Erkältung / Grippe

Vorbeugung/Prophylaxe

  • Die beste Vorbeugung einer Erkältung oder der Grippe ist neben der Impfung frei sein von Nikotininhalationen und das Meiden von hustenden Menschenansammlungen. Nach dieser Covid-Pandemie  sollte es auch bei uns, neben vielem Händewaschen, zur Gewohnheit werden, dass man/frau in der ÖV und in den Einkaufsläden in den kalten Jahreszeiten eine Maske trägt – am besten dann gleich eine hochwirksame FFP-2! Und dies vor allem, falls man selbst Erkältungssymptome aufweist! Auch Husten und Niesen in den Ellbogen (nicht in die Hand!)…
    und überhaupt der liebevolle, genüssliche Rückzug in die Wintersaison. Wenn wir schon auf den Winterschlaf verzichten müssen, heisst das nicht, dass wir gerade in dieser Zeit nicht etwas zurücklehnen können. Würden wir uns dies als ganze Gesellschaft etwas mehr gestatten, wären vielleicht Winterdepressionen, die lange sich hinziehenden Müdigkeitsphasen, Erschöpfungszustände, das übertriebene ultimative Ferienbedürfnis seltener.
    Ein Schlafmangel erhöht das Erkältungsrisiko: Weniger als 7 Stunden Schlaf pro Nacht erhöht gemäss Studien das Risiko auf das Dreifache verglichen mit 8 Stunden oder mehr Schlaf (Archives of Internal Medecine, Carnegie Mellon University Pittsburg.2008).

Hierzu Anregungen im Blog und in „Entspannung“!

  • Eine wirksame Vorbeugung gegen häufige Erkältungen ist auch ein Reinigen der Zunge bis weit nach hinten in den Rachen jeweils mit dem Zähneputzen (der gute Mundgeruch ist auch gleich garantiert!). Dort sitzt ein grosses Erreger-Reservoir, aus dem jeweils auch wieder Infektionen entstehen.

Bei akuter Entzündung der oberen Luftwege und Nasennebenhöhlen kann man/frau auf Antibiotika oft, auf Röntgen oder CT meist verzichten! (siehe auch „Choosing wisely!“)

