hemmen aber die Entwicklung dieser TH17-Zellen. Deshalb ist wenig Salz auch gut für unser Immunsystem.
(Nature.2017;551:585-9)

Was macht unser Immunsystem nun aus?

Die Immunologie versucht mit modernem technischen Gerät, die Komplexität der menschlichen Körperabwehr zu durchdringen. Mindestens 15 verschiedene Typen an Abwehrzellen haben wir, die sich über viele Dutzende Botenstoffe und rund 350 verschiedene Oberflächenmoleküle unterhalten, beziehungsweise in Aktion treten können. Die Immunabwehr ist die Grundlage unserer Gesundheit, doch kein Mediziner könne heute mit Hilfe einer Blutuntersuchung sagen: „Ihr Immunsystem funktioniert normal oder gar besonders gut und schützt sie sicher vor Infekten oder Krebs“. Niemand kann mit Hilfe klinischer Messwerte nachweisen, dass gewisse Nährstoffe oder Verhaltensweisen, dass Immunsystem „stärken“. Nur ein systembiologischer Ansatz, der möglichst viele Einflussfaktoren berücksichtigt, könnte hier weiterhelfen.

Das Immunsystem eines erwachsenen, 73 Kilogramm schweren Mannes besteht aus rund 1,8 Billionen Zellen. Das ist ein beträchtlicher Anteil an den Zellen des Körpers insgesamt: Dies sind insgesamt 36 Billionen Zellen (Studie aus Stanford). Rund fünf Prozent seiner Zellen wendet der Mensch also für seine innere Sicherheit auf. Zusammen wiegt die Armee der Immunzellen 1,2 Kilogramm.

Was heisst dann „Immunität“?

Immunität beziehungsweise der Grad des Immunschutzes kann unterschiedlich ausfallen. „Immunität“ kann bedeuten, dass sich ein Krankheitserreger gar nicht erst in den Schleimhäuten ansiedeln kann, sondern schon vor dem Eindringen in Körperzellen durch Abwehrstoffe blockiert wird. Fachleute sprechen hier von einer „kompletten Immunität“ oder „absoluten Unempfänglichkeit“. Ein Zustand, den man zum Beispiel beim Coronavirus wohl kaum erreichen kann. Immunschutz kann auch bedeuten, dass sich ein Krankheitserreger im Körper zwar ausbreitet, aber nicht so stark wie bei einer Person ohne Immunschutz, und die Person daher nicht schwer erkrankt – im Fachjargon heisst das dann „partielle Immunität“ oder „Teilimmunität“ – in der Corona-Pandemie ein Riesengewinn.

Was heisst das nun in Bezug auf Impfungen?

Impfen macht auch bei Covid-19 den Unterschied. Eine Impfung schützt zwar kaum vor einer Ansteckung. Im Vergleich zu ungeimpften Menschen erleiden aber Geimpfte sehr selten schwere Covid-19-Verläufe – und auch viel seltener einen Long-Covid-Verlauf!

Einschub:

Impfung gegen Krebs

Wie genau funktionieren Impfungen gegen Krebs?

Alle Impfungen wirken unter anderem auf die sogenannten T-Lymphozyten, kurz T-Zellen oder Killerzellen – also diejenigen Zellen unseres Immunsystems, die kranke Körperzellen gezielt zerstören können, sofern sie sie erkennen. Im Fall einer Viruserkrankung tun sie dies anhand von Virus-Antigenen, die infizierte Zellen an ihrer Oberfläche präsentieren. Auch Krebszellen haben an der Oberfläche Krebs-Antigene.
Solche Peptide oder Eiweiss-Stückchen spritzt man auch den Patienten als Impfstoff – in der Hoffnung, dass die Killerzellen dadurch aktiviert werden, sich vervielfältigen und im Körper ausschwärmen, um Krebszellen zu finden und zu zerstören.
 

Die Krebszellen und damit auch diese Krebs-Antigene sind doch bereits vor der Impfung im Körper, und die Killerzellen haben sie bis dahin offenbar nicht bekämpft. Was ändert sich durch die Impfung?

Im Unterschied zu einer akuten Viruserkrankung, bei der im ganzen Körper massenhaft Killerzellen auftreten, gibt es bei Krebs viel weniger. Krebs-Antigene sind meist weniger markant als beispielsweise Virus-Antigene. Das verbessert sich durch die Impfung, welche es erlaubt, dem Immunsystem Krebs-Antigene in grossen Mengen zu präsentieren.
 
Im menschlichen Körper bilden sich häufig einzelne Krebszellen, die dann vom Immunsystem erkannt und zerstört werden, ohne dass wir erkranken. Erst wenn das nicht mehr funktioniert, kann der Krebs wachsen und sich ausbreiten. Krebszellen haben dann oftmals gelernt, das Immunsystem zu umgehen und die T-Zellen zu stoppen, sodass die Immunantwort eben nicht wie gewohnt stattfinden kann.
T-Zellen verfügen an ihrer Oberfläche über Rezeptoren, sogenannte Checkpoints, die sie in ihrer Aktivität bremsen, sobald gewisse Moleküle daran binden. Wenn eine T-Zelle einer gesunden Körperzelle begegnet, signalisieren diese Rezeptoren: Alles in Ordnung, du kannst mich in Ruhe lassen. Leider benutzen Krebszellen die gleiche Strategie, und werden so fälschlicherweise auch in Ruhe gelassen.
Hier setzen die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren an. Die medikamentös verabreichten Antikörper blockieren die Checkpoints, und ohne diese Bremsen können die T-Zellen wieder angreifen und den Krebs bekämpfen. Ein erster solcher Antikörper wurde 2011 als Medikament gegen Schwarzen Hautkrebs zugelassen. Heute sind bereits über zehn solcher Antikörper im Einsatz, gegen verschiedene Krebsarten.
 

Was sind denn die häufigsten Nebenwirkungen von Immuntherapien gegen Krebs?

Das ist ein wichtiger Themenkreis. Die Organe, die empfindlich sind für Autoimmun-Reaktionen sind beispielsweise der Darm oder die Leber. Darmentzündung oder Hepatitis können Nebenwirkungen sein. Auch bei hormonproduzierenden Organen wie Hirnanhangsdrüse, Nebenniere, Schilddrüse, und weiteren kann es zu Entzündungen kommen, was hormonelle Störungen zur Folge haben kann. Auch Lunge, Haut und weitere Organe können sich entzünden.
 
Bei starken Autoimmun-Reaktionen muss man unter Umständen mit der Immuntherapie zurückfahren. Wenn Krebs-Impfungen die Nebenwirkungen von Immuntherapien verringern könnten, wäre das ein wichtiger Schritt.

Was tun für eine bessere Immunität?!

1.) Immunsystem-Training…

Ganz falsch ist die Annahme vom Immunsystem, das üben muss nicht. Aber sie hängt stark von individuellen Faktoren ab, gilt vor allem für Kinder und nur beschränkt für krankmachende, sondern vor allem für die sogenannt guten Bakterien und Viren, die auf und in uns leben.
Forscher der US-Universität Harvard wiesen 2017 in einer Studie im Fachmagazin «Science» beispielsweise nach, was eine Masernerkrankung mit der körpereigenen Abwehr macht. Das Masernvirus hat die unangenehme Fähigkeit, bei Erkrankten Antikörper gegen andere Infektionen aus dem Gedächtnis des Immunsystems zu löschen. Denn es befällt auch die Immunzellen.
 