Allgemeines zur Behandlung

  • Durch Zink 12.5 bis 15 mg alle 2 bis 3 Stunden (Beginn innert 24 Std.! während der ganzen Zeit mit Symptomen – nicht länger als 7 Tage!) kann, falls frühzeitig eingesetzt, die Viruserkrankung etwa um 3 1/2 Tage abkürzen (von 8 auf 4.5 Tage, den Husten von 6 auf 3 Tage und die Schnupfensymptome von 6 auf 4 Tage!).
    Studien dazu hier unten >>>
  • Echinacea-Tropfen in den ersten vier Tagen der Erkältung alle 2 Stunden 10 (Kinder 5) Tr. pro Tag. Zur Vorbeugung jeweils in den den Monaten mit R (September bis April): intervallmässig vier Tage je einmal 20 Tropfen, dann drei Tage Pause (z.B. Freitag bis Sonntag) einnehmen.
  • Vitamin C (Prophylaxe wohl ein Mythos! Aber wenn bereits erkältet: 500 bis 1000 Milligramm täglich.)
  • Geben Sie Kindern unter 4 Jahren nie „Mittel gegen Erkältung“, d.h. Medikamente! Sondern Folgendes! (siehe auch „Choosing wisely!“)
  • Trinken Sie soviel wie möglich! (Hagebutten- und Lindenblütentee, Fruchtsäfte, Sanddorn, vier Gläser Holundersaft täglich)
    Heisse Suppen sind grundsätzlich gut bei Erkältungen. Sie sind leicht und belasten den Körper nicht. Der Dampf befeuchtet die Schleimhäute und bringt eine verstopfte Nase zum Laufen. Gibt man Chili dazu, wird dieser Effekt noch verstärkt.
    Alt bewährt ist die Hühnersuppe:
    1 Poulet oder Suppenhuhn
    200 g Knollensellerie
    3 Rüebli, ev. auch noch Lauch
    3 Knoblauchzehen
    1 ½ Zwiebeln
    1 Bund Peterli
    5 Nägeli
    Pfeffer, frisch gemahlen: 1 gehäufter Teelöffel
    2 Lorbeerblätter
    Kümmel, 1 gestrichener Teelöffel
    Chili und Salz, Bouillon nach Belieben
    Zusätzlich eventuell ein wenig Weisswein, eine ½ Zitrone oder ein bisschen Ingwer.
    Waschen Sie das Poulet kalt ab und legen es in eine grosse Pfanne. Schneiden Sie den Knollensellerie und die Rüebli in Stücke. Stecken Sie in die halbe Zwiebel 5 Nägeli. Geben Sie dies und die übrigen Zutaten in eine grosse Pfanne. Bedecken Sie das Ganze mit Wasser. Aufkochen und eine Minute sprudelnd kochen lassen. Danach die Suppe 2 ½ bis 4 Stunden leicht köcheln lassen. Am Ende die Pouletknochen und Fettaugen abschöpfen – diese Menge reicht für 3 bis 4 Tage (Kann als Fond für andere Suppen bis 10 Tage im Kühlschrank aufbewahrt werden.).
  • Was essen?
    Bei jedem Krankheitszustand empfehlen sich leichte, fettarme Speisen. Neben heissen Suppen (siehe oben) und falls der Geschmack nicht aneckt, sind Salate mit Zwiebel, Knoblauch, Essig, und Olivenöl abwehrsteigernd. Auch Milchreis mit viel Zimt lässt an gute alte Kinderzeiten zurückdenken, Zimt hat eine wunderbare desinfizierende Wirkung. Curry-Liebhaber liegen auch damit richtig.
  • Dampfinhalationen
  • Regelmässige Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung reinigen die Nase und die Nasennebenhöhlen vom Schleim und verhindern Komplikationen: genaue Anwendungserläuterungen hier: www.dr-walser.ch/schnupfen/
  • Ein bis zwei Tage Bettruhe und gleichmässige Wärme wirken Wunder, der Körper kann so leichter selbst mit der Erkältung fertig werden.
  • Bei kreislaufstabilen Menschen, die kein Fieber haben: Eine abendliche Schwitzkur: trinken Sie eins bis zwei Liter schweisstreibenden Tee, zum Beispiel aus Holunder- oder Lindenblüten. oder heissen verdünnten Holundersaft. Ein anschliessendes heisses Bad kann die Wirkung noch unterstützen. Dann geht’s dick eingepackt ins Bett! nach etwa zwei Stunden Wäsche und, falls nötig, Bettzeug wechseln, den Körper mit einem Frottiertuch trockenreiben. Trinken Sie noch etwas und legen Sie sich dann sofort wieder ins Bett.
  • Kontaktlinsenträger sollten vorsorglich auf die Brille zurückgreifen. Denn mit der Infektion verändert sich häufig auch die Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Der Tränenfilm wird dünner und die Augen somit trockener. Die zusätzliche Belastung durch Kontaktlinsen reizt dann die Bindehaut, die Augen werden rot und der Fremdkörper im Auge juckt und kratzt. Zudem verlieren vor allem weiche Kontaktlinsen Flüssigkeit und rehydrieren nicht mehr schnell genug. Die trockene Luft in beheizten Räumen in der kalten Jahreszeit verschärft das Problem noch weiter.

Bäder

  • Fichtennadel- oder Heublumenbad
  • Aufsteigendes Bad: Das Bad dauert ungefähr 1 Std. Sie beginnen mit einer Anfangswärme in Fieberhöhe (oder 37,6 Grad, falls kein Fieber), dann steigern Sie innerhalb der ersten Viertelstunde auf 38,5, anschliessend langsam auf 39 Grad. Ohne Abtrocknen ins Bett, 1 Std. nachschwitzen; nachher mit lauwarmem Wasser oder Essigwasser abwaschen und abtrocknen.

Achtung: Bei Kreislaufschwierigkeiten, z.B. Neigung zu Blutdruckabfall, soll jemand in der Nähe sein, oder Sie machen nur ein aufsteigendes Fussbad.