Coronavirus lässt T-Zellen sterben

Bis zu 70 Prozent der Antikörper gegen Erreger wie Grippe, Herpes oder gewisse Bakterien konnte das Masernvirus in erkrankten Kindern ausradieren. Es führt zu einer eigentlichen «Immun-Amnesie» und in der Folge zu schlechterem Schutz vor anderen Erregern. Die Forscher schrieben deshalb: «Masern sind eine noch grössere Bedrohung, als wir bisher annahmen.»
Das Masernvirus ist nicht das einzige Virus, von dem solche Effekte bekannt sind. Auch bei Covid gibt es Hinweise, dass das Coronavirus Sars-CoV-2 T-Zellen sterben lässt, wie eine Studie des Unispitals Zürich zeigte. Und nicht nur die Effekte auf das Immunsystem dauern über die eigentliche Erkrankung hin an. Man weiss auch, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für neurologische Leiden nach einer durchgemachten Covid-Infektion steigt. Das hat mit den Entzündungen, die das Virus im Körper auslöst, und ihren Folgeschäden zu tun.
Kurz nach einem viralen Infekt ist das Immunsystem oftmals allgemein geschwächt. Deshalb kommt es beispielsweise nach einer Grippeerkrankung manchmal noch zu bakteriellen Infektionen, und die Patienten entwickeln eine Lungenentzündung.
 

Deshalb ist es in vielen Fällen keine gute Idee, sich als Erwachsener freiwillig Erregern auszusetzen.

Wie schnell sich das Immunsystem nach einer Infektion erholt, hängt von verschiedenen Faktoren und vor allem vom Alter des Erkrankten ab. Der Effekt kann Wochen bis Monate anhalten. Deshalb ist es in vielen Fällen keine gute Idee, sich als Erwachsener freiwillig Erregern auszusetzen.
 
Trotzdem ist Kontakt mit Viren und Bakterien für die körpereigene Abwehr wichtig, das gilt vor allem in den ersten Lebensjahren. Weil unser Immunsystem ein Gedächtnis hat und sich an Keime, gegen die es schon einmal gekämpft hat, erinnert, helfen diese T-Zellen (Gedächtniszellen) bei erneutem Kontakt.
 
In der Pandemie haben wir gelernt: Wenn bereits eine gewisse Abwehr vorhanden ist, sollten Krankheitsverläufe weniger schwer ausfallen. Auch von dieser Regel gibt es Ausnahmen. Beim Denguefieber, das von tropischen Stechmücken übertragen wird, verlaufen erneute Erkrankungen meist schwerer.
Einen ersten Kontakt mit einem Erreger, um Gedächtniszellen zu bilden, bieten auch Impfungen. Wie das Beispiel der Masern und von Covid zeigen, sind Impfstoffe in vielen Fällen der sicherere Weg als die Infektion. Doch es spielt auch eine Rolle, wie gut der Schutz ist, den die Impfung im Körper auslöst.
 

Kinder haben eine schnellere adaptive Immunantwort

Bei Masern ist der Schutz sehr gut. Weniger gut ist er bei der jährlichen Grippeimpfung, die auch nur ein halbes Jahr hält. Wer jedoch als junger Erwachsener eine Grippe durchgemacht hat, der kann Jahrzehnte von diesem Schutz zehren. Allerdings nur, wenn es sich um die gleiche Virusvariante handelt. Das Grippevirus verändert sich ständig. Auch die Variante des Influenzavirus, mit dem man als Kind erstmals zu tun hat, hinterlässt meist einen gewissen lebenslangen Schutz, zumindest vor schweren Verläufen.
Kinder haben eine schnellere adaptive Immunantwort, weshalb sie mit neuen Viren und Bakterien meist besser klarkommen als Erwachsene. Bei manchen Erregern wie beispielsweise den Windpocken ist es deshalb von Vorteil, wenn man sie als Kind durchmacht. Wer im Erwachsenenalter das erste Mal mit Windpocken in Kontakt kommt, erkrankt meist schwer, während die Infektion für Kinder in der Regel leicht verläuft.
 
Viele Diskussionen gab es in den letzten Jahren um die Zunahme von Allergien. Das Immunsystem kämpft bei Allergien gegen etwas, was es eigentlich nicht bekämpfen müsste. In diesem Zusammenhang kam die sogenannte Hygiene-Theorie auf: Unser Immunsystem sei unterbeschäftigt, heisst es, weil wir in der westlichen Welt heute viel weniger mit Keimen in Kontakt kommen als während eines grossen Teils unserer Evolution. Und deshalb wären Infektionen im Kindesalter von Vorteil.
Das jedoch ist ein Missverständnis, wie die amerikanische Medizinprofessorin Lisa Iannattone kürzlich in einem Twitter-Thread erklärte. Die Hygiene-Theorie müsste eigentlich Biodiversitäts-Theorie heissen. Einen Schutz vor Allergien bietet im Kindesalter nicht der Kontakt mit krankmachenden Keimen. Kinder sollten viel mehr mit möglichst vielen guten Bakterien zu tun haben, die in unserem Mikrobenzoo, dem Mikrobiom, auf der Haut und im Darm leben (siehe unten „mehr Dreck!“).
(Quellen: Alexandra Bröhm, Wissenschaftsjournalistin in Tagesanzeiger & Dr. Lisa Iannattone, @lisa_iannattone)

2.) Löcher stopfen!

Löcher, in denen wir (und speziell unser Immunsystem) Energie verlieren und schlussendlich für seine Kernaufgaben (Entzündungshemmung, Infektionsabwehr, Krebsverhinderung) keine Kapazität mehr haben.

„Gesund leben“ stärkt unser Immunsystem!

Das Immunsystem wird durch einen Riesenhaufen von Faktoren gestärkt oder geschwächt. In meinem Fragebogen zur Überprüfung unseres Gesundheitsverhaltens finden Sie die Wesentlichsten dieser Punkte, bei denen Sie viel Energie gewinnen oder verlieren können.

  • Zuallererst und am allerwichtigsten – auch momentan gegen den Coronavirus: 2 enorm starke Aufrufe! die man jetzt, sofort in Angriff nehmen kann:
  • Weiter: Studien zeigen etwas, was wir ja schon lange wissen: Sex stärkt unser Immunsystem . (u.a. New Scientist, Vol. 162, No. 2182 (1999), S. 6)
  • Regelmässiges Meditieren ebenfalls: siehe hier auf meiner Website >>> www.dr-walser.ch/entspannung/
  • Ausreichend Schlaf, d.h. etwa 7 bis 9 Stunden!
  • Singen fördert die Produktion von Immunglobulinen. Das sind Abwehrstoffe, die vor Viren und anderen Keimen schützen. Forscher massen in der Mundschleimhaut von Chorsängern höhere Werte nach dem Singen als davor.
  • Damit zusammenhängend, sollte man im eigenen Leben und in seinen Tätigkeiten einen Sinn sehen: walserblog.ch/2021/07/04/sinn-im-leben/walserblog.ch/2021/07/04/sinn-im-leben/
  • Lebendigsein hilft dabei enorm: walserblog.ch/2015/04/10/lebendigsein/
  • Fokus auf das „Geschenk in der Krise“: Hierz fällt mir der Witz von dem Bauern ein, der Masern hat und den Landarzt fragt, was er nun tun solle. Worauf der Arzt antwortet: «Seien Sie glücklich. Denn wenn Sie nicht glücklich sind, werden Sie auch Masern haben!»
  • Bewegung – mässig, aber regelmässig – mit kurzen, mehrmals täglichen Intensivteilen (10 bis 20 Sekunden Treppe raufrennen, kurz sprinten – auch auf der Stelle daheim oder im Büro)! Schon zweimal wöchentlich 90 Minuten Laufen (gemächlich – wirkt besser als leistungsbetont schnell!) plus eine wöchentliche „Trainingseinheit“ in Eigenregie  – 12 Monate lang durchgeführt, ergab ein enorme Immunmodulation (Studie des Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt/Main bei Crohnpatienten). Als einfache Regel  („Rhythmus“) gilt auch hier „3in3″: im Minimum 3 Stunden Bewegung wöchentlich, verteilt auf mindestens 3mal! – nicht intensiv und langdauernd, sondern kurz und mässig, aber regelmässig. Wandern oder Spazieren ist optimal. Dies scheint bei diversen Dingen die beste Prophylaxe oder Therapie zu sein (so auch u.a. zur Prophylaxe des Prostatakrebs z.B.).
  • Alltäglichen Rhythmen wieder beachten! Nur wenn wir im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf jene Erholungspausen einhalten, die uns biologisch vorgeschrieben sind, kann unser Organismus seine Funktionen wie beim Resetting eines Computers immer wieder synchronisieren und Abweichungen vom Sollzustand (bis zu krebsartigem Ausflippen von Organzellen mit Abwehrvorgängen des Immunsystems) ausgleichen. Ignorieren wir diese Bedürfnisse, ist die Gefahr gross, dass diese Abweichungen immer grösser werden, und damit unser Organismus immer mehr die Fähigkeit verliert, von selbst in seine Ordnung und Ruhe zurückzufinden. Unsere vorgegebenen biologischen Rhythmen scheinen auch tagsüber 90 Minuten lang zu sein (wie die 90 Minuten Tiefschlafphasen nachts): 70 Minuten Aktivität, dann 20 Minuten Ruhe und Erholung. Mein Vorschlag: Alle 70 Minuten tagsüber ein paar Minuten Pause geniessen und ruhig, tief atmen, einen warmen Tee trinken – und wie ein Kind aus dem Fenster staunen… So stellen Sie ihren inneren Rhythmus wieder von der Hamsterrad- zurück in die heilsame Ruhe-Frequenz und stärken so immens Ihr Immunsystem. Lesen Sie dazu auch meinen Blog und die Entspannungs- und Meditationsseite!
  • Männer tut es sehr gut, regelmässig ihr Blut zu spenden und damit ihre Eisenreserven etwas abzubauen (was die Frauen sowieso mit ihren Periodenblutungen tun). Man hat gesehen, dass hohe Eisenwerte Immunvorgänge behindern und Infektionen eher begünstigen. Menschen mit chronischen Infektionen, wie AIDS, zeigen enorm hohe Eisenspeicher. Unter diesem Aspekt ist auch ein leichter Eisenmangel in der Schwangerschaft wohl ein „Infektionsschutz“.
    Und Frauen: möglichst wenig (unnötiges) Eisen einnehmen (Tabletten oder Infusionen – bei heute häufig viel zu hoch angesetzten „Grenzwerten“!).

3.) Immunmodulation

Beim Immunsystem geht es meist nicht um „schwach“ oder „stark“, sondern um ein gesundes oder krankes Immunsystem. Ein krankes Immunsystem kann auch dadurch gekennzeichnet sein, dass es zu aktiv ist.
„Modulation“ meint, unser Immunsystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dies ist nun auch sehr wichtig für ein Immunsystem, das zu überschiessenden Antworten neigt, also zu Allergien, Autoimmunstörungen (wie Diabetes, Psoriasis, MS, Rheumatoide Arthritis, M.Bechterew, M.Crohn, Colitis ulcerosa, usw…). Es ist also ebenso wenig gesund wie ein inaktives, schwaches Immunsystem.

  • KEINE Nahrungsergänzungsmittel! Die ganze Pflanze, ob Frucht oder Gemüse ist immer gesünder (und kann von unserem Organismus besser abgebaut werden), als nur ein Teil davon, der in unserem Körper meist selber sofort zum Radikal wird!
  • Die Polyphenole (unter ihnen auch die Flavonoide, OPC (Oligomere Proanthocyanidine) wie Resveratrol,…) aus unserer Nahrung sind hochwirksame Antioxidantien, also Stoffe, die die schnelle Oxydation von sog. Radikalen verhindern. Radikale nehmen wir auch über unser Essen oder auch durch die (verschmutzte) Luft auf (Rauchen!). So wird unser Immunsystem von der Verarbeitung oder Bekämpfung dieser Radikale entlastet. Polyphenole sind also eigentliche „Radikalfänger“. Sie sind vor allem in Bitterstoffen enthalten: bittere Olivenöle (enthalten mehr davon als die eleganten, feinen Extra-Vergine Olivenöle!), bitteres Obst und Gemüse, schwarze Schokoloade…
    Achtung: Resveratrol ist ein typisches „Hochstaplermolekül„!
  • Rapsöl, Olivenöl oder vor allem Leinöl: Leinöl besteht zur Hälfte aus gesunden Omega-3-Fettsäuren. Dies ist viel mehr als bei fettem Fisch oder Rapsöl. Ein halber Esslöffel Leinöl deckt bereits den täglichen Bedarf an diesen Fettsäuren. Sie sind gut fürs Herz und bessern Rheuma-Beschwerden. Allerdings ist Leinöl auch sehr empfindlich. Man sollte es nur kalt geniessen und eine geöffnete Flasche in drei Monaten verbrauchen. Sonst wird das Öl ranzig.
  • Kakao (bittere schwarze – am besten 70% – Schokolade!)
  • Kaffee: ohne Milch!
    Je mehr Milch, desto geringer die antioxidative Wirkung des Kaffees. Selbst mit nur einem Schuss Milch im Kaffee reduziert man die gesundheitsfördernde Wirkung um beinahe die Hälfte!
    Auch die Autophagie -Wirkung des Kaffees wird vermindert.
    Beides wird übrigens durch pflanzlich hergestellte Milchalternativen weniger beeinträchtigt.
  • Äpfel (bittere Sorten enthalten mehr als die süsslichen: z.B. Boscoop – und dabei sehr viel in der Apfelhaut!)
  • Grünteeviele Bitterstoffe erst nach 5 bis 7 Minuten ziehen lassen, nicht siedend heisses Wasser (nur 80 Grad), Bio-Qualität…
  • Allgemein kann man sagen, dass diese Immunsystem-unterstützenden Stoffe auch in allem Obst und Gemüse vorkommen – und dabei ist es wieder von Vorteil auf Bio-Qualität, aber auch auf Mehrfarbigkeit zu achten!
  • Ein Konsum von antioxidativ wirksamen Vitaminen und Mineralstoffen, wie Beta-Carotin, Vitamin A oder E wirken aber gegensätzlich und steigern die Mortalität! Also auch hier gemäss Paracelsus:
    Die ganze Pflanze ist immer besser als ein Einzelteil davon!
  • Natürlich auch weniger Radikale, d.h. aggressive Stoffe aus der Umwelt aufnehmen: Rauchen (dabei wird unser Immunsystem mit mindestens 5000 Radikalen bombardiert!), Ozon und Feinstaub meiden (also auch keine Paraffin-Kerzen, sondern solche aus Pflanzenstearinen oder Bienenwachs) – keine Pestizide, E-Stoffe, künstliche Farben in der Nahrung meiden (Bio!)!
  • WENIG FLEISCH ESSEN – v.a. wenig rotes!
    Pflegen Sie auch auf Ihre (reiche und gute) Darmflora!  jene rund 100 Billionen Bakterien, die mit uns leben. Was heisst dies konkret?! Normalerweise leben die Vertreter der Darmflora (Mikrobiom) einträchtig mit ihrem Wirt. Sie verdauen für uns Giftstoffe und komplexe Kohlenhydrate, mit denen menschliche Enzyme nicht umgehen können. Und sie wehren auch Infektionen krank machender Viren und Bakterien ab.
    Nun wird zum Beispiel das Carnitin im roten Fleisch (Rind, Schwein oder Lamm) von den Darmbakterien zu Trimethylamin verdaut, das dann in der Leber zu Trimethylamin-N-Oxid (TMAO) umgewandelt wird. Carnitin verstärkt u.a. auch die schädliche Wirkung vom Cholesterin. Dies löst eine Kette von Ereignissen aus, die letztlich zu einer Arteriosklerose (Versteifung der Arterien) führt und damit auch zum Herzinfarkt, Hirnschlag,…! Es hat sich nun gezeigt, dass ein Vegetarier sogar ein Steak essen könnte und dass sich dann die (ideale) Zusammensetzung seiner Darmbakterien diesen TMAO-Spiegel nicht erhöhen lassen! Vegetarische Ernährung ergibt also eine fürs Immunsystem und für unsere Blutgefässe optimale Darmflora!
    Ein zusätzlicher Faktor beim Fleisch ist auch der Antibiotika-Gebrauch beim Tier, welches dann mit Antibiotika-Spuren im Fleisch auf unserem Teller endet. Die Qualität des Fleisches (Weidefleisch!) unserer Nahrung ist also für unser Mikrobiom ebenfalls enorm wichtig!
  • Viel Fett im Essen lässt auch die Darmflora verarmen: Menschen, die wenig Fett und mehr Früchte und Gemüse – und auch Vollkornprodukte essen, haben eine reichere Darmbesiedlung.
  • Auch die Qualität der Pflanzen spielt für die Darmflora eine Rolle: Bei Biologischem Obst und Gemüse fehlen die Chemikalien (Herbizide, Insektizide – Glyphosphat!) die u.a. unsere Darmflora direkt schädigen!
  • Wenig Salz! Viel Salz führt nicht nur zu einem, Blutdruckanstieg, sondern auch zu einer Entzündungsantwort (Stimulation proinflammatorischer TH17-Zellen). Durch Salz wird der Lactobacillus murinus in unserer Darmflora gehemmt. Diese Darmbakterien hemmen aber die Entwicklung dieser TH17-Zellen. (Nature.2017;551:585-9)
  • Probiotisch wirksame Substanzen (sehr reichlich im ausgezeichneten Sauerkraut vorhanden, das den in Functional Food beworbenen Milchsäurebakterien in gewissen Joghurts klar vorzuziehen ist!) bereichern auch unsere Darmflora.