Halsentzündung

    • Seidenschal
    • Gurgeln: Salbeitee mit 2 Tr. Glycerin oder Calendula-Tinktur: 1 Tr. auf ein halbes Glas Wasser oder Zitronenwasser 1:3
    • Wickel: Heisser Kartoffelwickel
      Zwiebelpäckchen um den Hals legen, mit Schal befestigen; Heilerde oder AION-A mit kaltgepresstem Olivenöl 8 Std. über Nacht aufgelegt lassen;
      Quark (falls kühl lindert)
    • Für Erwachsene: «Grappa latte con miele»: Milch (2/3) erhitzen, mit Grappa (1/3) aufwerten, versüssen mit möglichst viel Honig, nachher mit entspannender Lektüre ins Bett.
    • Kauen von Ingwer-Scheibchen oder Raspeln mit den Zähnen an einer Ingwerwurzel
    • Grossmutters Apfelessig -Trick: 1 Teil Apfel- oder Balsamico-Essig, 2 Teelöffel Honig, 4-5 Teile warmes Wasser, dann gut umrühren. Anfänglich stündlich Gurgeln und Wasser ausspucken. Bei der letzten Gurgelportion jedoch 2 Schlücke des verdünnten süssen Essigs trinken . Nur so können die unteren Teile der Speiseröhre erreicht werden.
    • Von Lutschtabletten, Emser-Patillen, Isländisch-Moos-Patillen, Blackcurrent- oder Cassispastillen oder Dallmann-Salbeipastillen ausgenommen, rate ich vollständig ab. Sie zerstören mehr, als sie nützen.

Angina (Tonsillen- oder Mandelentzündungen)

    • Therapien wie oben unter Halsentzündung.
    • Die Mandeln täglich mit dem Zeigefinger leicht massieren. Anfangs löst dies schnell Brechreiz aus. Dann kurz aufhören und danach weiter massieren. Mit der Zeit gibt es keinen Brechreiz mehr. Bei immer wiederkehrenden Anginen am besten Mandeln jeden Tag für einige Sekunden weitermassieren.
    • Bei Fieber, fehlendem Husten, vordere geschwollenen Halslymphknoten und sichtbare Beläge auf den Mandeln muss man eine Bakterieninfektionen annehmen und unbedingt einen Abstrich vom Hausarzt machen lassen (Penicillintherapie bei Streptokokken Gruppe A).

Husten

  • «Husten Sie zärtlich»: Wenn man einfach drauflos hustet, prallen die Wände der Bronchien aufeinander. Das führt zu kleinsten Verletzungen und damit zu neuem Husten. Ich empfehle, mit aufgeblasenen Backen in die Faust zu husten. Das schafft Luftpolster in den Atemwegen und verhindert so Verletzungen.
  • Atemübungen
  • Inhalieren mit Zusatz von Thymian mit Lavendel und/oder Salbei. (Wegen Verbrennungsgefahr Kinder beaufsichtigen!)
    Alternative: Thymianessenzen in Heissluftverdampfer
  • Massage: Die obere Rückenpartie beklopfen (besonders zwischen den Schulterblättern)
  • Tee:
    Thymiantee, Schlüsselblumentee, Holunderblütentee;
    Teemischung aus Salbeiblättern, Huflattichblüten und Spitzwegerichblättern, zu gleichen Teilen, aufgiessen und so heiss wie möglich trinken (evt. mit Zitrone und Honig)
  • Holundersaft
  • Heisse Honigmilch
  • Wickel:
    Meerrettich oder Priessnitzwickel
    Für kleine Kinder: Auflage mit roher Schafwolle
    Bienenwachs-, Leinsamen- oder Kartoffelwickel

Zäher Schleim
Haferstrohtee, isländisch Moos (Pastillen oder Tabletten), Honig

Hatten die Grossmütter recht?

In Vorbereitung auf die kältere Jahreszeit findet eine Metaanalyse/systematische Review, dass Honig sowohl die Hustendauer als auch die Hustenintensität bei oberen Atemwegsinfekten reduziert.
14 kontrollierte, randomisierte Studien konnten ausgewertet werden, 9 davon bei Kindern. Die verwendeten Honigmittel (reiner Honig, dominante pflanzliche Herkunft des Honigs, Honig enthaltende Präparate) waren heterogen [1].
Angesichts der seltenen Nebenwirkungen sei methodisch nicht zu streng geurteilt. Zu hoffen, dass eine gut propagierte Honigverschreibung durch die Ärztinnen und Ärzte die Angehörigen/Patient(inn)en überzeugt, dass kein – bei dieser Krankheit sowieso fast nie indiziertes – Antibiotikum verschrieben werden muss. Eine Analyse der Cochrane-Datenbasis ist zu vergleichbaren Schlussfolgerungen gekommen [2].
1 BMI Evid Based Med. 2020, dx.doi.org/10.1136/bmjebm-2020-111336.
2 Cochrane Database Syst Rev. 2014, doi.org/10.1002/14651858.CD007094.pub4.

Fieber

Allgemeines
Fieber ist eine Abwehrmassnahme des eigenen Körpers und soll nicht unterdrückt werden.
Bettruhe!
Achten Sie auf ausreichendes Trinken (Bouillon wegen Salzverlust bei Schwitzen) sowie auf guten Stuhlgang (ev. Einlauf).
Lindenblüten- oder Holunderblütentee wirken schweisstreibend und damit fiebersenkend.

Essigwickel
Nur anlegen, wenn Füsse und Beine warm sind.
Auf 1 l kaltes Wasser ca. 3 Essl. Speiseessig geben, 2 Tücher darin nässen, um Füsse und Waden legen, Socken darüberziehen; wechseln, wenn die Tücher warm sind oder spätestens nach zehn Minuten. Legen Sie nach 3-4 Anwendungen eine Pause ein und wiederholen Sie nur, wenn das Fieber wieder steigt.

Priessnitzwickel
Absteigendes Bad
Erst wenn das Fieber in den letzten 3 Std. konstant hoch war und obige Massnahmen ungenügend linderten:
Die Badewassertemperatur soll ein Grad unter der gemessenen Darmtemperatur liegen. Dann lassen Sie während 10 Min. langsam kaltes Wasser zulaufen bis zu einer Temperatur von 32 Grad; Gesamtbadezeit 25 Min. Bei Unbehagen oder bei Gänsehaut mit dem Bad aufhören!

Absteigendes Fussbad
Zur Fiebersenkung bei Kleinkindern können Sie ein Fuss- oder Wadenbad im Lavabo mit abfallenden Temperaturen anwenden. Massieren Sie während der Badedauer Füsschen und Beinchen leicht.

Bei drohenden Fieberkrämpfen:
Mit Fingernagel Punkt zwischen Nase und Oberlippe drücken (im Übergang vom oberen zum mittleren Drittel zwischen Nase und Lippe).
Bitte nehmen Sie sofort mit Ihrer medizinischen Vertrauensperson Kontakt auf!

Ohrenschmerzen

    • Zwiebelwickel (warm oder kalt) oder kalter Quarkwickel hinter und unter das Ohr auflegen.
    • 1 Tr. Zitronensaft (zimmerwarm) ins Ohr tropfen. Dies jedoch bitte nur, wenn Sie sicher sind, dass das Trommelfell heil ist!
    • Bei Ohrenweh sollte man nicht auf Federkissen schlafen. Liegt man mit dem kranken Ohr darauf, kann es stark erwärmen und sich noch mehr entzünden. Besser ist ein Kissen mit Füllung aus Wolle, Hirse oder Synthetik.

Schnupfen

Fliessen lassen, nicht mit abschwellenden Tropfen unterdrücken!

    • Zwiebelringe in Kopfnähe legen oder aufhängen
    • Regelmässige Nasenspülungen mit physiologischer Kochsalzlösung reinigen nicht nur die Nase und die Nasennebenhöhlen vom Schleim, sondern verhindern auch Komplikationen: genaue Anwendungserläuterungen hier: www.dr-walser.ch/schnupfen/
    • Inhalation: mit Thymian
    • Wenn es wirklich nötig ist, können Sie bei trockenen Nasenschleimhäuten Mandelöl oder Vaseline mit einem Wattestäbchen auftragen.