    Mein Supertipp: Als Synbiotika die kombinierte Anwendung von Probiotikum und einem für das Probiotikum als „Nahrung“ dienendes spezifisches Präbiotikum :
    Bifidus-Natur-Joghurt mit einem geraffelten Apfel!
    Dies konsequent täglich über einen grossen Zeitraum nehmen.

  • MEHR DRECK! Auch Kaiserschnittkinder und solche, die Flaschennahrung (anstatt Muttermilch) erhielten, haben weniger Bakterienvielfalt im Darm. Hingegen verbessert ein Hund im Haushalt die Darmflora des Säuglings. Sicher ist dies auch ein weiterer Grund gegen zuviel Antibiotikatherapie, vor allem im Kleinkindesalter.
    Ältere Menschen sollten nicht zu viel daheim rumsitzen, sondern etwas rausgehen und „sich schmutzig machen“. Je weniger neue äussere Reize auf uns einprasseln, desto mehr verschiebt sich unser Immunsystem in Richtung „erworbene Immunantwort“, was meist die unpräzise, schwache Antwort (auf einen neuen Keim, wie Covid-19) ist!
  • >>> mehr dazu lesen Sie auf meiner Extraseite zur Darmflora hier: www.dr-walser.ch/darmflora/!
  • Wiederholtes kurzfristiges Fasten (nur 16 bis 72 Stunden lang – z.B. jede Woche einen ganzen Tag – oder intermittierend 4 bis 7 Tage pro Woche: „16:8“ oder Intervallfasten) führt zu „zellulärem Selbstmord“ von Mikroben (Bakterien, Viren), ja sogar Krebszellen! In neueren Studien findet man dabei, dass wiederholtes kürzeres Fasten effektiver und praktikabler ist als langfristiges. Das Fasten löst eine Art zellulären Stress aus. Bei gesunden Zellen führt dies zu Reaktionen, die gegen Schäden durch Sauerstoffradikale schützen. Solche Moleküle entstehen bei Hunger vermehrt. (Ihre Produktion wird aber auch durch viele Chemotherapeutika (Medikamente gegen Krebs) angeregt und gilt als Hauptursache von deren starken Nebenwirkungen. 24 bis 72 Stunden Kurzfasten vor der Chemotherapie bereitet normale Körperzellen offenbar gut auf hohe Konzentrationen von Sauerstoffradikalen vor. Sie sind deshalb eher in der Lage, sich gegen die aggressiven Moleküle zu wehren. Mikroben und Krebszellen hingegen sind kaum fähig, diese Schutzmechanismen anzuschieben. Sie stellen sogar selber zusätzlich noch reichlich aggressive Moleküle her. Das führt dann dazu, dass sie letztlich „zellulären Selbstmord“ begehen und damit auch das Immunsystem entlasten, bzw. stärken!
    Diese Autophagie wird auch durch Spermidine angeregt, die wir durch Weintrauben, Nüsse, Hülsenfrüchte (auch Soja), Pilze und gereiften Käse wie Parmesan oder Alpkäse aufnehmen.
  • Vitamine und Mineralstoffe nie synthetisiert und losgelöst von der ganzen Pflanze zu sich nehmen!
    Auch antioxydativ wirkende Vitamine und Mineralstoffe hindern gefährliche Substanzen (z.B. Nitrate, etc.), die wir täglich aufnehmen, daran, Radikale zu werden, d.h. immunschwächend zu wirken. Es sind dies die u.a. Vitamine A, E und C, sowie Selen, Zink, Mangan, Kupfer und auch Eisen. Man sollte diese nicht synthetisiert einzeln oder in käuflichen Multivitaminbomben aufnehmen, sondern im natürlichen Komplex (mit allen sekundären Pflanzenstoffen, die man wiederum zum eigenen Abbau dieser Vitamine benötigt!). In einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung sind obige Vitamine und Spurenelemente meist schon genügend vorhanden. Auch in natürlichen antioxydativ wirkenden Regelkreisläufen, wie im Fischöl (Extrakt aus fettigen Meerfischen), das in Kapselform erhältlich ist (u.a. Omega-3 fatty acids in inflammation and autoimmune diseases; Artemis P, Simopoulos J.; J Am Coll Nutr 2002 (Dec); 21: 495-505; http://www.jacn.org/cgi/content/full/21/6/495)
  • Wer keinen Alkohol trinkt, hilft seinem Immunsystem. Das gilt zum Beispiel für die weissen Blutkörperchen, die eindringende Krankheitserreger bekämpfen und Botenstoffe ausschütten, um weitere Zellen des Immunsystems zu aktivieren. Alkohol hemmt diesen Prozess gleich an mehreren Stellen (BMC Immunology: Pruett & Fan, 2009). So werden zum Beispiel weniger Botenstoffe ausgeschüttet, während gleichzeitig die Zahl der sogenannten Monozyten sinkt, die zu den weissen Blutkörperchen gehören und sich in Makrophagen, sogenannte Fresszellen, verwandeln.
    Häufiger und übermässiger Alkoholkonsum hat darüber hinaus offenbar negative Effekte auf die Darmbakterien – was ebenfalls Folgen für das Immunsystem haben kann. Regelmässiger Alkoholkonsum kann die Zusammensetzung der Darmflora verändern und dadurch die Darmbarriere schwächen. Bakterien könnten dann aus dem Darm ins Blut gelangen, wo das Immunsystem auf sie reagiert. Dadurch werde das Immunsystem kontinuierlich stimuliert. Ausserdem schüttet der Körper Entzündungsbotenstoffe aus. Das kann andere Organe schädigen und letztendlich auch zu einer Immunschwäche führen, weil sich der Körper nicht leisten kann, das Immunsystem ständig hochzuregulieren. Deshalb sind Menschen, die dauerhaft und in einer schädlichen Menge Alkohol konsumieren, anfälliger für Infektionen (Alcohol Research: Sarkar et al., 2015).
    Wer auf Alkohol verzichtet, lässt also die körpereigenen Abwehrkräfte ungestört arbeiten. Und auch bei Menschen, die durch regelmässigen Alkoholkonsum ein bereits beeinträchtigtes Immunsystem haben, führt Abstinenz immer zu einer Verbesserung.