Stirn- und Kieferhöhlenentzündung

Behandlung wie bei Schnupfen. Nach der Nasenspülung inhalieren Sie mit Salbei und/oder Thymian

Wickel

    • Leinsamenwickel: warme Päckchen auf Stirn, Nasenwurzel und Wangen auflegen
    • Quarkwickel: wenn Kälte bessert

Links zur Grippe:

Wo wütet die Krankheit?
Welche Länder sollten Sie besser meiden, weil dort die Grippe besonders stark wütet? Ein Blick auf FluNet, eine Homepage der Weltgesundheitsorganisation, hilft Ihnen weiter. Sie können sich die Grippeaktivität in verschiedenen Gebieten und über unterschiedliche Zeiträume anzeigen lassen. Über die aktuelle Situation in der Schweiz informieren Sie sich über Sentinella, das Schweizer Grippeüberwachungssystem.
Was ist eine Grippe?
Eine Grippe ist eine akut auftretende, fieberhafte, durch Viren hervorgerufene schwere Infektionskrankheit. Auf dem unabhängigen Medizinportal Onmeda ist die Krankheit nicht nur definiert: In einer für Laien verständlichen Form werden Infektionsweg, Symptome, Diagnose, aber auch die Wirkungsweise von Medikamenten erklärt.

Studien zur Zinktherapie:
Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 2, Art.N. CD001364 (2011) – Hulisz D., Efficacy of zinc against common cold viruses: an overview, J Am Pharm Assoc, 2004 Sep-Oct;44(5):594-603) (Prasad AS, Fitzgerald JT, Bao B, Beck FW, Chandrasekar PH, Duration of symptoms and plasma cytokine levels in patients with the common cold treated with zinc acetate. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial, Ann Intern Med 2000 Aug 15;133(4):245-52)
Systematisches Review und Metaanalyse von Doppelblindstudien (2012)

Weiterlesen:
Long Covid
Long Colds


Schönes Buch über Hausmitteli:
Karin Berndl und Nici Hofer: „Zwiebelwickel, Essigsocken & Co.“, Eden Books

Veröffentlicht am 17. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
05. Januar 2024

Chronischer Schnupfen – chronisch verstopfte Nase

Was ist normal?

Wie viele „Erkältungen“ oder Schnupfen sind eigentlich noch normal? Man muss wissen, dass Kinder unter 3 Jahren mit geringem Ansteckungsrisiko (Einzelkind, wenig Kontakte) bis 3 bis 4 Infekte pro Halbjahr normalerweise haben. Kinder unter 3 Jahren mit hohem Ansteckungsrisiko (viele Geschwister, Hortkinder) sogar bis 6-8 Infekte! Dann Kindergartenkinder ebenfalls bis 6-8 virale, bzw. 3 bis 4 bakterielle Infekte und Schulkinder und Erwachsene bis 3-4 Infekte pro Halbjahr.

Allergie?

Zuerst wäre mal abzuklären, ob nicht eine Allergie gegen Hausstaub, Hausstaubmilben, Tierhaare, Nahrungsmittel, Schimmelpilze, Bakterien, Pollen, etc. dahinterstecken könnte. Ein therapeutischer Versuch mit Antihistaminika (Histamin ist ein Entzündungsstoff, der bei Allergien vermehrt auftritt) mittels Nasenspray kann einen diagnostischen Hinweis geben. Hautteste schaffen dann Klarheit.
30 bis 50% der Leute mit allergischer Rhinitis entwickeln auch ein allergisches Asthma. Das Asthma muss also auch mitbehandelt werden.
Menschen mit allergischem Schnupfen leiden häufig zusätzlich an einer sogenannten „nasalen Hyperreaktivität“. Dabei kann die Nase auch extrem auf andere Reize wie Rauch, kalte Luft, Gerüche oder auch körperliche Aktivität reagieren.
Es sollte eine staub- und milbenarme Umgebung erreicht werden: Vollständiges Rauchverbot und Reduktion von Staubfängern sind immer gerechtfertigt. Möglichst nicht zügeln (neue allergische Stoffe!). Keine Fell- oder Feder-Haustiere! Im Schlafzimmer sollte es kühl, gelüftet und trocken (Luftfeuchtigkeit möglichst unter 50%) sein. Kein Teppich und regelmässig gründlich staubsaugen. Bettwäsche jede Woche heiss waschen (v.a. auch Wolldecken). Matratze, Duvet und Kissen in Plastikhüllungen stecken (v.a. die speziellen Matratzenhüllen reduzieren die Milbenbelastung zu 90 Prozent, z.B. „Allergy Control“-Produkte.). Es empfiehlt sich, waschbare Synthetik-Deckbetten statt Federduvets zu kaufen. Bei Polstermöbeln Leder- oder Kunststoffbezüge wählen. Stofftiere sollten jeden Monat einen ganzen Tag in den Tiefkühler. Vorhänge häufig waschen. Wohnlagen über 1000 Meter über Meer und im 3.Stock an aufwärts sind milbenarm.
Entfernen Sie die beliebte Zimmerpflanze Ficus benjaminus (häufig mit Kreuzallergie gegen Latex) aus Ihren Räumen. Sie können dieses Allergie per Prick-Hauttest vom Dermatologen bestätigen lassen.
Als Kerzen sollte man in Innenräumen nur mehr solche aus Stearin und Bienenwachs benützen, da die häufigsten Paraffinkerzen einen massiven Feinstaub abgeben (der „Diesel-Lastwagen“ im Wohnzimmer!).