4.) Zur Immunmodulation gehört auch die „Terrainstärkung“:

  • Ein sehr interessanter Ansatz zur Terrainstärkung wurde bereits in mehreren Studien untersucht (Summers RW et al., Am J Gastroenterol 2003; 98: 2034-2041 und Marcovitch H. Can worms treat Crohn’s disease? BMJ 2005;330:330): Menschen mit chronischen Darminfektionen wurden Wurmeier verfuttert (Schweinepeitschenwurm-Trichuris suis – jeweils 2500 intakte Eier als Einzeldosis. Der für den Menschen apathogene Schweine-Peitschenwurm wird nach 8 bis 10 Tagen wieder ausgeschieden.). Die daraus resultierende Darminfektion (die ja bei unserem „sterilen“ Trinkwasser und Essen kaum mehr vorkommen und von der Schulmedizin seit Jahrzehnten radikal bekämpft werden) bindet soviel Abwehrkraft des Immunsystems, dass gleich auch die bestehende Colitis (Crohn oder ulcerosa) „weggefegt“ wurde und geheilt war! Die These geht dahin, dass wir seit Jahrtausenden Würmer und Parasiten im Darm hatten und unser Immunsystem damit beschäftigt war. Seit mehr als 50 Jahren fehlen diese Parasiten und das Abwehrsystem hat nun überschiessende Kräfte und richtet diese auch mal gegen den eigenen Körper (und bildet z.B. Crohn und Colitis ulcerosa). Der Effekt ist zwar temporär, aber die Therapie wiederholbar. Der Vorschlag der Studienleiter waren den auch eine Wiederholung mit 2500 Eier alle drei Wochen, welches ebenso wenig Nebenwirkungen zeigte wie eine Einzeldosis. Es hat sich nun sogar gezeigt, dass diese Wurmeier-Therapie auch allgemein zu einer massiven Immunmodulation führte. Krankheiten, die z.B. mit einer Autoimmunstörung einhergehen, werden dadurch gebessert: Allergien, chronische Rheumatologische Geschehen, etc…
    Die Firma Ovamed hat in Schleswig-Holstein einen Antrag auf Herstellungserlaubnis für Kapseln mit Eiern eingereicht. Das als Rezeptur-Arzneimittel geplante Präparat ist aber noch nicht verkehrsfähig, kann aber bereits gekauft werden (www.ovamed.de).
  • Eine sehr effektive Methode, um die immunkompetenten Zellen und Strukturen im Körper zu stärken, ist die sog. „Visualisierung„, das Bildlichmachen der eigenen Abwehrkräfte (und auch der medizinischen Mittel, die eingesetzt werden) in Phantasie und in Zeichnungen als aggressiv und mächtig (z.B. als Haie oder Barrakudas) im Gegensatz zu den schwachen, schwammigen Krebszellen (z.B. als Fischfutter imaginiert), die bekämpft und gefressen werden. Mit Kindern kann man auch gängige Computerspiele mit diesem Hintergrund spielen und sie dann diese Situation auch zeichnen lassen.
  • Terrainstärkung ist auch die „Schulung“ des Immunsystems durch die Hypo- oder Desensibilisierung beim Pollen-, Hausstaub- oder Insektengiftallergien! Eine sehr effektive Methode zur Immunmodulation. Auch das „Durchleben“ von (schwachen) Kinderkrankheiten und vielleicht auch die Impfungen gehören hierhin.

  • Günstiger und wahrscheinlich wirkungsvoller als all die tollen Mittelchen zur Infektionsprophylaxe in den Apotheken und Drogerien ist höchst wahrscheinlich eine Mundspülung. Fünf Minuten mit einer Kochsalzlösung gurgeln reduziert signifikant grippale Infekte und wirkt wahrscheinlich auch gegen Sars-CoV-2. Wir wissen, dass die Coronaviren mehrere Stunden brauchen, um die Schleimhaut zu durchdringen. Wenn wir in dieser Zeit durch Gurgeln die Viruslast im Rachen reduzieren, dann bringt das wahrscheinlich mehr als Vitamin D oder C, Echinacea, etc. Das zu prüfen, wäre sicher mal eine Studie wert.

5.) reine (unspezifische) Immunstärkung

Achtung! Sollte – wie oben unter „Immunmodulation“ beschrieben – nicht bei einem Immunsystem, das bereits überschiessend oder übertrieben reagiert (also nie bei Allergien oder Autoimmunstörungen) angewendet werden!

  • Einige Pflanzen steigern unspezifisch die Wirkung des Immunsystems: z.B. der rote Sonnenhut = Echinacea, Padma 28® (ein tibetisches Pflanzengemisch) oder auch die Vitamine A, E und C, sowie Selen, Zink, Mangan und Kupfer. Man sollte diese nicht synthetisiert einzeln oder in käuflichen Multivitaminbomben aufnehmen, sondern im natürlichen Komplex (mit allen sekundären Pflanzenstoffen, die man wiederum zum eigenen Abbau dieser Vitamine benötigt!). In einer ausgewogenen, vollwertigen Ernährung sind obige Vitamine und Spurenelemente meist schon genügend vorhanden. Auch in natürlichen antioxidativ wirkenden Regelkreisläufen, wie im Fischöl (Extrakt aus fettigen Meerfischen), das in Kapselform erhältlich ist. Diese Mittel müssen natürlich täglich über einen grossen Zeitraum genommen werden.

6.) Enzündungsneigung verringern

Pathologische Aktivierung des Immunsystems macht chronische Entzündungen und kann (unter vielem anderen) eine Dauermüdigkeit verursachen!

Hinter einer permanenten Energielosigkeit und Chronischen Müdigkeit könnte nicht etwa ein Mangel an Wille, Ideen oder Interesse stecken – sondern:
unser Immunsystem!
Dies berichten Forscher um Michael Treadway von der Emory University. Sie konzentrierten sich auf die Auswirkungen von leichten, aber chronischen Entzündungsprozessen. Solche treten beispielsweise bei anhaltendem Stress, bei chronischen Schlafstörungen, Chronische Schmerzkrankheit, Übergewicht, Metabolischem Syndrom und Dysbiose, einem Ungleichgewicht der Darmflora auf. Dies auch bei Hypertonie oder Arterienverkalkung:

Entzündungsneigung als zentraler Mechanismus

Bekannt ist, dass im Rahmen des Bluthochdrucks in den Blutgefässen des Körpers eine Entzündungsreaktion auftritt, so dass der Schlüssel einer erfolgreichen Behandlung des Bluthochdrucks möglicherweise in der Abschwächung dieser Entzündungsreaktion liegt. „Seit einiger Zeit geht man davon aus, dass auch die durch Bluthochdruck geförderte Gefässverkalkung (Atherosklerose) nichts anderes als eine chronisch voranschreitende Entzündung des Gefässbettes ist.”(Quelle: Uni Mainz)

Die Entzündungsparameter im Blut (CRP, Interleukin-5, Kortisol) sind zum Beispiel bei Patienten mit einem Metabolischen Syndrom erhöht. Dies führt zur Rekrutierung von Immunzellen. Diese Gesamtentzündung wird heute als mitverantwortliche Ursache der Insulinresistenz, des Fehlens von Insulinsekretion wie auch der Arteriosklerose gesehen.
Weitere Faktoren, die zur Entzündung beitragen können, sind zum Beispiel die Hypoxie (Mangel an Sauerstoff), welche durch die rasche Zunahme von Fettzellen mit inadäquater Zunahme der Blutgefässe im Fettgewebe entstehen kann.
Dieser Zusammenhang von Immunsystem und Stoffwechsel (auch Immun-Metabolismus genannt) beschreibt Jacques Philippe eindrücklich im Schweiz Med Forum 2018 (aber auch die Ernüchterung einer antientzündlichen, medikamentösen Therapie dagegen).

Auch der Darmflora wird eine grosse Rolle zugesprochen. Die Darmwand ist bei Patienten mit Übergewicht und Diabetes weniger dicht: dadurch können bakterielle Wandprodukte, sogenannte Lipopolysaccharide, sie besser durchdringen und Entzündungen in verschiedenen Geweben verstärken. Die Zusammensetzung der Darmflora scheint dabei eine wesentliche Rolle zu spielen! Mehr zum Diabetes als Entzündung!

Therapieansätze bei Entzündungsaktivierung

Diese habe ich in meinem Blogbeitrag über die Neuroinflammation bereits besprochen. Sie können auch bei der Chronischen Müdigkeit so übernommen werden:

Veröffentlicht am 15. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
13. September 2024

Vitamine & Spurenelemente

Das Gesamte einer Pflanze ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Befolge deshalb den Rat der Grossmutter:
Iss mehrmals täglich Früchte und Gemüse!

Viel hilft in der Medizin nicht immer viel. Dies gilt auch für Vitamine, denen seit Jahrzehnten der unverwüstliche Ruf anhaftet, gesundheitlich unbedenklich und gleichermassen Allheilmittel, Fitmacher und wichtige Bausteine einer gesunden Ernährung zu sein. Weil viele Menschen besorgt sind, dass sie mit der Nahrung nicht genug der vitalen Substanzen aufnehmen, schlucken sie zusätzlich Vitaminpräparate. Manche Ärzte verabreichen Vitamine sogar in sogenannten Aufbauspritzen.
Diverse Wissenschaftler haben aber dieser Vitamin-Euphorie heftige Dämpfer verpasst:
Klares Resultat von grossen medizinischen Studien: Künstliche Vitaminpräparate oder „Antioxydantien“ richten mehr Schaden an als sie gut tun. Experten warnen vor der immer noch weit verbreiteten Vorstellung, solche künstlichen Vitaminpräparate wären prinzipiell unschädlich und es sei unbedenklich, sie in hohen Dosen einzunehmen um Krebs (z.B. Antioxidantien hier unten oder Beta-Karotin und Krebs im New England Journal of Medicine 334) oder Herzerkrankungen (siehe Vit.E und Herz hier) vorzubeugen – so kennt man mittlerweile Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Lähmungen, Schwäche, Magenschmerzen, Leberstörungen, Gelbsucht, Juckreiz, Schlafstörungen, Reizbarkeit oder schwere Nervenschädigungen.
Überdosierungen von künstlichem Vitamin C führen zu Durchfall, Magenblutungen, Eisenüberladung und Nierensteinen.
Unerwünschte Nebenwirkungen und Überdosierungen treten auch besonders bei den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K auf. Zu viel Vitamin A kann Kopfschmerzen, Benommenheit und Schläfrigkeit auslösen. Es kann in der Schwangerschaft Missbildungen beim Kind verursachen. Zu viel Vitamin D kann zu starkem Durst, Kopfschmerzen, Knochenschmerzen, Sturzneigung und hohem Blutdruck führen.

  • Ein weit verbreiteter Irrtum ist auch, dass man sich mit zusätzlicher Einnahme von Vitamin C gegen Erkältungskrankheiten oder Grippe schützen könne. Dem ist, auch wenn uns die Werbung das gerne weismachen möchte, nicht so (siehe mehr darüber hier!).
  • Männer, die zuviel Multivitamin-Präparate einnehmen, haben ein bis zu 30% erhöhtes Risiko für die tödliche Form von Prostatakrebs.
  • Den heftigsten Dämpfer kommt nun aus der Universität Kopenhagen (JAMA 2007;297: 842-57, Goran Bjelakovic et al.): Die regelmässige Einnahme antioxidativer Vitaminzusatzpräparate verkürzen offenbar sogar das Leben! Die Forscher schliessen aus dieser Studie, dass Beta-Karotin, Vitamin A und Vitamin E die Mortalität steigern, bezüglich Selen und Vitamin C werden weitere Studien empfohlen.

Vitamine werden auch, kaum in unserem Körper verstoffwechselt, selbst zu Radikale und müssen (teils mühsam) abgebaut werden. Man vermutet bei regelmässiger Einnahme deshalb ein Mangel an Abbaustoffen. Genau diese Abbaustoffe finden sich aber als sog. sekundäre Pflanzenstoffe in der ganzen Pflanze. Dort hat man also immer auch beides: die Vitamine/Mineralstoffe UND deren Abbauhilfen! Falls Sie also unbedingt irgendwelche Vitamine schlucken wollen, essen Sie immer gleichzeitig auch die vollen Pflanzen oder tierischen Produkte, in denen diese Vitamine natürlicherweise enthalten sind. Sie haben so automatisch keine Probleme beim Abbau derselben.

Ausnahmen von der Regel:

Bei wenigen Personengruppen sind Vitamin- und Mineralsalzpräparate sinnvoll:

    • Vegetarier, die auch Milchprodukte und Eier meiden (Veganer) benötigen häufig Vitamin B12, ev. auch Kalzium (?). Dies wird besonders für Säuglinge von Müttern, welche bereits mehr als 5 Jahre Veganerinnen sind, in der Stillzeit gefährlich. Es kann beim Kind dabei nach etwa 4 bis 8 Monaten zu schweren neurologischen Entwicklungsstörungen kommen.
      Auch eine Blutarmut/Eisenmangel (Anämie) muss ausgeschlossen werden (Müdigkeit, Haarausfall, Restless-Legs-Syndrom,…).
      Für einen Eisenmangel muss aber das Ferritin unter 30 µg/l sein.
    • Vitamin B12-Bestimmung ist nur sinnvoll bei Makrozytose (sieht die Hausärzt*in im Blutbild), Glossitis (rote, brennende Zunge), Polyneuropathie, Malnutrition (Mangelernährung), Status nach bariatrischen Eingriffen (Magenoperationen bei massivem Übergewicht), Metformin-Langzeittherapie! …und nicht in einem allgemeinen „Laborcheck“, nicht bei Müdigkeit, Depression oder kognitiven Einschränkungen!
    • Während und vor der Schwangerschaft wird häufig zusätzliches Eisen und Folsäure (Folsäure und spina bifida siehe hier!) benötigt.
    • Stark menstruierende Frauen leiden gelegentlich an einem Eisenmangel, da sie mit dem Blut auch Eisen verlieren (v.a. auch noch in Kombination mit vegetarischer Ernährung!).
    • Alkoholsüchtige haben gelegentlich zu wenig Vitamine B 1, B2, B6 C, Folsäure, Niacin sowie Magnesiumsalze; allerdings ist es blosse Symptombekämpfung, wenn man alkoholkranken Menschen Vitamine verabreicht.
    • Ausserdem müssen bei seltenen schweren Magen-Darm-Krankheiten mit Verwertungsstörungen Vitamine und Mineralsalze zusätzlich eingenommen werden.
    • Nanging=Missbrauch von N2O (Stickstoffoxid) als „recreational inhalant“ (z.B. kapselweise aus einer Schlagrahmbombe – Kisag) führt zu irreversibler Oxidation des Vitamins B12, zu B12-Mangel und entsprechender Myeloneuropathie vorwiegend der Hinterstränge (Parästhesien=Kribbeln, Einschlafen an Füssen und Händen, Verstopfung, Urininkontinenz). (Ng J, Frith R. nanging. Case report. Lancet 2002;360:384)
    • Medikamente und Rauchen:
      Rauchen kann wie auch Aspirin und ähnliche Medikamente zu Vitamin C- Mangel führen. Medikamente gegen Epilepsie zu Vitamin D, B12, K und Folsäure-Mangel. Die Antibabypille zu B6, Folsäure, C und B12-Mangel, Metformin senkt das Vitamin B12, Protonenpumpenhemmer (Magensäurehemmer) senken neben dem Calcium auch das Vitamin B12.
    • In den ersten vier Tagen einer Virusinfektion (Erkältung, Grippe, …), also in der Zeit der Virenvermehrung (Virämie) reduziert täglich ein Gramm Vitamin C (plus zusätzlich alle 2 bis 3 Stunden 15mg Zink) die Schwere und die Dauer der Erkrankung.
    • Alte Leute (in Pflegeheimen?) benötigen häufig Vitamin D  (ob  mit Kalzium ist umstritten!).
    • Medikamente gegen Reflux, sog. Protonenpumpenblocker (PPI) interferieren mit der Magnesium-Resorption im Dickdarm. Eine Hypomagnesiämie wird vor allem bei hochdosiertem Einsatz, unter Komedikation mit Diuretika, bei Langzeittherapie und bei älteren Patientinnen und Patienten beobachtet.
      Diuretika erhöhen die renale Mg-Ausscheidung, Thiazide mehr als Schleifendiuretika, akzentuiert unter Kombination beider Wirkstoffklassen. Kaliumsparende Diuretika wirken hingegen protektiv, ebenso Natrium-Glukose-Kotransporter-2-(SGLT2-)Inhibitoren.
      Antibiotika, Colchicin und Laxativa (Diarrhoe), platinumhaltige Chemotherapeutika und Amphotericin B sind weitere Beispiele für Medikamente, die eine Hypomagnesiämie bewirken können.