Chronisch verstopfte Nase anderer Ursachen

30% aller verstopften Nasen haben eine Kombination von positivem Allergienachweis & auch eine vasomotorische Ursache oder sind auch Mundatmer.

Dann existieren häufig Menschen mit chronisch verstopften Nasengängen und negativem Allergie-Hauttests (RAST), keine bekannten Allergieauslöser, keine familiäre Allergiegeschichte (Atopie), einer vorhandenen Sekretion postnasal (postnasal drip = hinten der Rachenwand nach), fehlendem Jucken in der Nase, ev. fehlendem Nasenlaufen (eher selten), ev. fehlendem Niesen (eher selten), fehlenden anderen allergischen Symptome (Asthma, Ekzeme), mit rötlicher Nasenschleimhaut (und nicht blass, geschwollen – wie bei Allergie) und ganzjährigem Verlauf. Dies alles spricht für „nicht-allergischen Schnupfen“.

Die nicht-allergischen chronischen Schnupfen werden unterteilt in die sog. „Vasomotorische Rhinopathie“ (eine Gefässdysregulation der Nasenschleimhäute, dachte man früher – deshalb dieser Name).
Heute besteht die Annahme von zwei Ursachen:
1) Hyperreaktivität (also eine übertriebene Reaktion) der Schleimhäute auf x-beliebige Reize ist. Die Reize können durch äussere (kalte, trockene, verstaubte Luft, Rauch, Hitze, Chemikalien, Alkohol, scharfes Essen) oder innere (psychische) Reizsituationen.
2) Mundatmer (vor allem nachts bei Schnarcher und offenem Mund und tagsüber bei verstopften Nasengängen und/oder beim Sport.

Hormonell oder Drogen-induzierte Rhinitis: Hormone (Schwangerschaft, Antibabypille, Hypothyreoiditis) oder Drogen/Medikamente (Blutdruckmedis: ACA-Hemmer, Reserpin, Methydopa, Prazosin, Beta-Blocker – dann Chlorpromazine, Aspirin, NSAR-Schmerzmittel, abschwellende Nasentropfen und -sprays) können chronische nicht-allergische Schnupfen auslösen.

Übrigens: Schon bei einem akutem Schnupfen sind immer auch die Schleimhäute in den Nasennebenhöhlen mit-geschwollen: Es besteht also immer auch eine Rhino-Sinusitis! Ein chronischer Schnupfen ist also immer auch eine chronische Sinusitis!

Therapie

Allergischer Schnupfen sollte mit Meiden der Allergene, mit Hyposensibilisierung (Pollen) und mit anti-allergischen Medikamente behandelt werden.

Bei den nicht-allergischen Schnupfen sollten obige Reize, Hormone oder Drogen/Medikamente vermieden werden. Es sollten kreislaufstabilisierende Massnahmen probiert werden (z.B. mehr Bewegung, Kneippsche Wechselbäder).

Nie abschwellende Nasensprays! Sie schädigen, länger als eine Woche angewendet die Nasenschleimhaut.