  • Vitamin D:
    Dies ist seit Jahren nun das Hype-Vitamin Nummer 1! Man spricht in Fachkreisen auch schon von einem „Luxus-Placebo“
    Heute liest man häufig, dass viele Leute einen Vitamin-D-Mangel hätten, da auf konsequenten Sonnenschutz geachtet wird und das Vitamin D durch Sonnenlichtbestrahlung unserer Haut entsteht.
    Es gibt aber keine Einigkeit zu den Referenzwerten, schon gar nicht international. Die USA kennen beispielsweise keine Empfehlung wie die Schweiz. Ein „Mangel“ darf sicher erst für 25(OH)D3-Werte unter 30 nmol/l angenommen werden! Die Besonderheit beim Vitamin D ist die jahreszeitliche Schwankung (Ende Winter am tiefsten). Bei allen anderen Blutparametern ist das nicht so. Dadurch definieren wir etwas als krank, das physiologisch offensichtlich keine Bedeutung hat.
    Das Vitamin D benötigen wir vor allem für einen guten Knochenbau (aber selbst dies ist umstritten), aber meist nicht mehr als 800 IE täglich.
    Vor allem Personen ab 60 Jahren sollten 800 IE pro Tag aufnehmen (über Sonnenlicht auf der nackten Haut oder über fetten Fisch (jedoch zweimal täglich nötig!).
    Ich bin aber überzeugt, dass Vitamin D spätestens in zehn Jahren genauso erledigt sein wird wie alle Vitamine davor. Wissenschaftlich gesehen ist es im Grunde bereits jetzt so weit. Was soll denn nach den erfolglosen Studien mit Zehntausenden Patienten noch kommen?
  • Vitamin B6: Achtung!
    Vitamin B6 kann eine Neuropathie auslösen. Die australische Gesundheitsbehörde vermeldet 2022 einige Fälle von Neuropathie durch Vitamin B6-Präparate, die gegen „Nervenschwäche“ genommen werden. In zwei Drittel der Fälle schluckten Patienten weniger als 50 Milligramm pro Tag. Fachleute hatten geglaubt, dass Nebenwirkungen erst bei zehnfacher Dosis auftreten würden.

Vitamine beim Abmagern:

Während einer strengen, langandauernden Abmagerungskur mit weniger als 1000 Kalorien Nährwert pro Tag sind ab der zweiten bis dritten Woche zusätzliche Vitamine und Ballaststoffe manchmal günstig. Solche extremen Diäten dürfen aber nicht ohne ärztliche Kontrolle durchgeführt werden.
Da während der Abmagerungskur vor allem die Vitamine B 1, B6, C, D, Folsäure Niacin knapp werden können, sollte ein Vitaminpräparat diese Vitamine in ausreichender Menge enthalten. Von Vitamin A legt der Körper genügend grosse Vorräte an, so dass sie auch durch eine Fastenkur nicht aufgezehrt werden.

Natürliche Vitamin-Quellen

Anstatt künstliche Vitaminpräparate zu schlucken, raten Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftler, sich diese einfach auf natürliche Weise zu besorgen, da in frischen Früchten und Gemüse schätzungsweise mehrere tausend sog. bioaktive Substanzen oder sekundäre Pflanzenstoffe bei Heilungsprozessen als hochwirksame Medikamente beteiligt sind:

Vitamin

ist enthalten
in folgenden

Nahrungsmitteln:
A

——–

Aal, Camembert, Grünkohl, Hühnerei, Milch, Karotten, Spinat, Thunfisch, Kakifrüchte, Leber
Beta-Carotin (Provitamin A)

——-

Grünkohl, Karotten, Leber, Spinat, Sanddorn, Orangen
D (Calciferol)

——–

Sonnenlicht auf Haut!
Fetter Fisch (Wildlachs mehr als Zuchtlachs, Thunfisch, Hering, …) – wenig in Joghurt, Milch, Sahne
E (Tocopherol)

——–

Weizenkeimöl, Nüsse, Feldsalat, Grünkohl, Haselnüsse, Margarine, Distelöl, Rapsöl, Sojaöl, Walnüsse
Folsäure

——–

Rosenkohl,Erdbeeren, Brokkoli; weitere Quellen: Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Weizenkeime, Vollkornprodukte, Leber, Eigelb, Tomate, Nüsse, Sojabohnen, Spargel, Fenchel, Fleisch, Kartoffeln, Milchprodukte, Orangen, Spinat, Gurken, Orangen, Erdbeeren, Trauben
C (Ascorbinsäure)

——–

Paprika, Orangensaft oder Orangen, Acerolakirschensaft, Johannisbeeren, Sanddornsaft, Papaya, Kiwis; weitere Quellen: sehr hoher Gehalt in Hagebutten (1250 mg/100 g), Sanddorn (450 mg/100 g), Brennnessel (300 mg/100 g), Paprika (120 mg/100 g), Broccoli (115 mg/100 g) und Rosenkohl (112 mg/100 g), hoher Gehalt in Zitrone, Tomaten, Grünkohl, Blumenkohl, Kartoffeln, Grapefruit, Sauerkirsche, Limetten, Apfel; Ananas, Apfelsinen, Blumenkohl, Broccoli, Erdbeeren, Fenchel, Grünkohl, Melone, Sauerkraut, Spinat, Stachelbeeren, Tomaten
H (Biotin)

——–

Kalbsleber, Sojabohnen; weitere Quellen: Milch, Haferflocken, Nüsse, Champignons, Hülsenfrüchte, Spinat
K (Phyllochinon)

——–

Haferflocken, Hühnerfleisch, Sauerkraut, Kohl, Schweineleber, Spinat, Tomaten
B1 (Thiamin, Aneurin)

——–

Sojabohnen, Hühnerbrust, Haferflocken, Haselnüsse, Hefe, Linsen, Milch, unpolierter Reis, Schweinefleisch, -leber und -niere, Vollkornbrot, Weizenkeime
B2 (Riboflavin)

——–

Milch oder Champignons; weitere Quellen: Käse, Getreide, Geflügel, Fisch, Sanddornsaft, rote Beete, Orange, Grapefruit, Spinat, Banane, Birne
B3 (Niacin, Nikotinsäure)

——–

Hühnerbrust, Lachs, Champignons; weitere Quellen: Vollkornbrot, Erdnüsse, Erbsen, Grüne Bohnen, Sojabohnen
B5 (Pantothensäure)

——–

Steinpilze oder Leber; weitere Quellen: Blumenkohl und Brokkoli, Seefisch, Pute, Milch, Kalbfleisch, Naturreis, Haferflocken
B6 (Pyridoxin)

——–

Weizenkeime, Lachs, Banane; weitere Quellen: Kirschen, Orangen, rote Beete, Kartoffeln, Vollkornprodukte, Soja, Fleisch und Fisch, Naturreis, Avocado
B12 (Cobalamin)

——–

Rinderfilet, Seelachs, Camembert; weitere Quellen: Milch, Eier, Quark, Sanddornsaft, Hering, Leber, Sauerkraut, Schweinefleisch
Antioxidantien (Polyphenole)

——–

Grüntee, Fischöl (fette Meerfische v.a.), schwarze Schokolade (70% oder mehr Kakao-Anteil), Nüsse

Folsäure in der Schwangerschaft (Spina bifida):

Diese Missbildung „Spina bifida“, ein Neuralrohrdefekt (und wird deshalb auch «offener Rücken» genannt) ist tragisch. Betroffene Kinder leiden an Lähmungen und anderen körperlichen Behinderungen.
Die USA hatten im Jahre 2005 auf 100’000 Lebendgeburten rund 18 Neugeborenen mit Spina bifida und 11 mit Anenzephalie (keine Ausbildung des Hirns). Der Konsum von täglich 0,4 bis 0,8 mg Folsäure reduzierte diese Frequenz auf ein Neuntel!
Die optimale Substitution beginnt 1 Monat vor der Zeugung und dauert 2 – 3 Monate.
Die Empfehlung ist also: Alle Frauen, die ein Kind planen oder im gebärfähigen Alter sind, sollten täglich 0,4 bis 0,8 mg Folsäure konsumieren.
Das ist eine klare Grad-A-Empfehlung – ohne Einschränkung (Ann Intern Med. 2009;150:626-31/632-9).

Schädliche sogenannte „Vitalstoffe“

Antioxidantien gelten als gesund – ein Irrtum, wie immer mehr Studien zeigen:
Antioxidantien sollten nicht zum Schutz vor Lungenkrebs genommen werden, mahnen schwedische Forscher. Solche Stoffe könnten möglicherweise das Fortschreiten von Krebsvorstufen und das Wachstum bestehender Tumoren fördern, vermuten die Mediziner um Martin Bergo von der Universität Göteborg nach einer Studie an Mäusen und menschlichen Krebszellen. Ihre Resultate stellen sie in der Fachzeitschrift «Science Translational Medicine» vor.
Antioxidantien wie etwa Vitamine gelten gemeinhin als gesund – unter anderem, weil sie verhindern sollen, dass reaktive Sauerstoffspezies (ROS, Reactive Oxygen Species) oder andere freie Radikale die DNA durch oxidativen Stress schädigen. Daher gelten diese Stoffe oft als Schutz vor Krebs. Gesichert ist diese Wirkung allerdings nicht. Vielmehr lieferten Studien Hinweise darauf, dass manche Antioxidantien das Fortschreiten von Krebs sogar fördern könnten.

Schutzsystem ausser Kraft

Die schwedischen Mediziner untersuchten nun den Effekt von Antioxidantien an Mäusen mit Lungenkrebs, der durch bestimmte, beim Menschen gängige Genveränderungen verursacht war. Dazu mischten sie den Tieren Vitamin E oder N-Acetylcystein (NAC) ins Futter. Beide Stoffe regten das Krebswachstum an. «Die Daten zeigen, dass Tumorzellen schneller wuchern, wenn oxidativer Stress unterdrückt wird», schreiben die Forscher. Möglicherweise werde ein körpereigenes Schutzsystem herabreguliert, wenn reaktive Sauerstoffspezies durch NAC oder Vitamin E unterdrückt würden, vermuten sie.
«Die Studie an Mäusen ist ein Hinweis, dass die ungünstige Wirkung der Antioxidantien auch für Menschen zutreffen könnte – nicht mehr und nicht weniger», sagt Tobias Dick vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Da ROS ein Sammelbegriff für Sauerstoffspezies mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften sei, sei die verallgemeinernde Interpretation der schwedischen Autoren nicht zwingend. Allerdings sei sie durchaus plausibel und decke sich auch mit Hinweisen aus epidemiologischen Studien.  (Quelle: http://tagi.ch/29797843)

Vorsicht: Selen

Chinesische Ärzte haben schon um das Jahr 1960 in fünf Dörfern der Provinz Hubei klare Selen-Vergiftungssymptome beschrieben. Im am schlimmsten betroffenen Dorf litten über 80 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner an einer ungewöhnlichen Erkrankung. Ihre Haare brachen ab und fielen aus, ihre Kopfhaut juckte, die nachwachsenden Haare waren farb- und glanzlos. Die Kranken verloren ihre Nägel, sie litten an Hautausschlägen und in schweren Fällen kam es sogar zu Lähmungen. Im Jahr 1983 berichtete das «American Journal of Clinical Nutrition» darüber. Der Grund für das Leiden war stark selenhaltige Kohle zum Heizen. Der Rauch gelangte auch in den Boden. Über Getreide und Pflanzen vergifteten sich die Menschen so mit Selen.
(Vorsicht, Selen!)

Wie sinnvoll sind Laboruntersuchungen?

Der Nutzen von Blutuntersuchungen für die Abklärung einer Mangelernährung ist laut Prof. Dr. med. Philipp Schütz, Präsident der Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), sehr umstritten, mit wenig klinischen Studien, die hier tatsächlich einen Benefit zeigen und entsprechend wenig klaren Empfehlungen. Generell gilt, dass Blutentnahmen jeweils sehr individuell gemacht werden sollten. Zum Beispiel bei einem Patienten oder einer Patientin mit einer Anämie ist es sinnvoll, Eisen (Ferritin), Vitamin B12 und Folsäure zu bestimmen und allenfalls gezielt zu substituieren. Auch sollte bei Personen mit einem einseitigen Ernährungsverhalten (zum Beispiel bei Veganerinnen und Veganern) und gleichzeitig erhöhtem Bedarf (zum Beispiel bei Jugendlichen oder in der Schwangerschaft) gezielt nach Nährstoffdefiziten geschaut werden. Der Vitamin-D-Mangel ist laut Philipp Schütz bei Menschen in Pflegeheimen oder mit einer Mangelernährung stark verbreitet, sodass eine Supplementierung auch ohne Messung des Blutspiegels ihm zufolge eine deutlich kostengünstigere Strategie darstellt, als die Werte vorab zu bestimmen. Zudem seien die Vitamin-D-Spiegel stark saisonal bedingt fluktuierend und teuer.

Zum Weiterlesen:

Zudem sollte jeder, der „auf Vitamine und Zusatznahrung/Supplemente/Mineralstoffe schwört“ (und vielleicht die Schulmedizin primär mal ablehnt, da zu technisch…) bei sich genau hinsehen, ob er dem häufigen Denkfehler von uns modernen Menschen aufsitzt, dass „Natürliches sowieso gut – und besser als alles Wissenschaftlich-Technische ist“:  walserblog.ch/2021/12/10/alles-natuerliche-ist-gut/

aus der Sonntagszeitung vom 12.05.2019 (Copyright dankend überlassen)

Veröffentlicht am 06. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
24. April 2023