Nasenspülungen: siehe weiter unten…

Nasenatmung provozieren – Mundatmung verhindern:
vor allem nachts (hilft auch gegen das Schnarchen):
Mund mit kleinem, Briefmarkengrossen Stück chirurgischem Gewebeband, das man vor dem Einschlafen auf die Mitte des Lippenspalts geklebt hat. Man gewöhnt sich nur langsam daran (deshalb in erster Nacht vielleicht nur 30 Minuten, dann 60, usw…).
Tagsüber (vor allem während Sport) ist das Nasenatmen eine Bewusstseinsübung. Ein Mensch mit chronisch verstopfter Nase sollte erreichen, dass er schlussendlich ausschliesslich mit geschlossenem Mund, nur noch durch die Nase atmen kann!

Nasenspülungen:
Sehr effektiv sind auf die Länge Nasenspülungen mit sog. physiologischer Salzlösung (1 gestrichener Teel. Kochsalz auf ½ l Wasser oder etwa eine Prise pro Deziliter). Sie kann z.B. mit einer Spezial-Giesskanne aus dem Sanitätsgeschäft wie auf dem Bild ins eine Nasenloch eingeflösst werden.

Man kann auch einfach eine 20ml-Spritze vom Hausarzt dazu gebrauchen:

dasselbe als PDF-Datei: www.dr-walser.ch/nase.pdf

In einer grossen randomisierten Studie wurde bei der chronischen Sinusitis diese Nasenspülungen gegen Kochsalz-Spray und gegen Kortison-Spray. Die zweimal-pro-Tag Spülungen waren den Sprays klar überlegen und dem Kortisonspray ebenbürtig (Pynnonen MA et al.,Arch Otolaryngol Head Neck Surg 2007;133:1115-1120).
Auch tägliche Nasenspülungen mit hypertoner Kochsalzlösung (also mehr Salz als oben beschrieben) wirken bei akutem Schnupfen positiv mit weniger Sinusitis-Symptomen (Rabago D et al, J Fam Pract 2002;51:1049-55).

Nach der Spülung zusätzlich einmal täglich für längere Zeit Gencydo 1% – Weleda (verdünnte Fruchtsäfte) in beide Nasenlöcher sprayen.
Gute Erfahrungen bei verstopften Nasen mache ich auch immer wieder mit Sinupret®, einer Mischung aus fünf Pflanzen, die sekretolytisch, antiphlogistisch und antiviral wirken.
Einen seltene Fall eines meiner Patienten muss ich noch erwähnen: Er war allergisch auf den Weichspüler seiner Nasetücher. Beim Wechsel auf Papiernasetücher stoppten alle Symptome!

Bei allen chronischen Symptomen lohnt sich auch immer, die körpersprachliche Aussage etwas sinken zu lassen: „Ich bin verschnupft!“.

Nasenspülungen sonstwo…

In der Medizin haben Nasenspülungen mit Salzlösungen schon immer ihren festen Platz: in der Nachbehandlung nach Operationen, als Prävention und Therapie verschiedener Krankheiten wie Pollenallergien, chronischer Nebenhöhlenentzündungen oder sogar Mukoviszidose – einer angeborenen Stoffwechselstörung, bei der zäher Schleim entsteht, der allmählich lebenswichtige Organe verstopft.

Wissenschaftliche Studien zum Thema Nasenduschen und ihr Einfluss auf das Coronavirus gibt es bisher noch nicht. Jetzt haben US-Forscher von der Oregon Health and Science University zumindest die Daten bestehender Untersuchungen mit anderen Nasenviren ausgewertet. Demnach könnten Nasenspülungen auch im Kampf gegen Corona hilfreich sein. Die Wissenschaftler schreiben dies dem «Spüleffekt» zu. Vor allem die Salzlösung trage dazu bei, dass das Sekret flüssiger wird und sich mitsamt Partikeln und Viren leichter ausspülen lässt. Auf diese Weise vom Schleim befreit, können sich die Flimmerhärchen in der Nase wieder besser bewegen und so ihren Teil zur natürlichen Nasenreinigung beitragen.

Veröffentlicht am 07. Juni 2017 von Dr. med. Thomas Walser
Letzte Aktualisierung:
17. Januar 2024